Krippenspiel 2017

Erzähler: Ich glaube, wir sind uns einig, dass sich vieles in unserer Welt ändern muss. Es sind so viele Gefahren, die auf uns einstürmen. Nicht nur radikale Menschen halten uns in Atem. Vieles Fremde begegnet uns sogar schon in unserem eigenen Leben, mit dem wir uns noch nie auseinandersetzen mussten. Das haben die Menschen schon zu der Zeit empfunden, als sie die Weihnachtsgeschichten erzählten und aufschrieben. Wir bekommen heute unglaublich viel mit von dem, was in unserer Welt geschieht und wir sind so überfordert wie die Menschen früher. Wir stöhnen, klagen und erwecken den Anschein, dass wir alles besser wüssten, wenn wir etwas mehr Macht hätten. Aber wenn wir ehrlich sind, wissen wir, dass wir alle ganz unsicher sind, wie es weitergehen soll.    Die Weihnachtsgeschichte ist für uns insofern ganz aktuell. Sie zeigt in großartiger Weise, dass nicht nur die großen und wichtigen Leute etwas erreichen. Ein ganz kleiner Anfang hat unglaubliche Auswirkungen und bewegt mehr, als die Mächtigsten dieser Welt erreichen konnten. Wir wissen, dass das so geschehen ist.   So müssen auch wir wieder lernen, dass die Zukunft des Lebens nicht nur in der Hand von Regierungen liegt, sondern eher in dem, was Menschen in Liebe tun. Die Weihnachtsgeschichte erklärt: Es liegt daran, wieviel Liebe Du in die Welt bringst oder ob Du nur meckerst und alles besser zu wissen scheinst. Gewalt und menschliche Anmaßung macht alles nur schlimmer. Du brauchst Geduld und Gottvertrauen, dass das Gute stärker ist als alle Gewalt, dass die Liebe zu den Menschen mehr bewirkt als der Hass. Lasst Euch ein auf die alte Geschichte, die vor knapp 2000 Jahren erzählt wurde:

Junge: Maria, es sind unruhige Zeiten. Mit vielen Leuten kann man gar nicht mehr reden. Glaubst Du, es gibt jetzt einige meiner Freunde, die ignorieren mich. Sie sagen, ich habe zu wenig Mut. Ich würde Gottes Gebote nicht ernst nehmen. Ich bin nicht entschieden und radikal genug.

Maria: Wieso denn das? Was wollen die Leute? Du glaubst doch an Gott.

Junge: Es ist schwierig. Ich finde ja, manchmal haben sie recht. Aber unter ihnen bin ich scheinbar der Einzige, der nicht die Römer verflucht. Auch wenn sie unser Land besetzt haben: Ich finde manchmal unsere Fanatiker noch schlimmer als sie. Ich kann auch nicht alles verdammen, was neu ist.

Maria: Du hast recht. Da treten Leute auf wie ein Messias und man soll ihnen gnadenlos gehorchen.

Junge: Sie nehmen sich Freiheiten heraus, die sie bei den anderen schlimm finden. Sogar wenn sie töten, tun sie es für das Recht und sagen, es wäre Gottes Willen. Ich kann da nicht mit.

Maria: Wir sind scheinbar nur ganz wenige, die das so sehen. Viel zu wenige. Aber offen darüber reden kannst Du mit den Wenigsten.

Junge: Es ist schon spät. Ich gehe jetzt.

Maria: Du bist mein lieber Nachbar. Es ist gut, wenn jemand wie Du da ist. Ich werde über Dich mit Joseph reden, meinem Verlobten.

Junge: Ich gehe jetzt.

Maria: Ja, und ich gehe auch hinaus, um in Ruhe zu beten. (Geht hinaus)

Engel: Maria, Gott hat Dir seine Gnade geschenkt! Der Herr ist mit Dir!

Maria: Was hat dieser Gruß zu bedeuten?

Engel: Habe keine Angst, Maria. Durch Gotte Gnade bist Du auserwählt. Siehe, Du wirst schwanger werden und einen Sohn zur Welt bringen. Du sollst ihm den Namen Jesus geben. Das heißt: Gott rettet. Viele werden ihn verehren und Sohn Gottes nennen. Er wird unendlich viele geben, die ihm folgen, weil sie in ihm den wirklichen Nachfahren des Königs David erkennen. Er wird viel mehr Menschen bewegen, als das Könige und große Helden dieser Welt können.

Maria: Wie kann das sein, dass eine unbedeutende Frau wie ich dabei eine Rolle spiele?  Mein Verlobter ahnt nichts von alledem. Ob er dazu steht?

Engel: Die Kraft Gottes wird dieses Wunder in dir bewirken. Deshalb wird das Kind, das du erwartest, heilig sein und ›Sohn Gottes‹ genannt werden. Siehe, sogar Deine Verwandte Elisabeth bekommt ein Kind. Sie ist schon im sechsten Monat schwanger, obwohl sie in den Augen der Menschen zu alt dafür schien. Bei Gott ist alles möglich.

Maria: Sieh doch, ich diene dem Herrn. Es soll an mir geschehen, was du gesagt hast.
Erzähler: Wenn eine junge Frau schwanger ist, braucht sie eigentlich jemanden, der ihr beisteht. Maria scheint aber zu Hause keinen Beistand gefunden zu haben, als sie schwanger war. Die Familie von Maria wird nirgendwo erwähnt. Aber auch Joseph hat seine Probleme mit der frühen Schwangerschaft. Er weiß nicht, wie er sich dazu stellen soll. Wir sehen, wie gut es ist, wenn man gute Bekannte oder wie bei Maria eine entfernte Verwandte hat, die sie eine Zeitlang aufnimmt. Maria machte sich auf den Weg in das Bergland von Judäa. Sie lief so schnell sie konnte und fand das Haus von Zacharias und Elisabeth.
Elisabeth: Bist Du etwa Maria? Ich habe Dich das letzte Mal als Kind gesehen. Du bist eine Frau geworden. Setz Dich zu mir!

Maria: Ich habe gehört, dass Du ein Kind erwartest. Es hat sich bis zu uns herumgesprochen: Dein Mann war deswegen so sprachlos, dass er den Gottesdienst abbrechen musste.

Elisabeth: Du weißt, wie die Leute darüber reden, als wären wir Berühmtheiten. Dabei sind wir einfache Leute, genauso wie Du.

Maria: Deswegen bin ich hier zu Dir gekommen. Joseph steht nicht zu mir und ich weiß nicht, was die Leute mir antun. Ich bin ganz schön verzweifelt.

Elisabeth: Maria, Du bleibst erst einmal bei mir. Mein Kind bewegt sich vor Freude in meinem Bauch, weil Du da bist. Weißt Du, ich habe neue Hoffnung geschöpft nach so vielen Jahren. Man hat schlecht über mich geredet, weil ich kinderlos geblieben bin. Ich habe es mir sogar selbst vorgeworfen und mich verachtet. Nun weiß ich, dass es nicht meine Schuld ist. Es ist Gottes Gnade, wenn man ein Kind bekommt.

Maria: Ich sehe es ja auch so. Aber manchmal ist die Wirklichkeit sehr hart.

Elisabeth: Du siehst es aus diesem Moment. Schau in die Zukunft. Du bist von Gott gesegnet mit deinem Kind. Auch wenn man Dich jetzt verachten würde, eines Tages wird man Dich glücklich preisen, weil Du Dein Kind auf die Welt gebracht hast. Lass Dich in deinem Gottvertrauen nicht erschüttern. Es wird in Erfüllung gehen, was er versprach.

Maria: Du ahnst nicht wieviel mir deine Worte bedeuten und dass ich bei Dir bleiben kann. Mögen die Leute reden, ich jubele vor Freude über Gott, der mir zur Seite steht. Denn er ist auf der Seite derer, die in dieser Welt unbedeutend sind oder sogar verachtet werden. Eines Tages werden die Menschen erkennen, welches Glück mir zuteilgeworden ist und mich dafür ehren. Gottes Name ist heilig. Er ist barmherzig zu denen, die ihn ehren und ihm vertrauen. Von Generation zu Generation. Er hebt seinen starken Arm und fegt die überheblichen hinweg. Er füllt die Hände der Hungernden mit guten Gaben und schickt die Reichen mit leeren Händen fort. Er erinnert sich an seine Barmherzigkeit und kommt seinem Volk Israel zur Hilfe.
Erzähler: Maria blieb etwa drei Monate bei Elisabeth und dann kehrte sie nach Hause zurück. Es sprach sich bis nach Nazareth herum, dass Johannes geboren und am 8. Tag im Tempel beschnitten wurde. Maria war nun zuversichtlich.

Joseph: Maria!

Maria: Ach, Dich gibt es ja auch noch. Wir haben uns lange nicht gesehen.

Joseph: Ich habe dich gesucht, aber Du warst nicht da. Keiner konnte mir sagen, wo Du warst. Und deine Familie hat es gar nicht so bewegt, dass Du weg warst. Ich habe den Eindruck, sie haben es mitbekommen, dass Du schwanger bist und waren vielleicht froh, dass Du nicht da bist, damit es die extrem frommen Nachbarn nicht mitbekommen.

Maria: Mir macht das nichts aus, was die Leute reden. Meine Verwandte Elisabeth haben sie beleidigt, weil sie keine Kinder bekam. Bevor nun Johannes geboren wurde, sind sie auch wieder über sie hergezogen, weil sie schon älter ist. So ist es immer, aber das soll man nicht ernst nehmen.

Joseph: Ich muss Dir gestehen: Ich hatte auch Angst hatte vor dem, was die Leute reden. Wir beide sind zwar verlobt, aber noch nicht verheiratet. Ich wollte mich heimlich davonstehlen. Es hat mich bin in die Träume verfolgt, dass ich nicht zu unserem Kind stehe. Was würden meine Vorfahren, vor allem David sagen, wenn ich so wenig Mut und Verantwortung zeige. Dabei ist unser Kind unsere Zukunft.

Maria: Du stehst zu mir?

Joseph: Das ist nicht nur so dahingesagt. Ja.

Maria: Eine Zeitlang war ich sehr verzweifelt. Ich freue mich aber, dass es sich so fügt, auch wenn es jetzt für uns nicht leicht wird.

Joseph: Wieso?

Maria: Sag bloß, Du hast es nicht mitbekommen: der Kaiser Augustus in Rom lässt wegen der Steuer alle Leute in ihren Heimatort ziehen, damit sie in die Steuerlisten eingetragen werden. Bei der Steuer kennen unsere Herrscher keine Gnade und so wirst auch Du nach Bethlehem gehen müssen.

Joseph: Du solltest lieber hierbleiben.

Maria: Nein, was habe ich denn hier. Ich bin zu Hause und habe doch niemanden, der sich aufrichtig um mich kümmert. Ich komme mit, denn das ist besser.
Erzähler: Der römische Kaiser schickte wegen der ersten großen Steuerhebung die Leute in ihren Geburtsort, damit ja nicht irgendwelche Besitzstände übersehen wurden. Bei der jüdischen Bevölkerung hatte er es ganz leicht, da die ja auf die Abstammung größten Wert legten. König Herodes hatte auch nichts dagegen, denn es spülte auch Geld in seine Kassen, damit er sich in Jerusalem und den Bergen in der Nähe so manches große Denkmal setzen konnte. Wenn etwas damals klappte, dann war es die Propaganda, damit alle Bescheid wussten.
Soldat: Leute hört zu. Ich sage es zum letzten Mal! Wer meint vorgeben zu können, er hätte es nicht gewusst, wird nun hart bestraft. Ihr wisst es bereits: Unser erhabener Kaiser Augustus, Gottes Sohn und Gott, er hat in seiner Weisheit bestimmt, dass alle Welt geschätzt wird. Jeder, ich betone das Wort: Jeder muss sich in seinem Geburtsort in Listen eintragen lassen und seinen Besitz versteuern.

Joseph: Ich hatte gehofft, es kommt etwas später. Alles scheint sich gegen uns verschworen zu haben. Es dauert nicht mehr lange, bis das Kind zur Welt kommt.

Maria: Wem sagst Du das. Ich habe da so eine Ahnung: Du musst nach Bethlehem. Vielleicht ist das ein Zeichen. Es ist der Geburtsort unseres Königs David. Vielleicht hat es etwas zu bedeuten. Ich muss etwas schmunzeln, wenn DU als Nachkomme des berühmten Königs nun auf die Wanderschaft gehen musst. Wie sich die Zeiten doch ändern. Der große und mächtige König David und sein Nachfahre Joseph, der nicht einmal einen Esel hat, der ihn tragen könnte. Aber lass sein: in Bethlehem war David auch nur ein kleiner Hirtenjunge.  Und ob die, die viel eld und Macht haben wirklich zu beneiden sind, wage ich zu bezweifeln.

Joseph: Ich bewundere Dich, denn du kannst in jedem noch etwas Gutes entdecken. Lass uns jetzt nicht mehr warten. Etwas Geld habe ich, aber wir müssen laufen. Vielleicht reicht es noch für einen Esel, den wir für das Gepäck mitnehmen.

Maria: Was willst Du denn alles mitnehmen? Wir haben fast kein Gepäck mitzunehmen. Wir sind wie ein paar Flüchtlinge unterwegs, obwohl wir keine sind.
Erzähler: Es lief also so, wie es immer zu laufen scheint. Menschen ziehen planlos umher. Das Leben ist chaotisch und gefährlich. Kleine Leute haben scheinbar das Nachsehen. Herrscher und Beamte sind zwar der Meinung, sie hätten alles im Griff und doch meist sind sie schneller weg vom Fenster als man begreifen kann. Alles nur Chaos, zufälliges Schicksal? Oder gibt es da doch noch etwas? Einen geheimen Plan? Jemanden, der das Geschick der Menschen doch in den Händen hält? Diese Frage bewegt uns wie die Menschen damals. Man vermutet mittlerweile, dass auch jüdischen Gelehrte die Sterne beobachteten, und fragten, ob Gott etwas vom Plan dieser Welt über sie verraten könnte. Wir wissen nicht, ob sich auch ihnen das seltene Ereignis erschlossen hat, dass sich drei Mal in einem Jahr Jupiter und Saturn sich im Sternbild des Widders so stark annäherten, dass man fast denken konnte, es ist ein Stern. Gelehrte, Magier aus dem Orient hatten dieses bemerkt. Es gibt sogar Tontafeln, die das belegen. Uns wird erzählt, dass sich Gelehrte deswegen sogar auf den Weg gemacht haben um das zu untersuchen, was damit verbunden schien. Die Magier, die Weisen mussten über 1200 km überwinden. Auch auf einem Kamel eine lange Reise…
Weiser 1: Zum zweiten Mal kommen sich Jupiter und Saturn nahe. Es ist das Zeichen, dass es nicht mehr lange dauert, dass es einen neuen Herrscher in dieser Welt gibt. Wenn die Reise nur nicht so beschwerlich wäre. In Jerusalem, können wir uns ausruhen. Aber jetzt reicht es mir erst einmal.

Weiser 2: Ihr macht nur Druck. Wieso macht Ihr es Euch so schwer. Was ist, wenn wir zu früh kommen und noch Keiner richtig Bescheid weiß, dass der Messias geboren wird, wie die Juden sagen.

Weiser 3: Du nervst. Und was ist, wenn wir zu spät kommen. Alle haben dann dem Kind gehuldigt und wir stehen vor verschlossenen Türen.  Lieber früh da sein und dann warten.

Weiser 2: Du hast Nerven. Wie sollen wir das denn überhaupt richtig terminieren? Es kann in einem Monat sein, in einem halben Jahr. Wir sind losgezogen und haben schon einen großen Teil der Strecke zurückgelegt, aber keiner kann uns sagen, wann wir ankommen.

Weiser 1: Du nervst. Weil Du trödelst. Immer hast Du etwas, was Du Dir unterwegs ansehen musstest. Statt auf das Ziel zuzugehen.

Weiser 2: Na, ich mache so eine Reise nur einmal im Leben. Der Weg ist das Ziel. Was ist, wenn wir gar nicht am richtigen Ort ankommen? Dann habe ich wenigstens mal was erlebt. Wer sagt denn, dass wir bei dem Schauspiel in Jerusalem überhaupt dabei sein dürfen. Ich weiß von einem, der von dort stammt, dass die uns sicher als Fremde nicht mit offenen Armen empfangen werden. Eher werden sie uns als Spione sehen oder als Feinde…

Weiser 3: Ihr ändert Eure Meinung auch jeden Tag? Hat je ein Stern genau Auskunft gegeben? Immer streiten wir uns um das was die Sterne sagen. Jetzt waren wir uns  einmal einig und sind losgezogen.  Nach kürzester Zeit streiten wir uns wieder.

Weiser 1: Wir sind Wissenschaftler und da ist das so. Bei drei Meinungen hat wenigstens einer recht und wir sagen zum Schluss, wir wären eigentlich auch dessen Meinung gewesen.

Weiser 3: So kann man doch nicht leben! Wir wären niemals losgegangen ohne Gewissheit. Und jetzt stellt Ihr es in Frage.

Weiser 1: Ruhe jetzt. Hier können wir nicht stehen bleiben. Seht Ihr? Da hinter uns sind Leute. Sie haben sich versteckt. Bei denen habe ich Angst, dass sie uns alles abnehmen. Los geht’s.
Sprecher: Während unsere Weisen so zerstritten sind wie unsere Politiker, so mussten sie durch die Umstände wenigstens zusammenbleiben, um nicht in Gefahr zu kommen alles zu verlieren. Wenigstens haben sie verstanden, dass es kein Zurück gibt. Auch wenn man sich bis aufs Messer streitet muss man zusammen weitergehen. Wir schauen mal, wie es Maria und Joseph geht.
Maria: Ich bin froh, dass Du an meiner Seite bist. Ohne Dich würde ich es nicht durchstehen. Lass mich noch einmal warten.

Joseph: Dass Du das so siehst, wundert mich. Eigentlich bin ich schuld, dass es Dir so schlecht geht. Hätte ich Dich lieber nicht mitgenommen.

Maria: Jetzt musst Du nur noch sagen, dass Du schuld daran bist, dass David dein Vorfahre ist und Du – und nicht Herodes und Augustus – die Steuer befohlen haben.

Joseph: Eigentlich weiß ich es ja. Aber irgendwie gebe ich mir die Schuld, denn ich fühle mich nicht gut dabei, Dich so leiden zu sehen.

Maria:  Das wollen sie ja, die da oben, dass wir ein schlechtes Gewissen haben. Aber das habe ich von Elisabeth gelernt, dass man sich nicht alles einreden lässt, sondern mutig auf Gott vertraut. Es geht doch nicht um uns, sondern um unser Kind. Es soll den Platz bekommen, den Gott ihm bestimmt hat. Lass uns weitergehen…

Joseph: Irgendwie kommt mir diese Stelle bekannt vor. Auch wenn es schon ewig her ist, dass ich in Bethlehem war. Es ist nicht mehr weit. Ich glaube es ist nur ein ganz kurzes Stück den Berg hoch. Ich höre schon Stimmen.

Maria: Es ist wie eine Erlösung, zu sehen, dass wir ankommen.
Erzähler: In Bethlehem, dem kleinen Dorf auf dem Berg und ganz engen Gassen war es schon ruhig geworden. Kaum ein Licht brannte noch. Die letzten Kinder und die Erwachsenen zogen sich in die obere Stube ihres Hauses zurück, um sich schlafen zu legen. Unten waren die Tiere.
Joseph: Bleib hier sitzen, ich besorge uns ein Quartier und hole Dich hier ab. Nur noch wenige Schritte und Du kannst Dich richtig ausruhen. (geht nach vorne)

Kind: So spät noch unterwegs?  Meine Mutter schimpft gleich gewaltig mit mir, weil ich so spät nach Hause komme.

Joseph: Weißt Du vielleicht, wo ich nach einem freien Zimmer fragen kann? Meine Frau bekommt ihr erstes Kind.

Kind: Ein freies Zimmer wird es nirgends mehr geben. Da habt Ihr sicher kein Glück. Es sind zu viele Leute im Ort.

Mann: Ich habe das eben gehört. Deine Frau ist schwanger und du gehst von zu Hause fort. Sag mir mal: Hast Du keinen Verstand? Die Frau nimmt man doch nicht mit auf die Reise, wenn sie ein Kind bekommt.

Joseph: Sie wollte es aber und wir waren gezwungen hierher zur Steuerschätzung zu kommen.

Mann: Die Zeiten sind schlimm, aber solche Leute wie Ihr seid noch viel schlimmer. Sie kennen keine Vorsicht und haben keinen Glauben mehr. (Beim Weggehen:) Ich denke, Gott hat euch verflucht und uns trifft es gleich mit.

Maria: Ich habe es gehört. Lass ihn gehen. Er versteht nichts.

Joseph: Aber was sollen wir machen?

Kind: Lasst ihn gehen. Mama sagt, er ist so fromm, dass selbst der liebe Gott ihn nicht bekehren könnte. Wir haben kein freies Quartier mehr. Eure Frau kann auch keine Leiter mehr nach oben kommen. Aber unter unserem Haus ist ein Stall mit einem Esel und einem Ochsen. Der Stall ist groß genug und warm.

Maria: Komm lass uns gehen. Es ist gut so.
Lied: Es ist ein Ros‘ entsprungen

Sprecher: Und so gebar Maria ihren ersten Sohn. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in die Futterkrippe.
Lied: Stille Nacht
Erzähler: Etwa zur gleichen Zeit werden unsere Weisen in Jerusalem angekommen sein. Durch ihre auffällige Kleidung und ihr fremdes und vornehmes Getue sind sie sofort in Jerusalem aufgefallen. Der Geheimdienst von Herodes funktionierte gut und schnell, davon können heutige Politiker nur träumen. Herodes witterte einen Aufstand der ihm so verhassten radikalen Juden und ließ sie gleich holen.

Soldat: Kommt, Ihr sollt sofort zu unserem König Herodes kommen. Bitte erweist ihm die Ehre die ihm zusteht. Erst redet er. Und bitte! Antwortet nur auf seine Fragen!

Weiser 1: Irgendwie geht das heute alles sehr schnell. Träume ich.

Weiser 2: Wir sind gerade erst angekommen. Können wir uns nicht erst etwas frisch machen und etwas schminken, so wie sich das gehört? So können wir doch nicht vor seiner Majestät auftreten.

Soldat: Nein. Ihr sollt sofort kommen. Seine Majestät ist sehr ungehalten über Gerüchte, die mit Euch zusammenhängen. Er will alles von Euch aus erster Hand wissen. Aber zuerst will ich sehen, dass Ihr keine Waffen dabeihabt.

Weiser 3: Nicht nötig, wir haben nur drei Geschenke, die wir unterwegs getauscht haben: etwas Gold, etwas Weihrauch und etwas Myrrhe.

Soldat: Zeigt es her!… Mhm… Riecht gut und scheint in Ordnung. Kommt mit!

Weiser 1: (Beim Gehen) Riecht Ihr den Weihrauch hier? Beste Sorte! Herodes kann sich alles leisten…

Herodes: Kommt her! Wie weit seid Ihr gereist?

Weiser 2: Viele Tagesreisen mit dem Kamel. Wir sind am Ende unserer Kräfte.

Herodes: Und das nur, weil Ihr einen gerade geborenen König sucht. Und dann noch hier in Jerusalem! In meinem Volk rumort es. Erst vor Kurzem habe ich einen vermeintlichen Messias hinrichten lassen, weil er gegen die Römer gekämpft hat. Er hat das Volk um den Verstand gebracht. Und nun kommt Ihr?

Weiser 1: Dafür können wir aber nichts. Wir haben die Sterne am Himmel gesehen und sind nach Jerusalem gekommen, weil wir dachten, dass der Königssohn hier geboren würde. Wir dachten es ist Euer Sohn.

Weiser 3: Wir haben im guten Glaube gehandelt, wir könnten Euch gratulieren.

Herodes: Das sind Eure Geschenke? (sieht sie an) Für Euch mag das viel sein und ein würdiges Geschenk. Nach meinem Maßstab ist es armselig.

Weiser 2: Sind wir zu spät?

Herodes: Ha, um Jahrzehnte! Ich habe drei Söhne. Die sind schon groß und spielen sich auf wie drei Könige, was sie ja bald werden sollen, wenn ich das Reich teile. Aber ich habe gute Beziehungen zum Kaiser in Rom. Bei mir wackelt noch nichts…

Weiser 3: Vielleicht sind wie zu früh?

Herodes: Eine klare Meinung habt Ihr ja nicht gerade. Ihr seid Wissenschaftler.  Ihr lasst euch schnell verunsichern. Bei Euch sagt man doch, die Sterne lügen nicht und nun habe ich Euch so schnell verunsichert?

Weiser 1: Naja…

Herodes: Ha… Ich denke Ihr solltet das wissen. Schriftgelehrter! Wo soll der Messias eines Tages geboren werden? Ich kann mir das einfach nicht merken. Jerusalem war es nicht… Die frommen Juden vergessen niemals, etwas, was die Propheten gesagt haben. Ist das nicht so?

Schriftgelehrter: Die Propheten haben gesagt, es wird in Betlehem in Judäa sein!

Herodes: Ach, auch das noch! In diesem kleinen Nest.

Schriftgelehrter: Im Buch des Propheten Micha steht: Du, Betlehem im Land Juda, du bist keineswegs die unbedeutendste unter den Städten in Juda. Denn aus dir wird der Herrscher kommen, der mein Volk Israel wie ein Hirte führen soll.

Herodes: (Voller Wut) Ich führe das Volk wie ein Hirte. Seht, was ich für das Volk getan habe. Seht meinen Tempel an. Er war nie so prachtvoll wie heute.

Schriftgelehrter: Ich kann die Schriften der Propheten nicht verbiegen. In Ihnen steht von Euch nichts geschrieben, zumal Ihr kein Nachkomme Davids seid.

Herodes: Ruhe jetzt. Sogar vor Fremden traust Du das auszusprechen. So widerspenstige Untertanen gibt es nirgendwo.

Weiser 1: Das ist uns jetzt peinlich.

Weiser 2: Wir sehen ein, dass wir uns getäuscht haben.

Weiser 3: Wir sind zur vollkommen falschen zeit zu euch gekommen. Es tut uns leid. Lasst uns gehen.

Schriftgelehrter: Vielleicht kommt Ihr doch zur richtigen Zeit? Gott weiß es.

Herodes: (zum Schriftgelehrten) Wenn Du nicht so viel Einfluss in der Bevölkerung hättest, würde ich Dich sofort umbringen lassen…  – wartet – (zu den Weisen) Vielleicht hat er ja recht. Wieso bin ich da nicht gleich draufgekommen? Ihr seid nicht zur falschen Zeit hier. Ihr seid goldrichtig. Der Himmel hat Euch zu mir geschickt.

Weiser 2: Eben habt Ihr noch anders gesprochen?

Weiser 3: Wir verstehen die Welt nicht mehr!

Herodes: Ihr geht hin nach Bethlehem. Vielleicht findet Ihr den, auf den der Himmel hinweist. Ihr bringt ihm eure „großen“ Geschenke und kommt dann zu mir.

Weiser 1: Zu Euch, auch wenn es nicht Euer Sohn ist?

Herodes: Das ist es ja. Ich werde dem Messias auch huldigen und vor ihm niederknien. Ihr sagt mir, wo ich ihn finde. Und glaubt mir, er bekommt die Geschenke von mir, die er verdient. Geht, … sofort. Ich gebiete es Euch. (Weise sind weg) (Zum Schriftgelehrten) Dieses Mal entgeht mir der angebliche Messias nicht. Ich schicke meine Soldaten hin und wenn ich alle dort geborenen Jungen umbringen muss.

(Weise draußen)

Weiser 1: Da werde noch einer schlau draus. Haben wir uns geirrt oder liegen wir richtig?

Weiser 2: Bei uns Wissenschaftlern weiß man das auch erst hinterher…

Weiser 3: Seht mal. Jetzt leuchtet der Stern so hell wie noch nie. Lasst uns gehen.
Erzähler: Dinge geschehen manchmal in unserer nächsten Nachbarschaft, aber wir bekommen es gar nicht mit. So waren auch die Hirten bei ihrer Herde und es schien ein Tag wie jeder andere zu sein. Doch es ist immer gut, wenn einem jemand sagt, was ganz in der Nähe geschieht.
Hirte 1: Manchmal beschleicht mich etwas Angst hier draußen. Immer wenn etwas knackt, bekomme ich einen gewaltigen Schreck.

Hirte 2: Ich frage mich immer wieder, warum ich mir das antue. Aber wenn ein Wolf kommt und unsere Schafe reißt? Wir gehen dazwischen, auch wenn es gefährlich ist. Manchmal träume ich davon, hunderte Schafe zu haben. Dann käme es auf ein paar wenige nicht an, die ein wildes Tier reißt. Ich weiß nicht, ob ich die Ruhe hätte, wenn etwas mit den einzelnen Schafen ist.

Hirte 3: Uns kommt es eben auf jedes Schaf an, dass es nicht Schaden nimmt. Wir schlagen uns Nacht um Nacht um die Ohren, während andere schlafen. Sie wundern sich, wenn wir dann am Tag müde und geschafft sind. Sie denken wir haben es ganz leicht. Sie müssten mal sehen, wie das ist, wenn man so arbeiten muss.

Hirte 1: Trotzdem. Wenn du hundert Schafe hättest, Du würdest Dich doch um das eine kümmern, das vom Weg abkommt.

Hirte 2: Wahrscheinlich hast Du recht. Ruhig schlafen – das kann ich schon lange nicht mehr! Hustet unser kleiner Hirte, bin ich wach.

Hirte 3: Wie sähe es auf unserer Welt aus, wenn Herodes, Augustus oder der Hohepriester auch so wären?  Sie wäre eine andere.

Hirte 2: Ich habe es erst neulich wieder gehört: Die Propheten haben gesagt, wenn der Messias kommt, wird er sich wie ein Hirte um die einzelnen Menschen kümmern. Da ist keiner, der verachtet wird.

Hirte 2: Sage das mal unseren radikalen Leuten. Mein Cousin ist jetzt superfromm geworden. Ich bin für ihn nur ein verachtenswerter Hirte, der sich nicht um sein Seelenheil kümmert. Ich bin ein Ungläubiger, obwohl ich an Gott glaube.

Hirtenjunge: Lass sein. Du bist für mich da wie ein guter Hirte und das ist ganz viel wert. Du hast mich aufgenommen wie dein eigenes Kind. Meinst du, dass Gott das nicht zu schätzen weiß?

Hirte 2: Junge, jetzt haben wir Dich mit unserem Geschwätz auch noch aufgeweckt. Tut mir leid.

Hirte 1: Irgendwas stimmt hier nicht. Es ist überaus ruhig und doch ganz anders als sonst.

Hirte 2: Kein Schaf ist zu hören.

Hirtenjunge: Sagt mal, seht Ihr das nicht?

Hirte 2: (zum Hirtenjungen) Los, wirf dich nieder!
Engel: »Habt keine Angst! Seht doch: Ich bringe euch gute Nachricht. Im ganzen Volk wird große Freude herrschen. Heute ist in der Stadt Davids für euch der Messias geboren. Er ist Christus, der Herr. Und dies ist das Zeichen, an dem ihr das alles erkennt: Ihr werdet ein gerade geborenes Kind finden. Es ist in Windeln gewickelt und liegt in einer Futterkrippe.
Hirtenjunge: Los kommt. Das lassen wir uns nicht entgehen. Ganz in unserer Nachbarschaft und wir haben nichts davon gewusst? Wir haben es aber als erste erfahren.

Hirte 1: Die Leute in Bethlehem werden noch schlafen.

Hirte 2: Wartet noch einen Moment! In einer Futterkrippe liegt das Kind. Das sind ganz einfache Leute. Wir nehmen was mit. Aber was.

Hirte 3: Junge, du nimmst unsere Suppe mit. Die Mutter braucht das jetzt.

Hirtenjunge: Und der Vater sicher auch. Los gib es her. (nimmt die Kanne auf den Kopf)

Hirte 1: Es muss gleich hier sein. Zum Glück kenne ich mich hier aus wie in meiner Westentasche. Die Leute schlafen alle schon. Jetzt mal alle ganz leise…

Hirtenjunge: Auch wenn es kaum zu hören ist: Ich höre das Kind schreien. Los folgt mir. … Da vorne ist es.

Hirte 2: Ich fasse es nicht. In Bethlehem geboren … und wir sind die ersten.

Joseph: Es ist schön, dass Ihr kommt. Ich komme eh nicht zur Ruhe.

Hirtenjunge: Wir haben eine kräftige Suppe für Euch dabei. Aber erst wollen wir das Kind sehen, von dem Engel gesprochen haben.

Maria: Ihr kommt zu uns. Ich verstehe so, dass Gott keinen vergisst. Auch uns nicht.

Weiser 1: Kleines Nest mit engen Gassen.

Weiser 2: Wenn ich mir das ansehe. Hierher hätte ich niemals gefunden. Sogar Herodes musste uns helfen.

Weiser 3: Da vorne. Seht ihr das Licht im Stall. Ich ahne es: Da wird unser Weihrauch die Enge vergessen lassen.

Weiser 2: Und die Myrrhe den Kleinen heilen.

Weiser 1: Und das Gold ermöglicht vielleicht ein neues Quartier und einen Esel, der die die Familie weiterbringt, bevor Herodes kommt

Weiser 3: An Herodes habe ich gar nicht gedacht. Na, der erfährt von uns nichts.

Weiser 1: (zum Joseph) Dürfen wir nach dem Kind sehen, von dem die Sterne erzählt haben?

Weiser 2: wir sind so weit gezogen und doch am Ziel.

Joseph: Ihr seid über viele Wochen zu uns gekommen. Wie habt Ihr das gemacht, dass Ihr gerade jetzt zur richtigen Zeit kommt?

Hirtenjunge: bei uns waren das die Engel!
Weiser 2: Es waren scheinbar die Sterne, aber in Wirklichkeit war es Gott. Nur er kann planen und sogar Herodes benutzen. (zu den anderen Weisen:) Es ist unglaublich, wir sind weder zu früh, noch zu spät – Gott sei Dank! Gut, dass wir losgegangen und beieinandergeblieben sind. Gott wollte uns hier haben.