Krippenspiel 2010
Lied: Tochter Zion 1-2
1. Propheten:
1. (Mi 5,1) Dir, Betlehem, lässt der HERR sagen: »So klein du bist unter den Städten in Juda, aus dir wird der künftige Herrscher über mein Volk Israel kommen.
2. (Jesaja 11,1 ff.) Ein Spross wächst aus dem Baumstumpf Isai, ein neuer Trieb schießt hervor aus seinen Wurzeln.
3. Ihn wird der HERR mit seinem Geist erfüllen, dem Geist, der Weisheit und Einsicht gibt, der sich zeigt in kluger Planung und in Stärke, in Erkenntnis und Ehrfurcht vor dem HERRN. Gott zu gehorchen ist ihm eine Freude.
4. Er urteilt nicht nach dem Augenschein und verlässt sich nicht aufs Hörensagen. Den Entrechteten verhilft er zum Recht, für die Armen im Land setzt er sich ein.
5. Seine Befehle halten das Land in Zucht, sein Urteilsspruch tötet die Schuldigen. Gerechtigkeit und Treue umgeben ihn wie der Gürtel, der seine Hüften umschließt.
6. Dann wird der Wolf beim Lamm zu Gast sein, der Panther neben dem Ziegenböckchen liegen; gemeinsam wachsen Kalb und Löwenjunges auf, ein kleiner Junge kann sie hüten.
7. Die Kuh wird neben dem Bären weiden und ihre Jungen werden beieinander liegen; der Löwe frisst dann Häcksel wie das Rind. Der Säugling spielt beim Schlupfloch der Schlange, das Kleinkind steckt die Hand in die Höhle der Otter.
8. Niemand wird Böses tun und Unheil stiften auf dem Zion, Gottes heiligem Berg. So wie das Meer voll Wasser ist, wird das Land erfüllt sein von Erkenntnis des HERRN.
9. Wenn jene Zeit gekommen ist, dann wird der Spross aus der Wurzel Isais als Zeichen dastehen, sichtbar für die Völker; dann kommen sie und suchen bei ihm Rat. Von dem Ort, den er zum Wohnsitz nimmt, strahlt Gottes Herrlichkeit hinaus in alle Welt.
Lied: Tochter Zion 3
2. Vorwort Erzähler / Weise in Babylon
Erzähler: Wir denken immer, dass das, was ist, einfach da ist.
Aber große Ideen und wirkliches Verstehen brauchen Zeit. Manchmal dauert es Jahrhunderte, bis die Zeit für wichtige Dinge reif ist. Manchmal brauchen wir fast ein ganzes Leben, um zu erkennen, was wichtig für unser Leben ist. So befinden wir uns in einer solchen langen Tradition des Verstehens und unser Leben ist eingebunden in den langen Weg der Menschheit durch die Zeit.
Die alten Texte der Propheten , die wir eben gehört haben– vor 2800 Jahren formuliert- sind noch heute spannend.
Aber auch die tiefgründigen mythischen Erzählungen der Weihnachtsgeschichte, sie haben uns noch heute eine Menge zu sagen. In ihnen zeigt sich, wie radikal sich die religiöse Deutung der Welt verändert hat, wie offen sie für unsere Erfahrungen und unsere moderne Welt geworden ist. – Mancher hat das nach fast 2000 Jahren immer noch nicht mitbekommen.
So bitten wir Sie – so wie die Leute in der Weihnachtsgeschichte – offen zu sein für das Hintergründige und tiefsinnige in unserem Leben. Denken Sie nicht: Eigentlich weiß ich schon alles.
Es gibt viel Neues zu entdecken – so, wie zum Beispiel für die weisen Leute aus dem Morgenland, die vielleicht in Babylon zu Hause waren.
Weiser 1: Manchmal mache ich mir meine Gedanken, darüber, was wir eigentlich wissen. Alles ist doch wie ein unbegreifliches Schauspiel und wir wissen nicht wer im Hintergrund die Fäden zieht und wie er das macht. Es sind die Götter, die Sterne, in denen wir die göttlichen Mächte verehren, die alles bestimmen – manchmal gnadenlos.
Weiser 2: Du sprichst wie der Priester, der vorhin das Opfer darbrachte und damit das große Unheil abgewendet hat, wie er sagte. Er hat die Götter besänftigt und uns eine gnädige Zeit gegeben. Er war der Meinung auf dem Turm, dass er das Gleichgewicht zwischen Himmel und Erde wieder hergestellt hat- wenigstens vorläufig.
Weiser 3: Also wenn ihr mich fragt, wenn ich in die Weite des Himmels schaue, denke ich mir dass alles ewigen Gesetzen folgt, so wie die Sterne sich bewegen und wir seit hunderten von Jahren schon aufzeichnen. Da fragt eigentlich keiner nach uns. Da sind wir wie ein paar Ameisen, wie ein paar Sandkörner, auf die es doch nicht ankommt im Getriebe der Zeit. Das was der Priester tut ist doch Mumpitz.
Weiser 2: Ob es so ist oder so, besser ist, man versichert sich und bringt das Opfer dar. Man weiß ja nicht. Wenn es etwas hilft, dann ist es gut. Wissen wir, wie es wäre, wenn man nicht opferte. Ich mag nicht daran denken. Woher willst du wissen, dass es die verborgenen Dinge nicht gibt.
Weiser 1: Ich denke, es gibt einen größeren Planer, einen größeren Zusammenhang. (zu Weiser 3)Du bist doch nicht wie ein Sklave jeden Tag nur deine Arbeit macht und gar nicht zu Nachdenken kommt. Du hast Zeit zum Nachdenken, beobachtest die ewigen Kreisläufe. Und doch bist du so uneinsichtig?
Weiser 3: Gerade weil alles so groß ist, was hat das mit uns zu tun? Wo kann man sehen, dass die Götter einen Plan haben? Gibt es einen Sinn, den das Leben des Einzelnen hat?
Weiser 1: Da musst du mal unsere jüdische Dienerin hören. Los, komm mal her. Erklär uns mal deine Sicht der Dinge.
Dienerin: Vor Jahrhunderten haben unsere Vorfahren es hier in Babylon aufgeschrieben, dass die Sterne keine Götter sind, sondern hinter allem in der Welt ein Gott steht, dessen Name man nicht ausspricht. Man muss ihn nicht versöhnen, sondern man soll ihn lieben und die Menschen mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und all seinem Verstand.
Weiser 3: Alle Achtung- das sagt eine Frau und kein Magier wie wir… Da- das könnte dich interessieren. Schau mal dort oben.
Dienerin: Ein heller Stern!
Weiser 1: Das kannst du nicht wissen, aber unsere alten Schriften reden davon, dass Jupiter und Saturn ganz eng zusammenstehen.
Dienerin: „Ein Stern geht auf im Volk der Jakobssöhne, ein König steigt empor in Israel.“ So heißt es in unseren Schriften. Wir erwarten den neuen Herrscher in Jerusalem.
Weiser 2: Es ist außergewöhnlich. Jupiter der Stern eines Königs und Saturn der Stern der Juden.
Weiser 1: Wir schauen uns das an. Los, lasst die Kamele satteln. Wahrscheinlich brauchen wir etwas Zeit. Jerusalem: Warum bist Du als Jude hier?`
Dienerin: Viele sind noch hier in Babylon. Es ist zu weit nach Hause. Viele Tagereisen. Wir haben unseren Betsaal hier und leben hier, auch wenn ich gern nach Hause gehen würde. Vielleicht nächstes Jahr in Jerusalem.
Lied:
3. Engel und Maria
Erzähler: So machten sich die Weisen auf die Reise. Es war der Drang etwas zu verstehen. Glücklicherweise gibt es diese Menschen, die an die wichtigen Dinge nicht so herangehen, als wüssten sie alles und hätten schon alles verstanden. Aber sie waren sich ganz sicher nicht bewusst, dass sie als Suchende schon Teil von Gottes Plan waren und wie man später sagte: Das Sinnbild der Heiden die Christus finden.
Apropos – Gottes Plan. Das gehört nun zum Geheimnisvollsten und Verwirrendsten in unserem Leben.
Im Nachhinein versteht man es, aber niemals zwischendrin. Es sind zu viele Unwägbarkeiten, Dinge die zufällig erscheinen, es doch nicht sind, Entscheidungen von Menschen, die es scheinbar durcheinander bringen… doch können die Gottes Wirken nicht aufhalten. Gott scheint mit ihnen zu spielen, auch wenn sie sich und ihr Leben für den Mittelpunkt der Welt halten.
Ob die Weisen schon unterwegs waren, als die junge Maria entdeckte, dass sie schwanger war? Aufgrund der Entfernung wäre es denkbar.
Vielleicht sprach Maria gerade das jüdische Abendgebet, als sie vom Engel angesprochen wurde.
Maria (betend): Gib, dass wir uns hinlegen, Gott, zum Frieden und lass uns wieder aufstehen zum Leben. Breite über uns das Zelt deines Friedens und richte uns auf durch ein Wort von dir. Hilf uns um deines Namens willen, schütze uns und wende von uns ab Hass, Krankheit und Gewalt.
Lass jedes Hindernis weichen vor uns und hinter uns. Birg uns im Schatten deiner Flügel, denn du bist ein gnädiger und barmherziger Gott.
Behüte unser Kommen und Gehen zum Frieden und zum Leben von nun an bis in Ewigkeit.
Verkündigungsengel: Maria, sei gegrüßt. Der Herr ist mit dir. Er hat dich zu großem ausersehen.
Maria schweigt
Verkündigungsengel: Du hast Gnade gefunden bei Gott und wirst schwanger werden. Du wirst einen Sohn zur Weltbringen und dem sollst Du den Namen Jesus geben. Er wird Sohn des Höchsten genannt werden und Gott wird ihn auf den Thron seines Ahnherrn David erheben: seine Herrschaft wird kein Ende haben
Maria: Wie soll das geschehen?
Engel: Gottes Geist wird über dich kommen, seine Kraft wird das Wunder vollbringen. Deshalb wird auch das Kind, das du zur Welt bringst, heilig und Sohn Gottes genannt werden. Auch Elisabet, deine Verwandte, bekommt einen Sohn – trotz ihres Alters. Sie ist bereits im sechsten Monat, und es hieß doch von ihr, sie könne keine Kinder bekommen. Für Gott ist nichts unmöglich.
Maria: Ich gehöre dem Herrn, ich bin bereit. Es soll an mir geschehen, was du gesagt hast.
Lied:
4. Maria bei Elisabeth
Erzähler: Woran soll man erkennen, dass hinter allem einer die Regie führt. Man kann es nur glauben. An etwas äußerlichen kann man es nicht erkennen. Manchmal scheint es so, als würde alles ganz anders.
Im Matthäus-Evangelium wird uns erzählt, dass, als Maria dem Joseph sagte, sie sei schwanger, dieser alles andere als begeistert war. Er wollte sie zwar nicht bloßstellen. Vielleicht wäre sie vor Gericht gekommen oder sogar gesteinigt worden. Es war ihm anzumerken, dass er nicht zu ihr stand und sich heimlich davonstehlen wollte.
Also ging Maria zu Elisabeth. Maria brauchte Hilfe und konnte nur hoffen, dass die viel ältere Elisabeth sie wenigstens aufnimmt. Sie eilte in den kleinen Ort in der Nähe von Jerusalem, wo am Berghang deren Haus lag. Diese hatte sich schon einige Wochen total zurückgezogen und war nicht mehr unter die Leute gegangen.
Maria: Ich wollte zu Elisabeth…
Kind 1: Sie ist die ganze Zeit nicht mehr aus dem Haus gegangen. Wir haben sie nicht mehr gesehen. Man sagt, sie lässt niemanden zu sich, nicht einmal die Nachbarn. Vielleicht hat sie das Gerede der Leute satt.
Maria: Aber fragen kann ich sie doch?
Kind 1: Ich glaube nicht. Sie redet ja mit niemandem.
Maria (geht hinein): Elisabeth
Elisabeth: Maria, ich glaube es nicht. Du kommst zu mir. Mein Kind bewegte sich in meinem Bauch, als ich deine Stimme gehört habe.
Maria: Ich hatte Angst, dass Du mir nicht öffnest.
Elisabeth: Nein, etwas Besseres kann mir nicht geschehen. Gesegnet bist du von Gott, auserwählt unter allen Frauen, und gesegnet ist die Frucht deines Leibes! Du glaubst, dass sich erfüllen wird, was dir zugesagt ist.
Maria: Maria, ich spüre, dass mir leichter wird. Ich bin begeistert, denn ich spüre trotz allem ganz deutlich, dass ich nicht auf mich allein gestellt bin.
Auch wenn ich ein unbedeutender Mensch bin, werden mich die Menschen glücklich preisen.
Denn der Allmächtige hat sich meiner angenommen.
Es ist sein Erbarmen, das nicht aufhört. Wer Gott die Ehre gibt, der wird das erleben. Die Armen und Unterdrückten werden es erfahren, lange bevor es die Mächtigen mitbekommen.
Lied:
5. Maria und Joseph
Erzähler: Maria blieb etwa drei Monate bei Elisabeth und wir wissen nicht, ob sie noch die Geburt Johannes des Täufers miterlebt hat. Sie konnte nur hoffen, dass sich inzwischen Joseph eines bessern besonnen hatte.
Joseph: Wenn ich meine Arbeit als Zimmermann nicht gehabt hätte, wäre ich nicht zur Ruhe gekommen. Ich bin hin- und hergerissen.
Sollte ich zu Maria stehen?
Eigentlich ist alles, was man nicht geplant hat, eine Zumutung. Es stand für mich fest, dass ich mich davon mache – heimlich, still und leise.
Um ehrlich zu sein, hat es mich dennoch verfolgt bis in meine Träume. Bis der Engel im Traum zu mir sprach:
Verkündigungsengel: Maria wird deinen Sohn bekommen. Nenne ihn Jesus, denn er wird die Menschen aus ihrer Verzweiflung und aus dem Verderben führen.
Joseph: Du kommst zurück?
Maria: Ja, zunächst wusste ich nicht was ich tun sollte. So war ich bei Elisabeth. Sie hat mir sehr geholfen und mich aufgerichtet. Sie ist mittlerweile schon Mutter geworden und hat ihr Kind Johannes genannt. Und du?
Joseph: Lass uns den Weg gemeinsam gehen. Ich stehe zu dir und zu dem Kind. Verzeih, dass ich einige Zeit brauchte, um zu erkennen, was richtig ist.
Maria: Ist schon gut.
Joseph: Es gibt das Gerücht, dass der Kaiser die Steuern auch bei uns erheben will. Bisher hatten seine Versuche bei uns Steuern zu verlangen wenig Erfolg, aber jetzt könnte es ernst werden. Ich muss dann in meinen Heimatort gehen, nach Bethlehem, dort wo mein Vorfahre David geboren wurde.
Maria: Wir werden es sehen. Wir lassen es auf uns zukommen. Es liegt in Gottes Hand.
Lied:
6. Die Volkszählung
Erzähler: Joseph sollte Recht behalten. Die Volkszählung kam und damit die Erfassung der Besitztümer.
Soldat: Achtung! Es ist der Befehl der Kaisers in Rom. Kaiser Augustus, er ist Gott und Gottes Sohn und alle haben ihm zu huldigen.
(Maria, Joseph, Mann und Kind)
Mann: Das mögen die Römer machen, wir nicht…
Soldat: Sei ruhig. Es ist ein Befehl, der für alle gilt. Jeder gehe in die Stadt, in der geboren ist und dort gebe er seinen Besitz an. Er wird dort eingeschrieben. Wehe dem, der dieser Pflicht nicht nachkommt. Er wird hart bestraft.
Maria: Es wird schwer werden. Lange ist nicht mehr bis zur Geburt.
Joseph: Ich möchte einmal einen Herrscher sehen, den es interessiert, was mit uns geschieht. Unser Herodes macht mit und alle, die etwas zu sagen haben. Denn er muss sich ja in Jerusalem und anderswo ein Denkmal bauen. Tut er mal etwas für uns? Schön wäre es…
Lied:
7. Die beschwerliche Wanderung
Erzähler: Joseph hatte allen Grund sich Sorgen zu machen. Seine schwangere Frau, kurz vor der Geburt, auch wenn sie das Laufen gewohnt war, konnte nicht 120 km in drei oder vier Tagen laufen. Auch die Freude auf die Geburt, sie war sicher vergangen, weil nicht klar war, wo sie sich ereignete. Nur eines blieb geheimnisvoll: Dass das Kind so nach Bethlehem kam, in die kleine Siedlung südlich von Jerusalem, wo einst der berühmte Vorfahre David geboren war und groß wurde. Aber es gab auch eine traurige alte Überlieferung, die jeder Jude kannte, nach der Jakob seine geliebte Frau Rahel in Bethlehem begraben musste, nachdem sie den zweiten Sohn zur Welt gebracht hatte.
Joseph: Kannst Du noch? … Wenn ich doch an deiner Stelle den Weg gehen könnte. Wenn wir einen Wagen hätten..
Maria: …dann wäre mein Kind vielleicht schon unterwegs geboren, auf diesen Wegen hier.
Joseph: Wenn ich Dir wenigstens sagen könnte dort vorn, um die nächste Ecke liegt Bethlehem. Es geht bergauf, und erst zuletzt sehen wir den kleinen Ort. Siehst Du dort die Lichter am Palst in Jerusalem, den Tempelberg. Alles schön und groß, aber wir haben kein Dach über dem Kopf und es wird bald dunkel.
Maria: Lass sein. Ich halte noch durch.
Joseph: Normalerweise ist der Weg nicht schlimm. Aber die Sorge um dich, macht ihn auch für mich nicht einfach: warum macht es Gott uns so schwer. Haben wir etwas verbrochen? Haben wir etwas falsch gemacht und die Leute in den Palästen machen alles richtig?
Maria: Wir gehören nicht zu denen, die herrschen und doch hat uns Gott gesegnet. Wir haben nicht viel, aber wir haben doch uns und ich habe jemanden, der mir tapfer zur Seite steht. Joseph, manch anderer hätte sich längst aus dem Staub gemacht.
Unser Kind weiß vom ersten Atemzug an, was Leiden bedeutet und so wird er die einfachen Leute nicht vergessen.
Joseph: Hoffentlich hast Du recht.
Lied
8. Herodes
Erzähler: Fast hätten wir sie vergessen, die nun schon so eine lange Strecke auf dem Kamel geritten oder vielleicht sogar gelaufen waren. Vielleicht waren es ja mehr als tausend Kilometer, die sie hinter sich gebracht haben. Es grenzt ja fast an ein Wunder, dass sie in Jerusalem ankamen und ihre Geschenke für ein Königskind in den vielen Herbergen nicht abhandenkamen. Sie haben gut darauf aufgepasst. Auch damals haben sich Dinge sehr schnell herumgesprochen. Ein oder zweimal an einer Brücke Zoll bezahlt und erwähnt, wo man hinwollte – Und schon wusste der König Herodes Bescheid.
Herodes: Was gibt es an Neuigkeiten?
Berater: Nun ja, es gibt so ein paar Magier aus dem Osten, die kommen jeden Moment in Jerusalem an, sie suchen ein Kind bei Euch, den zukünftigen König.
Herodes: Da hätten sie mal vor zwanzig Jahren kommen sollen. Da lebten die meisten noch… Da denkt man, dass sich in unseren Zeiten alles herumgesprochen hat. Dass der Kaiser meine Söhne wegen Aufruhrs gegen mich zum Tode verurteilt hat, das weiß doch nun jeder. Aber wo die herkommen, da kriegen sie nichts mit aus unserer neuen Welt. Was meint Ihr?
Berater: Herr…
Herodes: Ach sei ruhig, ich weiß es jetzt. Es ist eine Verschwörung der Pharisäer. Sie wollen mich verunsichern. Habe ich von denen nicht erst eine ganze Menge beseitigen lassen? Jetzt rächen sie sich und wollen das Volk rebellisch gegen mich machen.
Berater: Ich glaube, sie sprechen von dem neu geborenen König der Juden, von dem Messias.
Herodes: Das ist noch gefährlicher. Habt ihr schon nachgeforscht?
Berater: Ich habe den Hohepriester und Schriftgelehrte befragt. Der Messias wird in Bethlehem geboren, sagen die Schriften.
Herodes: Ich könnte dem Geheimdienst die Köpfe abschlagen lassen. Leute aus dem letzten Winkel der Erde wissen es, aber ich bin nicht informiert. Erst jetzt werde ich informiert. Zu guter Letzt weiß es mein Freund, der Kaiser Augustus, noch vor mir???
Berater: Machen wir kurzen Prozess mit ihnen.
Herodes: Nein. Ich gehe der Sache auf den Grund. Empfangt sie. Zeigt Ihnen Jerusalem. Sie sollen sich baden und auf nichts verzichten. Ein paar Tänzerinnen können ihnen ja Gesellschaft leisten. Sie sollen nichts merken. Sie sollen sich fühlen wie im siebten Himmel. Sie müssen denken, dass sie sicher sind.
Berater: Gut…
Lied:
9. Die Geburt Jesu
Erzähler: Davon konnten Joseph und Maria nichts ahnen. Wie sollten sie auch.
Maria hielt durch. Manchmal musste sie noch Joseph beruhigen, der es eigentlich gar nicht so schwer hatte.
Aber wie uns oft die trösten, die es schwerer haben als wir, so tat das auch Maria.
Bethlehem – Ihr wisst das schon, war eine kleine Stadt, fast ein Dorf. Ob nun so viele wegen der Volkszählung kamen, das wissen wir nicht genau. Vielleicht konnte und wollte man eine Frau, die ihr Kind bekam nicht über die Leiter in das einzige Zimmer des Hauses holen. Unten im Haus war meist nur das Vieh.
Wer holt schon jemanden wildfremden in das Haus, oder gar die entfernte Verwandtschaft, die dann vielleicht noch Ansprüche anmeldet?
Man weiß ja nie…
Hätten sie nicht auch zu Hause bleiben können…?
Wirtin 1: Ein Quartier wollt ihr?
Mann 2: Ich weiß nicht. Ich an eurer Stelle wäre ich in diesem Zustand nicht auf Wanderschaft. Was da alles passieren kann. Was denn… es geht ihr schon schlecht. Wen wundert das.
Joseph will ansetzen zum Reden
Maria: Joseph… Joseph
Joseph: (genervt) Ja. … Mann wenn es so einfach wäre und wir es uns hätten aussuchen können. Ich wäre auch gerne zu Hause geblieben.
Mann 2: Na siehst du… aber jetzt ist es zu spät.
Maria: Es ist noch nicht zu spät. Wir sind ja angekommen.
Joseph: Habt ihr nun ein Zimmer oder habt Ihr nichts? Ihr müsst ja nur Nein sagen und dann gehen wir weiter.
Wirtin: Also wenn ich mir das überlege…eigentlich helfe ich ja gerne, aber heute passt es mir nicht.
Mann 2: Ich meine es auch. Geht weiter und belästigt uns nicht! Und beim nächsten Mal wird vorher überlegt, was an tut.
Joseph will antworten und erhebt die Hand, aber Maria hält ihn zurück.
Maria: Mir geht es nicht mehr gut. Es hilft mir nicht, wenn du dich aufregst. Komm hilf mir weiter.
Joseph: Na gut, ich frage dort… Wisst ihr nicht, wo wir unterkommen können. Meine Frau…
Kind 2: Ich sehe es schon, was los ist. Ihr habt keine Zeit mehr. Bei uns ist alles voll. Geht in den Stall dort hinten: Dort habt Ihr ein Dach über dem Kopf.
Maria: Komm lass uns gehen. Ich habe dabei, was wir jetzt brauchen…
Lied: Es ist ein Ros entsprungen
Erzähler: Maria gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen, wickelte ihn in Windeln und legte ihn in die Futterkrippe.
Lied. Stille Nacht, heilige Nacht…
10. Die Weisen bei Herodes
Erzähler: Herodes hat die Weisen auf das Beste bewirten lassen, bevor er sie zur Audienz bestellt hat.
Weiser 1: Ich hatte gedacht, dass zu Hause die großartigsten Gebäude stehen. Aber das hier übertrifft sie bei weitem. Das Gold am Tempel, die Vorhöfe – schade, dass wir sie nicht betreten dürfen.
Weiser 2: Man könnte denken, man ist in der Hauptstadt des Kaiserreiches, und nicht in der Provinz. Scheint ein schlauer Kerl zu sein – dieser Herodes.
Weiser 3: Sein Palast ist ja die blanke Sahne – von den Tänzerinnen ganz zu schweigen. Das gibt 10 Punkte.
Weiser 1: Pass auf, was du sagst. Es kann sein, dass es noch andere Seiten gibt.
Berater: Sehr geehrte Herren, ich bringe Euch zum König.
Weiser 2: Sehr gerne.
Herodes: Wie seid Ihr aufgenommen worden. Wart Ihr zufrieden. Wenn nicht, werde ich die Sklaven gebührend bestrafen.
Weiser 3: O ja, wir waren mehr als zufrieden. So gut wie hier bei Euch geht es uns zu Hause nicht.
Weiser 1: Wir waren nicht nur über Eure Großzügigkeit erstaunt, wir bewundern Euch auch als Bauherrn in Jerusalem. Wer weiß, ob es jemals in der Vergangenheit so großartig hier aussah. Auch Eure religiöse Weitsicht ist eines Hirten des Volkes angemessen: Solch einen Tempel zu erbauen mit seinen großartigen Vorhöfen – es ist einzigartig. Leider können wir sie nicht betreten.
Herodes: Ich schaue von oben, von meiner Burg auf die Vorhöfe, denn ich betrete sie auch nicht. Nun sagt aber, was war da mit dem Kind, das Ihr sucht. Mit könnt Ihr es anvertrauen, wo ich es finden kann.
Weiser 2: Wir haben nur seinen Stern gesehen und sind dem Stern gefolgt.
Herodes: Ich habe Euch etwas Spaß bereitet, jetzt könnt Ihr mir helfen. Geht hin und sagt mir dann, wo ich das Kind finden kann. Ich will diesem Kind huldigen und vielleicht hole ich es hierher in den Palast, um ihm alles zu geben. Aber – bitte ich habe auch ein paar Feinde – verratet es niemandem.
Weiser 3: wir müssen weiterziehen…
Lied:
11. Die Hirten
Erzähler: Gar nicht weit weg von Bethlehem waren Hirten bei ihren Herden. Wie tausend Jahre vorher einst David die Schafe auf den Wiesen hütete und zunächst nicht mitbekam, dass der alte Priester Samuel einen neuen König suchte, so waren auch sie mit ihrer alltäglichen Arbeit beschäftigt und zunächst war es ein Tag wie jeder andere.
Kind 3: Mann, du kommst ja wieder mal spät. Immer ist es das gleiche. Wir wollten schon lange mit unserem Spiel anfangen.
Hirte 3: Du solltest um diese Zeit schlafen.
Mann, ist diese Nacht vielleicht klar. Bis Jerusalem kann man von hier sehen.
Hirte 2: Trotzdem hat er recht. Du könntest doch mal rechtzeitig kommen.
Hirte 3: Du weißt doch wie das ist. Erst hatte ich Mühe, alle Schafe in den Pferch zu bekommen. Dann habe ich gemerkt, dass eins fehlte.
Hirte 2: Typisch, da bist du jetzt drei Stunden wegen einem Schaf unterwegs gewesen.
Hirte 3: Ich konnte es doch nicht zurücklassen. Alleine wird es von den wilden Tieren gerissen. Aber Du hättest dich wahrscheinlich nicht drum gekümmert. Deswegen vertrauen Dir die Leute auch kaum ihre an.
Kind 4: Aber an mich hättest du denken können. Ich hätte gern noch mit Dir gespielt.
Hirte 3: Ja, du hast Recht. Aber versteht das denn keiner, dass man die Dinge nicht laufen lassen kann. Es geht doch um die Schafe, für die man verantwortlich ist. Man lässt sie nicht einfach zurück. Außerdem lassen wir euch beide doch auch nicht einfach gehen, nur weil sich sonst niemand um euch kümmert.
Kind 3: Kinder sind aber etwas anderes als Schafe.
Hirte 1: Ihr habt beide recht. Ich denke aber. Wer sich im Kleinen nicht kümmert, der wird es im Großen nicht tun. Wer seine Schafe laufen lässt, den kümmern auch keine Kinder.
Hirte 2: Da drüben ist das Schloss von Herodes, unserem höchsten Hirten. Meinst du, dass es ihn schert, wie es dir geht oder mir. Hauptsache er hat seine Schafe im Trockenen. Er ist doch das Beispiel für alle.
Hirte 3: Man, du redest dich noch einmal um Kopf und Kragen. Jeder, der dich hört, er könnte dich wegen Beleidigung des Königs anzeigen. Dann hütest du nicht mal mehr Schafe. Und außerdem. Hast du keine Achtung vor Gott? Seit wann tun wir das, was die Mächtigen tun? Seit wann sind sie der Maßstab? Du, du alleine entscheidest, was du tust. „Gerechtigkeit erhöht ein Volk und die Sünde ist der Leute Verderben“.
Hirte 2: Jaja, jetzt fängst du wieder an zu predigen. Was schert es Gott, was wir kleinen Leute tun? Was spielt das für eine Rolle, was ich mache. Andere bestimmen die Geschichte – da drüben – in Jerusalem, die mit dem Kaiser in Rom reden. Bei mir gibt’s nur eins – wie ich bequem durchkomme. Etwas anderes interessiert mich doch nicht.
Hirte 1: Lass ihn in Ruhe. Wer recht hat, zeigt sich zum Schluss und nicht am Anfang.
Kind 4: Seht ihr das? Was ist da los?
Hirte 2: Los, werft euch nieder…
Lied (Engel): Vom Himmel hoch da komm ich her…
Engel: »Habt keine Angst! Ich habe eine frohe Nachricht für euch und für das ganze Volk. Heute ist euch der Heiland geboren, in der Stadt Davids: Christus, der Herr! Und dieses ist das Zeichen, an dem ihr ihn erkennt: Ihr werdet ein neugeborenes Kind finden, das liegt in Windeln gewickelt in einer Futterkrippe.«
Lied der Engel: Engel haben Himmelslieder / Gloria deo in excelsis
(Hirten stehen auf)
Hirte 3: Kommt steht auf. Wir müssen dem Kind und den Eltern etwas mitnehmen. Du nimmst ein Fell mit, Du unser Brot, du unsere Suppe. Die wird der Mutter gut tun.
Hirte 2: Du meinst ich kann auch mitgehen.
Hirte 1: Was hat der Engel gesagt? Hat er dich ausgeladen?
Kind 3: Und was nimmst Du mit?
Hirte 3: Ich werde den Eltern von den Engeln erzählen. Gute Worte zur richtigen Zeit stärken mindestens so wie Brot oder eine gute Suppe. Los geht’s.
Lied: Kommet ihr Hirten
Erzähler: Es ging ganz schnell. Sie liefen so schnell sie konnten, um nicht zu spät zu kommen.
Kind 4: Wenn sie so schnell laufen könnten, wie sie reden…Kommt!
Hirte 1: Ich komme ja. ( zu den anderen) Los, beeilt euch.
(zu Joseph) Dürfen wir in den Stall kommen?
Hirte 2: (zu Maria:) Nehmt es bitte an.
Hirte 3: Wir haben Euch so viel zu erzählen…
12. Die Weisen kommen zum Kind
Erzähler: Wir lassen die Hirten erst einmal reden. Maria bewegte es in ihrem Herzen, heißt es in der Bibel. Und wir wenden uns noch einmal den Weisen zu.
Ob sie es finden werden? In dem kleinen Örtchen, ohne Wegweiser –
Weiser 1: Jerusalem – ja das war eine Stadt, aber dieses Nest hier?
Weiser 2: Ich rieche schon immer etwas an dem Weihrauch. Eine ganz kleine Menge habe ich schon angemacht, damit es besser riecht.
Weiser 3: Und ich an der Myrrhe. Gut dass wir das dabei haben.
Weiser 2: Sage mal, was will Herodes hier. Glaubst du, dass er sein Schloss, das wie eine Burg gebaut ist ohne weiteres verlässt und hierher geht?
Weiser 3: Er schickt seine Leute. Sie kennen keine Gnade. Da braucht der Neugeborene eine kleine Armee. … Alles schläft. Keiner scheint uns zu bemerken, niemand den wir fragen können. ..Halt, da hinten seht mal – ein kleines Licht. Und der Stern scheint hier zu scheinen – über dem kleinen Stall. Seht das Kind…
Weiser 1: Alles hätte ich erwartet – aber das nicht. Keine Mauer als Schutz drum herum, kein Palast – wehrlos. Hier können wir Herodes nicht herkommen lassen oder ganz und gar seine mordenden Soldaten.
Weiser 3: Kein Reichtum, ein paar redliche Hirten und die Eltern. Der den Gott sendet ist ganz arm. Ich habe die Idee: Er wird seine Leute nicht mit Reichtum oder Macht beschenken, er macht sie bereit zum Schenken und zum Geben – wie uns.
Weiser 2: Seht euch Mutter und Vater an! Das wird kein Krieger und kein Feldherr. Er wird sie vom Krieg abbringen. Von Hass und Gewalt. Das braucht unsere Welt.
Weiser 3: Hier gibt es nicht mehr das verschlossene Heilige und das Unheilige, das Reine und das Unreine.
Jeder gehört dazu. Von nun an wird der Glaube alle beseelen können, auch uns Heiden. Wir sind nichtausgeschlossen, wie im Tempel, sondern ganz nah dran.
Es muss einen geben, der das alles geplant hat. Es ist ein zu großes Geheimnis.
(überreichen die Geschenke und knien nieder)
Kinder: Ihr Kinderlein kommet
Alle: ….
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