Rudelzhausener Krippenspiel 2005
Gottes Engel brauchen keine Flügel
Lied: Seht am Himmel
zwei Sternträger
Balthasar: Was für eine wunderbare Nacht! Der Himmel ist sternenklar. So hell haben die Sterne noch nie geleuchtet!
Kaspar: Seltsam, seltsam, so etwas habe ich noch nie gesehen! Was hat das nur zu bedeuten? Jupiter und Saturn ziehen miteinander dieselbe Bahn – Jupiter, der Königsstern, und Saturn, der Stern der Juden.
Melchior: Das kann nur eines bedeuten: im Land der Juden wird ein neuer König geboren. Wer dieses Sternzeichen hat, der wird ein König sein für die ganze Menschheit, und er wird Frieden bringen. So steht es schon bei den jüdischen Propheten geschrieben.
Balthasar: Lasst uns in das Land der Juden ziehen, damit wir den neuen König finden und ihn ehren. Der Stern wird uns den Weg zeigen.
Instrumental /Trompete
Bote: Ihr Leute von Nazareth, hört alle her. Ich verkünde euch den Befehl des großen Kaisers Augustus!
1. Bewohner: Was wird das schon wieder sein? Bestimmt nichts Gutes!
2. Bewohner Von den hohen Herren in Rom kommt selten etwas Gutes. Meistens wollen sie etwas von uns, vor allem mehr Steuern!
Bote: Der Kaiser befiehlt, dass jeder in seine Heimatstadt gehen muss, dorthin, wo er geboren wurde. Dort müsst ihr euch in Steuerlisten eintragen lassen. Das ist der Befehl des Kaisers.
3. Bewohner: Hab ich es nicht gleich gesagt? Um Steuern geht es!
2. Bewohner: Und dafür schicken sie uns durchs ganze Land! Ich muss nach Jerusalem. Da stammt meine Familie her.
4 Bewohner: Ich habe es Gott sei Dank nicht so weit. Ich muss nur nach Kana in Galiläa Aber eine Frechheit ist das trotzdem.
Alle setzen sich
Maria: Hast du das gehört, Josef?
Josef: Ja, Maria, es ist schlimm. Wir müssen nach Bethlehem. Das wird eine sehr lange und beschwerliche Reise. Und du erwertest doch bald dein Kind!
Maria: So ist es eben, wenn man von einem König abstammt, so wie Du – Du Urenkel unseres Königs David! Betelehm ist nun einmal die Stadt Davids!
Josef: Aber die anstrengende Reise! Macht dir das nichts aus?
Maria: Ich glaube schon ein wenig Angst. Aber vielleicht muss es so sein, dass mein Kind in Betelehm geboren wird. Außerdem muss ich ja nicht allein nach Bethlehem.
Du bist ja bei mir … Und Gott wird uns beschützen. Komm machen wir uns auf den Weg.
Instrumental
Josef: Was sind das nur für hartherzige Menschen hier? Überall, wo wir nach einer Unterkunft gefragt haben, wurden wir abgewiesen.
Maria: Ich verstehe das auch nicht. Im letzten Haus wurden wir sogar noch als Ausländer beschimpft. Nur weil wir ein bisschen anders sprechen als die Leute hier.
Josef: Und der Mann hat gesagt: „Wir mögen Fremde nicht Die fressen uns nur die Haare vom Kopf“. Sehen sie denn alle nicht, dass du bald ein Kind bekommst?
Maria: Sie sehen es schon, aber vielleicht nehmen sie uns gerade deshalb nicht auf. Es macht ja Mühe, einer schwangeren Frau zu helfen. Wenn es nur nicht so kalt wäre, und finster wird es auch schon! Hoffentlich muss mein Kind nicht auf der Straße zur Welt kommen! Gott wird uns beistehen.
Josef: Komm, Maria, versuchen wir es noch da hinten bei dem Haus. Hallo, hört uns jemand?
Wirtin: Guten Abend, was wollt ihr?
Josef: Wir brauchen dringend eine Unterkunft. Meine Frau erwartet ein Kind und draußen ist es schon finster und bitterkalt.
Wirtin Warum kommt ihr denn gerade zu uns?
Josef: Ihr seid unsere letzte Hoffnung. Überall hat man uns schon die Tür vor der Nase zugeschlagen.
Wirtin: Das tut mir aber leid. Ich würde euch ja aufnehmen, aber wir haben heute eine große Familienfeier und das ganze Haus ist voller Gäste. Da kann ich euch unmöglich reinlassen. Schon wieder dieser Hirtenbengel! – Was willst du denn hier? Neulich hat er uns erst ein Huhn gestohlen! – Gehört der etwa zu euch? –ENTRÜSTET -, das muss wohl so sein, sonst würde er sich nicht hertrauen und euch bei der Hand nehmen! Ihr seid wohl selber so ein Pack! – Na, da hätte ich mich ja beinah auf etwas Schönes eingelassen!
Josef: Was machen wir jetzt bloß?
Maria: Wo kommst du denn eigentlich her?
Junge: Von da – komme ich und ich habe Alles gehört. Ich will euch helfen. Die da hätten es nie getan. Die sind reich. Die wissen ja gar nicht, was Not ist. Aber ich weiß es.
Maria: Und wie willst du uns helfen?
Junge: Ich habe einen Unterschlupf für euch!
Josef: Wirklich? Wo denn?
Junge: Dort, in den Hügeln, ist ein Stall. Der ist trocken und warm. Manchmal bringen wir unsere Schafe dort unter. Und Stroh ist auch dort.
Maria: Das ist ja prima! Komm, Josef, wir gehen zu diesem Stall. Dort werde ich mein Kind bekommen. Junge, du bis ein ENGEL!
Junge: Was hast du gesagt?
Maria: Du bist ein Engel!
Junge: Das hat noch nie jemand zu mir gesagt! Bisher haben sie mich immer als dreckigen Hirten beschimpft u n d Dieb genannt, uns das bin ich auch. Aber ein ENGEL? – Engel haben doch Flügel und sind ganz hell und schön!
Maria: Gottes Engel brauchen keine Flügel. Und du bist eben ein Engel ohne Flüge, ein kleiner, schmutziger Hirtenengel!
Josef: Komm, Junge, zeig uns den Weg zu diesem Stall.
Gehen zur Sakristei –
Lied: Engel
Hirte 1: Ich weiß bald nicht mehr, was ich machen soll. Unser Leben wird immer schwerer. Wir verdienen kaum etwas und können nicht einmal mehr unsere Familien ernähren.
Hirte 2: Die Römer leben voll auf unsere Kosten. Sie tun nichts für uns, verlangen aber immer mehr Steuern.
Hirte 3: Die Hälfte meiner Schafe musste ich schon verkaufen! Ich hoffe und bete, dass dieser Zustand bald ein Ende hat!
Hirte 4: Wenn mein Gebet erhört würde, dann wäre alles ganz anders: Es würde gerecht zugehen in unserem Land! Wir könnten alle satt werden und müssten nicht mehr frieren und hungern.
Hirte 5: Ich hoffe, dass bald einer kommt, der uns erlöst. Die Propheten haben doch schon viel darüber gesagt. In der Schrift heißt es: Für euch wird ein Kind geboren, dein Sohn ist euch gegeben. Die Herrschaft ruht auf seine Schulter. Er heißt wunderbarer Ratgeber, Ewiger Vater, Friedensfürst.
Hirte 1: Ich weiß nicht. Ich glaube schon fast nicht mehr daran, denn wir warten schon so lange auf diesen Erlöser.
Hirte 2 Kommt näher ansFeuer. Rücken wir enger zusammen, damit uns nicht so kalt ist.
Junge: Läuft aus der Sakristei heraus zu den Hirten.
Ein Kind ist zur Welt gekommen! Es wurde gerade geboren, und ich war dabei! Ich Habe das Kind gesehen!
Hirte 3: Was redest du da? Was für ein Kind wurde geboren, und wo?
Junge: Dort hinten, im Stall !
Hirte 3: Im Stall?
Junge: Ja! Ich habe in Bethlehem eine Frau und einen Mann getroffen, als ich gerade ..Nun, sie waren da und suchten eine Unterkunft und keiner wollte sie aufnehmen. Die Frau erwartete ein Kind. Da habe ich sie in den Stall geführt, wo wir unsere Schafe immer lassen. Kaum waren wir dort, dann ist schon das Kind zur Welt gekommen! Und ich war dabei!
Hirte 5: Das müssen ja sehr arme Leute sein, wenn die Frau ihr Kind in einem Stall zur Welt bringen muss!
Junge: Ich weiß nicht, ob sie arm sind. Eigentlich kann das gar nicht sein. Die Frau hat das Kind nämlich auf den Arm genommen und immer gesagt: „Mein Königskind –Jesus wirst du heißen!“ Königskinder können doch nicht arm sein, oder?
Daniel: So ein Unsinn! Königskinder werden nicht in einem Stall geboren, sondern in einem Palast! Hat die Mutter denn überhaupt ein Bett für das Kind?
Junge: Nein. Wir haben es einfach in die Futterkrippe gelegt.
Hirte 1: Das ist ja wirklich zum Lachen! Ein Königskind in einer Futterkippe!
Hirte 2: Vielleicht hat es die Mutter nicht wörtlich gemeint. Sie hat sich eben gefreut und deshalb nennt sie es so.
Junge: Nein! Sie hat gesagt, es sei ein Kind aus dem Geschlecht Davids. Und David war ja unser größter König!
Hirte 3: Ach so, jetzt verstehe ich! Sie sind zur Volkszählung hier in Bethlehem nicht wahr? Viele Leute, die hier nach Bethlehem kommen, sind aus dem Geschlecht David. Das ist bei den Leuten im Stall wohl auch so. Deshalb nennt die Mutter es Königskind (SPÖTTISCH) – Armer kleiner König in der Krippe
Hirte 5 Jetzt hört endlich auf, von diesem Kind zu reden. Sag, wo ist das Huhn, das du mitbringen wolltest?
Junge: Ich habe kein Huhn. Ich musste doch diesen Leuten helfen und die Frau hat zu mir gesagt, ich wäre ein Engel!
Hirte 5: Das wird ja immer verrückter! Anstatt ein Huhn zu besorgen, führst du diese Leute in den Stall und lässt dich Engel nennen. Du bist mir ein schöner Engel!
Hirte 1: Lass ihn doch, er hat es nur gut gemein! Und außerdem bin ich jetzt furchtbar müde. Legt euch in und gebt Ruhe. Die Nacht ist sowieso schon kurz.
Hirten schlafen – Instrumental
Junge: Was ist denn los? Es wird so merkwürdig hell.
Hirte 6: Soooo ein Leuchten am Horizont habe ich noch nie gesehen.
Engel: Habt keine Angst. Ich bringe euch eine frohe Botschaft. Euch ist heute der Heiland geboren. Der König aus Davids Geschlecht. Und ihr werdet das Kind in einer Krippe finden.
Lied: Gloria Engel ziehen feierlich aus
Junge: Das Königskind ist geboren. Ich habe es euch ja gleich gesagt. Kommt, wir müssen zu dem Stall. Wir müssen zu dem Kind. Ich führe euch hin.
Hirte 3: Meint ihr wirklich, wir können dort hin, wenn es wirklich ein Königskind ist? Wir, die Hirten, die von allen als arm und dreckig verachtet werden?
Junge: Dieses Kind wird uns nicht verachten. Ich weiß es genau. Ich habe es ja schon gesehen. Ich wusste bisher nur noch nicht wer es ist.
Hirten gehen
Maria und Josef kommen mit Jesus-Kind
Lied: Josef lieber Josef mein
Hirten kommen zur Krippe
Hirte 4: Liebes Kind, die Engel haben gesagt, du bist der Heiland der Welt. Ich kann es kaum glauben. Du willst die Welt retten? Da wirst du viel zu tun haben, denn es gibt soviel Not, Armut und Elend. Wie willst du das Schaffen? Liebes Kind, die Engel haben gesagt, du bis ein König. Aber du liegst in einer Krippe. Denn musst du ein König für arme Leute sein, für Leute, denen es nicht nur an Nahrung und Kleidung, sondern auch an Liebe und Geborgenheit fehlt. Ich könnte einen König wie dich gut brauchen.
Hirte 3: Erst wollte ich eigentlich gar nicht kommen. Ich kann kaum glauben, was ich gehört habe. Du bist der Heiland? Heilst du ach von Schuld? Ich bin ein besonders guter Mensch. Ich war oft hat und ungerecht. Ob du mir auch helfen kannst, dass ich anders werde, liebevoll und gütig?
Junge: Liebes Kind, ich freu mich, dass du ein König bist. So wie du, so müssen Könige sein. Denn du jagst misch nicht weg, auch wenn ich manchmal vor Hunger stehle und schmutzig herumlaufe. Das zählt für dich nicht. Für dich zählt nur die Liebe, das weiß ich. Und ich habe dich lieb. Ich weiß, was ich tue. Ich gehe nicht wieder weg. Jesus, sieh mal, wer da kommt! Könige kommen, um dich zu besuchen. Wie prächtig sie gekleidet sind! Sie wollen zu dir, dem armen König.
Instrumental zum Einzug der Hl. Drei Könige
Kaspar: Es ist kaum zu glauben, aber hier ist es! Hier ist das Kind, das wir so lange gesucht haben (KNIET NIEDER). Du bist der Herr der Welt, der König aller Menschen, für uns heute und für alle kommenden Generationen.
Melchior: Wir haben deinen Stern gesehen. Ja, du bist der Stern, der nie erlischt. Du bist so klein und doch größer als alle Menschen, die je geboren wurden (KNIET NIEDER)
Balthasar: Du kleiner König, ich ahne es: Auch du musst durch die Dunkelheit des Lebens gehen, ja, selbst bis zum Tod. Aber gerade deshalb wirst du wie ein Stern sein in der Nacht. Ein Stern, der die Menschen tröstet, führt und begleitet. Du wirst in den Herzen der Menschen leuchten. (KNIET NIEDER)
Maria: Diese Kind ist nicht mein Kind allein. Es ist Kind für euch alle. Es gehört auch euch.
Josef: Dieses Kind will der Herr und König eures Lebens sein. Es will Herr sein, indem es euch dient mit seiner Liebe. Es will König sein, indem es allen Leben und Freude schenkt, die in Armut und Elend leben.
Junge: Ihr könnt das Kind nicht auf dem Arm halten, so wie ich es einst konnte. Aber dafür könnt ihr es in eurem Herzen tragen. Euer Herz soll seine Krippe sein. Gebt ihm Herberge in eurem Herzen und in eurem Leben!
Lied Zu Betlehem geboren