von Andreas Gehrke
Neubiberg 2011

Saupreiß, himmlischer!

# Figur Darsteller
1. Große Tochter (GT)  
2. Kleine Tochter (KT)  
3. Mutter  
4. Vater  
5. Weihnachtsengel  
6. Maria  
7. Josef  
8. Kaspar  
9. Melchior  
10. Balthasar  
11. Gabriel  
12. Hirte I  
13. Hirte II  
14. Hirte IV  
15. Hirte V  
16. Wirt I  
17. Wirt II  
18. Wirt III  
19. Pfarrer  
20. Vorleserin  

Hirte III wurde aufgeteilt.

Equipment:

iPads, Nebelwerfer, Stroboskop, zwei Stühle, Geschenke, Spielkarten, Quatsch.

Erste Szene (bei Familie von und zu Moosgummi)

(Die Töchter stehen in der Mitte eines Ozeans von Geschenken (Größe ca. Schuhkarton). Sie scannen Barcodes ein. Sie scannen, gucken, scannen, kicken Pakete von der Bühne. Dann noch eines. KT hebt ein weiteres auf, scannt, guckt auf das iPad):

GT: „Ok, lass‘ mal sehen. (Nimmt es ihr weg) Einkaufswert bei Amazon € 650 – (EURO), Wiederverkaufswert bei eBay € 590,– (EURO). Die paar Peanuts lohnen die Mühe wohl nicht. (Schmeißt das Paket von der Bühne.)

KT (extrem altklug): „Doch am Ende des Tages steht immer noch die Bilanz!“

GT (laut): „Maaaaamaaaaa, Paaaaapaaaaa!“

(Wartet 5 Sekunden!)

(Mutter und Vater erscheinen unter der Bühne und schauen zu ihren Kindern hinauf)

Mutter: „Ja, mein Herz, was können wir für Euch tun?“

KT: „Warum mussten wir so lange warten? Jetzt könnten wir uns eventuell ungeliebt fühlen!“

Vater: „Aber meine lieben Engelchen, wie können wir das wieder gutmachen?“

GT: „Nun, wir werden uns etwas einfallen lassen!

KT: „Entschuldigung angenommen!“

GT: „Bis Widerruf!“

Mutter: „Oh, danke! Und warum hast Du uns gerufen, mein Täubchen?“

GT: „Wir wollen Euch unsere Bilanz präsentieren!“

KT: „Den Weihnachtsabschluß 2011!“

GT: „Vorläufiges Ergebnis!“

KT: „Inklusive Schenkungssteuerhinterziehungsstrategie!“

Mutter (ins Publikum): „Sind sie nicht entzückend?“

(Die Eltern steigen auf die Bühne, schauen auf die Kinder herunter, die Kinder steigen auf die Stühle, so dass die Eltern wiederum zu ihnen aufschauen müssen).

Mutter (hingebungsvoll): „Unsere Zeit ist Eure Zeit!“

GT: „Positiv an der diesjährigen Analyse ist, dass die Wirtschaftskrise uns jedenfalls nicht tangiert hat. Auch dieses Weihnachtsfest hat ordentliche Gewinne abgeworfen.“

KT: „Wobei – die Steigerungsraten sind nach oben extrem elastisch. Fakt ist, dass Onkel Archibald zu Mum-Pitz wohl Schwierigkeiten hat. Seine Präsentkennzahlen gingen in den letzten Jahren kontinuierlich zurück. Damit beweist er allenfalls einen konsequenten Abstieg, doch dieser Abstieg steht reziprok zu unserer berechtigten Erwartungshaltung!“

GT und KT (zusammen laut und weinerlich): „Wie kann er uns so enttäuschen, schließlich sind wir nur kleine, schwache Kinder!“

Vater (hastig): „Ich werde das sofort bei Archi ansprechen!“

GT: „Anders allerdings verhält es sich mit dem Tantchen Klara von ab und zu Lichtenstein. Die beweist eine klare Haltung hinsichtlich der Investition in zukünftige Besuche unsererseits. Ob sie sich allerdings eine Teilnahme an unserer Hausmusik einmal pro Quartal erkauft hat, ist noch nicht gesichert. Vielleicht kann da noch nachgebessert werden…..?!“ (Guckt erwartungsvoll die Eltern an).

Mutter: „Klärst Du das mit Klärchen!“

Vater: „Na klar!“

KT: „Summa summarum gibt es eine positive Korrelation zwischen Ertrag und emotionalem Zustand unserer Persönlichkeiten!“

Mutter (freudig): „Das heißt, Ihr seid glücklich?“

(GT und KT gucken strahlend und herzallerliebst ins Publikum – beide): „Ja, Mamachen, wir sind ja so glücklich!“

Vater (wischt sich mit einem Taschentuch den Schweiß von der Stirn): „UFF!“

Mutter (nimmt Vater Hand, strahlt ins Publikum): „Das ist es doch, was Weihnachten ausmacht; diese strahlenden und leuchtenden Kinderaugen!“

(Am Rande der Bühne erscheint eine verschleierte Gestalt (der Weihnachtsengel) und schaut die Familie an, lauscht!)

GT (streng): „Was heißt übrigens UFF?“

Vater: „Ähähähäh…..Gemeint war…öhmöhmöhm: OooHooo, wie schön, dass meine geliebten Kinderlein so glücklich sind!“

(Mutter und Kinder unterhalten sich am Rande der Bühne)

Vater (in Richtung der versteckten Weihnachtsengel, die er aber nicht wahrnimmt): „Blöde Gören!“

Weihnachtsengel (leise zu Vater); „Interessante Namen, die Ihre Kinder da haben, Blöde Gören! Skandinavisch? Und wer ist Blöde und wer ist Gören?“

Vater (zuckt zusammen): „Um Gottes Willen, wer sind sie denn und wo kommen Sie her? Passen Sie bloß auf, dass Sie meine Kinder nicht im kurzem Zeitfenster monetär motivierten Glückes stören!“

Weihnachtsengel: „Monetär motiviert. Dann müssten sie eigentlich Öre Gören heißen. Aber keine Sorge, die bekommen gar nicht mit, dass ich da bin! (guckt sich um) Sie haben eine wirklich originelle Methode, Weihnachten zu feiern.“

Vater (dankbar und kumpelhaft): „Oh danke. Mir ist sie etwas zu aufwändig, aber man tut ja alles für die Kinder, höhöhö!“

Weihnachtsengel (verständnislos und streng): „Tut man das?“

Vater (verunsichert): „Nicht?“ (druckst herum) Na ja, ein bisschen weniger wäre mehr, aber was soll ich denn machen?“

Weihnachtsengel (moralinsauer und wichtig): „Wie bekommen Sie eine Verbindung von dieser Masse von Geschenken (zeigt auf die Geschenke) zum Weihnachtsfest (zeigt auf den Weihnachtsbaum)? Und wenn Sie es nicht schaffen, wie wollen sie eben das diesen Monstern ……ops…. Ihren Kindern beibringen? (streng) Los, Weihnachten! Worum geht es?“

Vater: „Ich weiß schon, worum es geht. Maria und Josef und Krippe und Jesus und Herodes und Weise und Hirten und Schafe und großer Stern und so weiter!“

Weihnachtsengel: „Ja, nicht schlecht. Hatte schon schlimmere Fälle!“

Vater: „Zum Beispiel!“

Weihnachtsengel: „Letztes Jahr in Wien, da hatte ich einen, der behauptete, ohne Weihnachten nicht leben zu können!“

Vater: „Aber das muss gerade Ihnen doch gefallen haben!“

Weihnachtsengel: „Zu Beginn schon, aber dann stellte sich heraus, dass er eigentlich nicht Weihnachten meinte!“

Vater: „Sondern?“

Weihnachtsengel (lallt leicht): „Weihn-acht-el-rot, bittsääähr!“

Vater: „Na dann, wohl bekomm’s! Da bin ich ja pflegeleicht. Aber können Sie mir helfen, meinen Kindern den Hintergrund von Weihnachten zu vermitteln?“

Weihnachtsengel: „Klar wie Klärchens nachträgliche Weihnachtshaushaltsoptimierung! Denn das, guter Mann, ist meine Aufgabe und Bestimmung!“

Vater: „Und wie soll das funktionieren?“

Weihnachtsengel: „Sie haben eben gerade Szenen der Weihnachtsgeschichte aufgezählt. In einige davon werde ich Ihre Kinder als Zaungäste mitnehmen!“

Vater: „Sie wollen mir doch einen Bären aufbinden!“

Weihnachtsengel: „Vorsicht, mein einfältiges Gegenüber, mit Weihnachtsengeln spaßt man nicht!“

Vater (selbstbewusst): „Flügel?“

Weihnachtsengel (dreht sich um): „Hier!“

Vater: „Donnerwetter! (kurze Pause) Was muss ich tun?“ (Im Hintergrund erstarren die Kinder zu Statuen, Mutter geht – unauffällig – von der Bühne)

Weihnachtsengel: „Geh ins Wohnzimmer, dort erwartet Dich Deine Frau mit einem (lallt) Glas Weinachtel, rot!“ (Vater tritt ab) (Weihnachtsengel, jetzt allein) Ok, womit kann man diese Kinder beeindrucken….nachhaltig beeindrucken, SEHR nachhaltig beeindrucken? Mmmmh! Die saisonbedingte Schwierigkeit, eine Unterkunft zu bekommen? Auf jeden Fall! Dann Geburt unter extremer Stallsituation? Auch gut! Hirten oder Weise oder Herodes?. Nein, Herodes nicht, der ist ein krankhafter Egomane. Nachher identifizieren sie sich noch mit dem. Ja, ich nehme mal die Hirten, die Weisen halte ich als Reserve, falls sich in letzter Minute noch mehr Kinder zum Neubiberger Krippenspiel anmelden.

ZUSAMMENFASSUNG: Erstens: Maria und Josef und die Unannehmlichkeiten des Pauschaltourismus! Zweitens: Das Gegenteil von ‚Schöner Wohnen!‘ Drittens: Agrarwirtschaftssubjekte des Sektors Viehzucht auf ihren Wirkungsstätten!.

(Geht zu den Kindern und schnippt vor deren Gesichtern mit den Fingern! Die Kinder zucker kurz, blinzelt mit den Augen, schauen die Weihnachtsengel verdutzt an.)

KT: „Wer sind Sie und was wollen Sie und wo sind unsere Eltern?“

Weihnachtsengel „Ich bin der Weihnachtsengel und als ERSTES frage ich Euch: Was bedeutet Weihnachten?“

KT (wichtig): „Das, mein Herr, ist eine in Österreich zur Anwendung kommende Maßeinheit für alkoholische Kaltgetränke!

Weihnachtsengel: „Oh dear! Allmählich verstehe ich, warum man Euch Blöde und Gören ruft.“

GT: „Was erlauben Sie sich? (Bestimmt) Mein Name lautet Patricia Leopoldine Josephine Klementine Freifräulein und Edle von und zu Moosgummi! Uuuund SO möchte ich auch genannt werden!“

KT: „Und ich heiße…..!“

Weihnachtsengel (macht eine abwehrende Geste): „Lass mal gut sein! Ok, wir machen jetzt eine kleine Reise in die Vergangenheit, so 2 000 Jahre. Nehmt zur Kenntnis, dass wir uns dabei keine Gedanken machen werden um den Zustand Eurer Kleidung, Eurer Frisuren sowie Eurer Schuhe. Ihr dürft unterwegs kurze Fragen stellen und WERDET Euch mit kurzen Antworten zufrieden geben. Diskussionen gibt es nicht. Schaut hin und lernt! Stellt Euch hin und konzentriert Euch auf mich. Es geht JETZT los (Die Weihnachtsengel mimt eine Art Rap-Gezappel, welches ziemlich albern aussieht).

GT: „Müssen Sie dabei so dämlich rumzappeln?“

Weihnachtsengel: „Nö, aber es wirkt bei Zeitreisen irgendwie spaciger und cooler! Ok, dann die Schnellversion!“ (Schnippt mit den Fingern, Stroboskop und Nebelwerfer legen los, Pakete werden von der Bühne gezogen. Am Ende stehen Maria und Josef in der Mitte, der Weihnachtsengel und die Kinder haben setzen sich auf die Stühle am Rand).

KT: „Na toll, eine schwangere Frau und ein Mann stehen auf einem Marktplatz herum. Wie originell!“

Weihnachtsengel: „Ihr wisst nicht, wer das ist?“

GT: „Woher sollen wir das wissen? Wir werden erst in fast 2 000 Jahre geboren werden.“

Weihnachtsengel: „Oh Mann, wieso bekomme immer ich die harten Fälle? Regie, bitte eine Vorleserin, die bis hierhin berichtet! (zu den Kindern) Zuhören und nicht quatschen jetzt!“

Vorleserin: „Vom Anfang bis zwischen An- und Niederkunft?

Weihnachtsengel: „Ja, bitte!“

Vorleserin: „Ich helf doch gern, also, Blöde Gören, hört zu!“

GT und KT (laut): „Nenn‘ uns nicht Blöde Gören!!!!!!!“

Vorleserin: „DOCH! Zuhören jetzt, es geht los:

„Der Engel Gabriel wurde von Gott gesandt in eine Stadt in Galiläa, die heißt Nazareth, zu einer Jungfrau, die vertraut war einem Mann mit Namen Josef vom Hause David; und die Jungfrau hieß Maria. Und der Engel kam zu ihr hinein und sprach: „Sei gegrüßt, du Begnadete! Der Herr ist mit dir!“ Sie aber erschrak über die Rede und dachte: Welch ein Gruß ist das? Und der Engel sprach zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria, du hast Gnade bei Gott gefunden.

Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären, und du sollst ihm den Namen Jesus geben. Der wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden; und Gott der Herr wird ihm den Thron seines Vaters David geben. Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten; darum wird auch das Heilige, das geboren wird, Gottes Sohn genannt werden. Und siehe, Elisabeth, deine Verwandte, ist auch schwanger mit einem Sohn, in ihrem Alter, und ist jetzt im sechsten Monat, von der man sagt, dass sie unfruchtbar sei. Denn bei Gott ist nichts unmöglich. Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde. Und diese Schätzung war die allererste und geschah zurzeit da Quirinius Statthalter in Syrien war. Und jedermann ging, dass er sich schätzen ließe, ein jeder in seine Stadt. Da machte sich auf auch Josef aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das jüdische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, weil er aus dem Hause und Geschlechte Davids war, damit er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe; die war schwanger.“

Weihnachtsengel: „Ok, Ihr habt es verstanden? Er – Josef – muss nach Bethlehem, sie – Maria – muss mit, obwohl sie hochschwanger ist. Harte Zeiten! Bethlehem ist TOTAL überbucht und jetzt stehen sie zunächst allein auf der Straße. Habt Ihr irgendwelche Fragen bis jetzt?“

KT (wichtigtuerisch): „Ja! Haben wir!“

GT: „Wen interessiert, warum damals ausgerechnet ein gewisser Quirinius Statthalter in Syrien war?“

KT: „Eine Bereicherung für die Qualität der Kerninformation ist das ja nun nicht gerade!“

Weihnachtsengel: „Ich fasse es nicht! Hört zu: Der olle Quirinius hängt nun seit 2 000 Jahren nutzlos wie ein altes Möbelstück in dieser Geschichte ab, OK? Ihr seid die Ersten, die nach ihm fragen! Kleiner Tipp: Vergesst Quirinius! Quirinius – nicht wichtig Wie empfindet Ihr den Zustand Marias?“

GT: „Als ein wenig eng um den Bauch (Die Weihnachtsengel haut sich die Hand vor die Stirn).

KT (beeilt sich) Äääähhhh … ein sehr, sehr unschöner Zustand so allein ohne Einzelzimmer und Chefarztbehandlung. Ich hoffe mal, der bessert sich umgehend!“

Weihnachtsengel: „Meint Ihr das ehrlich!“

KT und GT (entschlossen): „Un-Be-Dingt!“

Weihnachtsengel (reckt die Arme zum Himmel, hoffend): „Ich sehe ein Licht am Ende des Tunnels (Arme nach unten) und ich hoffe, es ist nicht der Zug! (ruhiger zu GT und KT) Schaut, es geht weiter!“

Maria, Josef und die Wirte

(Maria und Josef stehen – nach wie vor – in der Mitte der Bühne)

Josef: „Dürfen wir jetzt, ja? So lange mussten wir noch nie bei Dir warten! Ich sag‘ es ja immer: Reichtum hat nicht immer was mit Bildungsnähe zu tun!“ (Reckt sich)

Maria: „Die Zeit läuft ab, lieber Josef, wir habe noch drei Möglichkeiten, bitte!“

Josef: „Dann fangen wir gleich hier an!“ (Haut seinen Stock dreimal auf den Boden)

Wirt I: (Guckt durch den Vorhang): „Willkommen bei uns, Ihr Lieben, mein Name ist Serge und das ist mein Robinsonclub. Buchungsnummer?

Josef: „Äh, wir haben eigentlich keine Nummer, wir sind hier des Census wegen und meine Frau braucht dringend Ruhe.“

Wirt I (reserviert): „Mmh, dann wäre die Clubkarte hilfreich oder sind sie keine Member?“

Maria: „Nein, ich bin kein Member, ich bin schwanger!“

Wirt I: „Damit wäre die Sache geklärt, Lady! Und mit Kindern kann man sich das hier ohnehin nicht leisten! Ciao!“ (Verschwindet hinter dem Vorhang)

Maria: „Josef, warum haben wir keine Clubkarte?“

Josef: „In guten wie in schlechten Zeiten, lieben und ehren. Eine Clubkarte findet keine Erwähnung! Lass uns lieber eine Alternative suchen! Fragen wir gleich hier.“ (Haut seinen Stock dreimal auf den Boden)

Wirt II: „Was wünscht Ihr? (Erkennt Josef) Hey Josef, alter Dackel, was machst Du denn hier?“

Maria: „Du kennst den Mann?“

Wirt II: „Na klar, Bethlehem College, Mann, das waren noch Zeiten, mein Dicker?

Josef: „Huih, lange nicht gesehen! Bei Dir alles im grünen Bereich? Du, um der alten Zeiten Willen; wir brauchen dringend eine Bleibe.“

Wirt II: „Recht gern, aber wo?“

Josef: „Was ist mit dem Anbau, den ich bei meinem letzten Besuch in Bethlehem für Dich gebaut habe? Der wäre es doch!“

Maria: „Was Du alles kannst, Josef!“

Wirt II: „Oder auch nicht! Das Ding ist nach drei Tagen zusammengebrochen, ich hatte einen riesigen Stress mit der Versicherung, Josef. Dann kam die Bauaufsicht. Von dem Besitzer der 30 Schafe, die unter dem Dach begraben wurden, will ich gar nicht sprechen. Aber ich konnte nur eines sagen: Keine Ahnung, unbekannt verzogen! Kurz: Junge, Du kannst hier echt nicht auf Unterstützung hoffen!“ (Wirt II zieht den Vorhang zu)

Josef (zu Maria): „Es ist nicht so wie es aussieht, Maria!“

Maria: „Josef? Möchtest Du mir etwas sagen?“

Josef: „Ja, Maria, nämlich dass wir jetzt schleunigst eine Unterkunft brauchen! Hier ist die letzte unserer Alternativen (Haut seinen Stock dreimal auf den Boden)

Wirt III: (Guckt durch den Vorhang): Guten Tag! Und wer seid Ihr!

Josef: „Ich bin Josef und das ist meine Frau Maria!“

Wirt III: „Hallo Josef und seine Frau Maria! Und was wollen Josef und seine Frau Maria jetzt von mir?“

Josef: „Wir sind in großen Schwierigkeiten! Es ist schon spät, wir haben keine Unterkunft, Maria ist schwanger und muss sich dringend ausruhen. Hast Du eine Unterkunft für uns?“

Maria: „Es ist wirklich sehr dringend, wir sind schon sehr lange unterwegs und ich kann nicht einen Schritt mehr laufen!“

Wirt III: „Ihr könnt im Stall übernachten. Er ist gleich da drüben! Allerdings sind es noch fünf Schritte, aber die wirst Du wohl noch schaffen! Passt ein wenig auf, denn die drinnen hausenden Viecher mögen es nicht besonders, wenn man sich Ihrer Krippe nähert.“

Maria: „Wir werden darauf achten!“

(Maria und Josef gehen zum ‚Stall‘. Es wird ein wenig dunkler.

Vorleserin: „Und als sie daselbst waren, kam die Zeit, da sie gebären sollte. Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.“

(Es wird noch dunkler)

Weihnachtsengel: „Was meint Ihr?“

GT: „Ist der süß!“

KT: „Das meint er wohl nicht, glaube ich! Schwesterchen, diese Leute leben in eine für die Gesundheit und das Seelenleben suboptimalem Zustand! Schau sie Dir an! Ich weiß ja nicht, wie Du das aufnimmst, aber in mir kehrte soeben eine bislang unbekannte Ruhe ein. Und eine Art von Bedenklichkeit, wie sie mir bislang unbekannt war“

GT: „Das stimmt! Es ist so ruhig und friedlich! Was ist bloß passiert?

Weihnachtsengel: „So, alles klar soweit? Dann kommen wir zur letzten Szene!“

KT „Was kann denn jetzt noch kommen? Das Kind ist da…..

GT: „… und es ist soooo süüüüß! Können wir noch ein wenig bleiben? (will zurück)

Weihnachtsengel: „Nein, nehmt meine Hand, es geht los!“

(Schnippt mit den Fingern, Stroboskop und Nebelwerfer legen los, drei Hirten nehmen Platz, Maria und Josef bleiben wo sie sind!)

Auf dem Felde

Vier Hirten sitzen auf Strohballen (spielen Karten)

Hirte I: „Jetzt spulst a As du Aas, ja Herrschaftszeiten, na da kimmst!“

Hirte II: (Wirft seine Karte)

Hirte I: Na was is denn des jetzt für a Schmarrn? Nu spuuulst endlich!“

Hirte II: „Darf ich die Karte auch spiiiieeeelen?“

Hirte I: „Ja nun kimm, Saupreiß, judäischer!“!“

Hirte IV: (wirft seine Karte)

Hirte I: „Ja Du Depp, du damischer. I glaub‘ dir brennt der Huat! Ja Kruzifix nochmal!“

Hirten II – IV: „Was für’n Ding?“

Hirte II: „Lasst uns mal eine Pause machen, mir klingeln schon die Ohren von Deinem Gegrantel!“

Hirte IV: „Wo ist eigentlich der neue Kollege? Wollte der nicht mitspielen?“

Hirte II: „Der wollte üben gehen!“

Hirte I. „Ja, dem hob i gsagt, dass er erst a richtiger Hirt is, wenn er denn gescheit Schafkopfen kann! Dann hat er gesagt, es seien ja genügend Schafe da zum Üben und ist verschwunden!“

Hirte II: „Oh-oh, da scheint ja jemand was gaaanz missverstanden zu haben. Bin ja mal gespannt, was dabei rauskommt!“

Hirte V (betritt mit einem großen Topf die Bühne): „So Freunde, liebe Kollegen, werte Vorgesetzte, da bin ich wieder und ihr werdet begeistert sein!“

Hirte I: „Wovon begeistert?“

Hirte V: „Von meiner Leistung heute! War gar nicht so einfach. Am Anfang haben sich die Viecher natürlich hartnäckig geweigert, aber mit der steigenden Praxis wird ja bekanntlich alles schneller und effizienter. Und da bei mir die Lernkurve sehr progressiv verläuft………..!“

Harte II: „ Halt, stopp. Was quatscht Du da eigentlich?“

Hirte I: „Und was is in dem Pott dort?“

Hirte V (großartig): „Maximaler Output!“

Hirte II: „Maximaler Output von was?“

Hirte V: „Maximaler Output von minimalem Input!“

Hirte I: „Da legst die nieder. Wer hat uns denn da so a Akademiker anschleppt?“

Hirte V: „Ok, wie möchtet Ihr Euer Schaf? Scharfes Schaf, bisschen scharfes Schaf oder super-scharfes Scharf?“

(Alle Hirten bis auf V fassen sich an den Kopf)

Hirte IV: „Wir sagten sehr akzentfrei und auch sonst wohl artikuliert, dass wir am heutigen Abend gedächten, einige Partien Schafkopfen zu spielen! Das heimliche Einschleichen eines garstigen und hinterhältigen Umlautes in das Wort „SchafKOPFEN“ bedingt auf der einen Seite eine leckere Abendmahlzeit, auf der anderen Seite dezimiert es das Eigentum unserer Kunden und denen müssen wir das jetzt erklären.“

Hirte I: „I versteh koa Wort nich. Was hat der denn jetzt verwechselt?“

Hirte II: „Komm, egal, a Guadn……He Leute, heute bleibt die Küche kalt, da kommt uns etwas dazwischen!“

Gabriel (tritt auf): „Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn Euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der HERR, in der Stadt Davids. Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen.“

Hirte IV: „Jaaaa, ich finde, zu einer anständigen und zivilisierten Mahlzeit gehört UNBEDINGT eine gute und detailliert ausformulierte WINDELSTORY!“

Gabriel (Hand vor dem Mund): „Oh, Entschuldigung, kein gutes Timing! Was gibt es denn? (Öffnet den Topf) Uih, das duftet betörend! Wer hat das zubereitet?

Hirte V: „HIER!“

Gabriel: „Du hast an alles gedacht für einen guten Schafseintopf! Frisch gepresster Zitronensaft, Olivenöl, gehackte Knoblauchzehen, grob zerstoßener, schwarzer Pfeffer, Meersalz, gehackter Oregano, trockener Weißwein. Man könnte noch ein Ideechen Salbei vermuten. Ich würde mal sagen, Du kannst Deinen Job!“

Hirte I: „Jetzt ist es aber genug, Saupreiß, himmlischer. Was wuist? Könnwa nu essa?“

Gabriel: „Oh, ich habe mich hinreißen lassen, tut mir leid (klatscht in die Hände) Unser Auftritt liebe Kollegen!“

Vorleserin: Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen:“

Gabriel: „Lobet den HERRN, ihr seine Engel, ihr starken Helden, die ihr seine Befehle ausrichtet, dass man höre auf die Stimme seines Wortes! Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen. Und er ist gekommen, hat verkündigt im Evangelium den Frieden euch, die ihr ferne waret, und denen, die nahe waren!“ (Gabriel tritt ab).

Hirte II: „Und jetzt?“ (Guckt in den Topf): „Der Herr hat es gegeben, der Herr hat es….!“

Hirte V: „Nun macht Euch mal locker! Wir leben in Zeiten der Ressourcenoptimierung. Die Kreativität emsiger Entwickler hält für uns immer Überraschungen bereit. Diese Behältnisse (kramt einige Dosen hervor) garantieren uns, das Essen lange frisch zu halten. (Verschwörerisch) Und außerdem helfen sie uns, unser Haushaltsgeld zu strecken!“

Hirte IV: „Oha, so frisch wie der will ich gar nicht erst werden!“

Hirte I: „Na gemma, Bua!

(Hirten ziehen in Richtung Maria und Josef)

(Weihnachtsengel, GT und KT setzen sich auf den Rand der Bühne)

Weihnachtsengel: „So, Ende im Gelände! Fragen dazu? Sonst bringe ich Euch wieder in Eure Zeit zurück!“

GT: „Tja, das war jetzt sehr viel auf einmal. Arme Leute, die ihr Kind in einem Stall gebären und darum wird ein riesiger Wirbel veranstaltet.“

KT: „Die haben nichts und dennoch haben sie mehr als wir je hatten. Wir müssen darüber nachdenken. Schluss für heute!“

(GT und KT schauen die Weihnachtsengel an): „DANKE!“

Weihnachtsengel: „Danke? Klingt nach einer Premiere! Beamen wir?“

(Balthasar, Kaspar und Melchior stürmen herein)

Balthasar: „Halt, halt, halt! Ohne uns wirklich, wahnsinnig wichtige Weisen ist diese wunderbare Geschichte ein wenig weniger wunderbar!“

Kaspar: „Puh, das war knapp!“

Melchior: „Wo isser nu, der Heiland?“

Pfarrer (stellt sich in den Weg): „Moooment, wir sind am Ende des Krippenspieles, die Termine waren bekannt! Meldung der Teilnehmer fürs Krippenspiel bis Ende Kalenderwoche 48!“

Balthasar: „Ja aber, die, die, die Karawane zog weiter!“

Kaspar: „Die, die, die S-Bahn war weg!“

Melchior: „Wir, wir, wir mussten auf das letzte Kamel warten!“

Balthasar: „Und die, die, die Schranken waren unten!“[1] (siehe Anmerkung)

Kaspar: „Und was machen wir jetzt mit unseren Geschenken?“

Melchior: „Gold!“

Balthasar: „Weihrauch!“

Kaspar: „Myrre!“

Melchior: „Genau, Gold ist ein sinnvolles Investment für die Zukunft!“

Balthasar: „Weihrauch….“

Kaspar: „…..und Myrre!“

Melchior: „…zaubern ein entspanntes Grinsen auf die Antlitze späterer Priester!“

Balthasar: „Och bitte, gib wenigstens denen eine Chance!“

(GT und KT stehen auf):

GT: „Mit Geschenken kennen wir uns aus! Zeigt mal her …..äh ….zeigt doch mal BITTE her!“

(Alle drei heben die Geschenke in ihre Richtung)

KT (versucht einen Scan): „Da ist ja nicht mal ein Barcode drauf! (hält kurz inne) Aber ich denke, das ist auch gut so!“

Pfarrer: „Ihr meint…..?“

(GT und KT nicken)

Weihnachtsengel (achselzuckend zu Pfarrer): „Bei mir ist alle fein!“

Pfarrer: „Na dann kommt, Ihr Opfer des öffentlichen Nahverkehrs!“

(Die drei Weisen gruppieren sich um die Krippe herum)

Weihnachtsengel: „Es wird Zeit!“

GT: „Was wird uns erwarten?“

Weihnachtsengel: „Möglicherweise leicht beschwipste Eltern. Aber Ihr werdet es niemals bereuen, hier gewesen zu sein!“

KT: „Das klingt nach lohnender Zukunftsperspektive!“

Extro

(Bühne schwach beleuchtet, auf ihr sitzen Mutter und Vater und kichern albern. Mit viel Nebel und Blitzlichtern tauchen GT, KT und die Weihnachtsengel auf.)

(Eltern kommen aufgeregt angerannt)

Mutter: „Da seid Ihr ja wieder. Euer Vater hat mir alles gebeichtet.“

Vater: „Hatte ich eine wirkliche Alternative? Wir haben aber ein kleines Problem, Ihre lieben Kinderchen!“

GT: „Und?“

Vater: „Na ja, bei Eurem Start vorhin sind hier ordentlich die Fetzen geflogen und dabei sind Eure Geschenke fast alle eingedampft worden!“

KT: „Was heißt ‚fast alle‘?“

Mutter (Gibt Ihnen jeweils eine Pappschachteln): „Das ist alles, was Euch von Eurem x-mas-profit geblieben ist! Es tut mir ja so leid, mein Schätze!“

GT (schaut in die Schachtel, grinst): „Was ist denn das für ein herrlicher Quatsch?

KT (zur Weihnachtsengel) Schau mal!“

Weihnachtsengel: „Hihi, stell Dir mal vor, das machen alle auf einmal!“

GT: „Wir sollten es ausprobieren! Hilfst Du uns?“

Weihnachtsengel (zur Gemeinde): „Wir warten nach dem letzten Lied vor der Tür auf Euch! Frohe Weihnachten!“


[1] Anmerkung zu den Schranken: Der kleine Münchener Vorort Neubiberg wird durch eine S-Bahn-Linie geteilt. Der Verantwortliche für die Schließzeiten der Schranken folgt einem zeitlichen Muster, welches ein normal Sterblicher nicht entschlüsseln kann. Daher gilt der Satz: „Die Schranken waren unten!“ als allgemein akzeptierte Ausreden bei verspätetem Erscheinen am Arbeitsplatz oder in der Schule.