Der Wirt von Bethlehem verändert sich

Lied: Zu Bethlehem geboren (LJ 37)

1. SZENE: Kein Platz für Fremde

(Maria und Josef treten auf.)

Maria: Josef, ist der Weg noch weit? Meine Füße sind müde. Mein Rücken tut weh. Ich will nur noch liegen. Und ständig habe ich Angst, zu stolpern.

Josef: Komm, Maria, stütz dich auf meine Schultern. Ich versuche ja, den besten Weg für dich zu finden zwischen den Steinen hier. Es ist nicht mehr weit bis Bethlehem. Dort vorn sehe ich schon die ersten Lichter.

Maria: Sind das nicht nur Hirtenfeuer draußen auf den Feldern?

Josef: Nein, nein Maria, dort kannst du es jetzt genau sehen: Es sind erleuchtete Fenster. Sicher sitzen dort Menschen zusammen beim Abendessen.

Maria: Ach wäre das schön, Josef, ein Zimmer zu bekommen, ein warmes Essen und eine Decke zum Schlafen. Das wäre himmlisch.

Josef: Wir werden sicher etwas finden. Bethlehem ist eine gastfreundliche Stadt. Das hat mein Vater schon immer gesagt: Bethlehem ist zwar klein, aber besonders freundlich zu den Menschen. – Sieh nur, Maria, schon sind wir bei den ersten Häusern angelangt. Da ist eine Herberge.

Maria: Ein schönes Schild. „Gasthaus zum freundlichen Tor“. Das klingt wirklich nach dem, was dein Vater gesagt hat.

Josef: Ich klopfe schon an.   (Wirt kommt heraus.)

Wirt: Nanu. Wer klopft so spät? Guten Abend.

Josef: Guten Abend, guter Mann. Verzeihen Sie, dass wir so spät anklopfen. Aber wir sind von Nazareth hier her gekommen, zu Fuß. Nun bitten wir freundlich um ein Nachtlager in dieser schönen Herberge.

Wirt: Na, da wird wohl nichts draus. Mein Haus ist voll. Die Volkszählung bringt das so mit sich. Meine ganze Großfamilie – und die meiner Frau – ist hier herein gekommen. Da ist für Fremde kein Platz mehr.

Josef: Aber…

Wirt: Kein aber! Hier ist nichts zu machen.

Wirtin: (Von hinten.) Was ist denn da los, Levi? Mach die Tür zu, es zieht!

Wirt: Hier sind Leute, die suchen eine Unterkunft. Aber ich hab’ schon gesagt, dass wir für Fremde keinen Platz haben.

1. Verw.: Nicht noch mehr Leute.

2. Verw.: Das kann man uns nicht zumuten.

3. Verw.: Es ist jetzt schon so eng hier.

4. Verw.: Das Haus platzt aus allen Nähten.

5. Verw.: Und außerdem ist das ein Familientreffen.

6. Verw.: Ja genau, da ist kein Platz mehr.

Wirtin: (In der Tür) Ja, ja, das ist wohl wahr. Unsere Familie ist groß und alle sind gekommen wegen der Volkszählung.

Maria: Ach bitte, gute Frau. Gibt es nicht ein winziges Eckchen? Sie sehen doch, ich bin schwanger. Ich habe das Gefühl, das Kind wird nicht mehr lange auf sich warten lassen. Ich bin so müde.

Wirtin: Na ja. In diesem Zustand brauchst du wirklich Hilfe. Warte, lass mich überlegen.

Wirt: Da ist nichts zu überlegen, Frau. Das Haus ist voll. Basta. Sucht lieber schnell woanders nach einem Dach über dem Kopf, sonst kommt euer Kind noch auf der Straße zur Welt. Und überhaupt – das ist ja eine Zumutung, in diesem Zustand auch noch anderen zur Last zu fallen. (knallt laut die Tür zu.)

Maria: Oh nein. Warum ist dieser Mann so garstig? „Zum freundlichen Tor“ – dass ich nicht lache. Das Haus ist voll, ja, ja. Wenn wir zu seiner großen Verwandtschaft gehören würden, dann hätte er sicher noch ein Eckchen gefunden. Aber wir sind ja nur Fremde, Dahergelaufene. Ach Josef, ich habe Angst. Werden wir einen Platz finden?

Josef: Ich hoffe es, Maria. Ich vertraue darauf, dass nicht ganz Bethlehem die Fremden ablehnt. Etwas muss doch von seiner Freundlichkeit noch da sein.

1. Kind: Hallo ihr da. Seid ihr die beiden, die unser Vater gerade weggeschickt hat?

Josef: Wenn der Wirt dieser Herberge euer Vater ist, dann ja.

1. Kind: Er ist unser Vater. Er weiß nicht, dass wir hier sind. Unsere Mutter hat uns zu euch hinausgeschickt. Es tut ihr sehr leid, soll ich sagen.

2. Kind: Vater lässt nicht mit sich reden. Aber wenn ihr wollt, dann sollen wir euch zu unserem Stall führen. Er liegt etwas außerhalb, ist trocken und ruhig. Aber sonst natürlich nichts besonderes.

Maria: Danke. Wie heißt ihr?

1. Kind: Ich heiße Hannah Und das ist mein Bruder David.

Maria: Danke Hannah, danke David. Eure Mutter ist sehr freundlich. Dann stimmt das Schild von eurem Gasthaus doch ein bisschen.

Ja, führt uns zu dem Stall. Das ist immer noch besser als die Straße.

                        (sie gehen gemeinsam zum Stall)

1. Kind: So hier ist es. Und hier ist noch ein Stück Brot und eine Kanne Milch.

2. Kind: Und nun gute Nacht. Wir müssen schnell zurück, ehe Vater etwas merkt.

(Maria und Josef legen das Kind in die Krippe.)

2. SZENE: Den Hirten singen die Engel

(6 Hirten, Engel, Engelchor)

1.Hirte: Was ist das? Ich höre etwas, was noch nie hier zu hören war!

2. Hirte: Klingt wie Singen, oder Summen… Woher kommt das bloß?

3. Hirte: Es ist rundum. Oder von oben? Seid mal ganz leise.

– Stille –

Engel: Hirten, hört mir zu. Fürchtete euch nicht. Denn ich verkündige euch große Freude. Sie gilt allen Menschen, der ganzen Welt. Denn euch ist heute der Heiland geboren. Christus, der Herr. Und ihr sollt ihn finden. Das Kind ist in Windeln gewickelt und liegt in einer Krippe in einem Stall. Singt mit uns zu Gottes Ehre. Denn Gott gibt seine ganze Liebe euch.

Lied: Gloria in excelsis Deo.

1. Hirte: Mein Gott, das war das Größte, was ich je erlebt habe.

2. Hirte: Gott gibt uns seine ganze Liebe?

3. Hirte: Ein Kind, in Windeln, in einer Futterkrippe in einem Stall?

4. Hirte: Ich verstehe das alles nicht. Aber sehen, sehen will ich das Kind, zu dessen Geburt der Himmel zu singen beginnt.

5. Hirte: Der Engel hat gesagt, dass wir es finden werden.

1. Hirte: Also, machen wir uns auf den Weg, suchen wir den Stall. Mit Ställen kennen wir uns ja aus. Irgendwann werden wir den richtigen finden.

            (Die Hirten machen sich auf, um das neugeborene Kind zu suchen. Beim Zug durch Bethlehem sieht sie der Wirt.)

Wirt: (Schaut aus dem Fenster.) Nanu, was ist das denn? Spät in der Nacht gehen Hirten hier durchs Dorf? Die können doch nichts Gutes im Schilde führen. Wie kommen die dazu, die Schafe allein zu lassen? Na wartet! Morgen komme ich nachzählen – und wenn eins meiner Schafe fehlt, gibt’s Ärger, so ein Lumpenpack.

(Wirt zieht sich zurück. Die Hirten kommen in die Nähe des Stalls.)

2. Hirte: Dort in dem Stall ist Licht. Dort wird es sein.

(Die Hirten gehen hinein und finden das Kind und die Eltern.)

3. Hirte: Der Heiland der Welt. Christus der Herr. Wir haben ihn gefunden.

4. Hirte: Dich haben die Engel mit Gesang angekündigt.

5. Hirte: Und uns haben sie gesagt, wir sollen dich finden.

Maria: Es ist gut, dass ihr gekommen seid.

Josef: Ja. Wir waren so allein hier. Weit weg von allen Menschen, die sich ordentlich und rechtschaffen nennen. Sie hatten alle keinen Platz für uns übrig.

2. Hirte: Aber wir können euch gar nichts bieten. Nicht mal mit einer Decke können wir euch helfen. Wir haben ja selbst nichts.

Maria: Ihr habt ganz viel gegeben. Ihr seid gekommen. Ihr habt uns besucht. Das macht diesen Stall wärmer, als es eine Decke könnte.

3. Hirte: Ach Maria. Ihr habt uns viel mehr geschenkt. Wir haben den Heiland der Welt gefunden. Aber jetzt müssen wir zurück zu unseren Schafen. Hoffentlich hat niemand bemerkt, dass wir sie alleingelassen haben.

4. Hirte: Ach und wenn – ich habe kein schlechtes Gewissen. Immerhin hat uns der Himmel gesungen. Dagegen kommt kein Menschenschimpfen an!

5. Hirte: Na dann, auf geht’s. Gott segne Euch, Maria, Josef und Jesus.

1. Hirte: Ja, Gott behüte euch auf allen Wegen.

2. Hirte: Und passt gut auf das Baby auf. Von ihm haben die Engel gesungen!

(Die Hirten gehen ab.)

3. SZENE: Auf der Suche nach dem Höchsten

(Drei Weise kommen heran. Der Wir schaut aus dem Fenster.)

Wirt: Was für eine Reisegesellschaft kommt dort an? – Wie ihre Gewänder glitzern. Das sind aber kostbare Kleider! Aah, das wären mal feine Gäste für meine Herberge. Frau!

Wirtin: Was ist denn los?

Wirt: Kuck dir die mal an, die dort die Straße herunterkommen!

Wirtin: Feine Leute, na, die brauchen sicher nicht mit jedem Pfennig zu rechnen.

Wirt: Eben, eben. Los, wirf die Sippe deiner Kusine aus dem Erkerzimmer. Die sollen bei den anderen unterkriechen. Das Zimmer werde ich diesen Herren da anbieten.

Wirtin: Aber – das geht doch nicht. Du weißt, dass alle Zimmer voll sind. Deine und meine Familie – das sind nun mal so viele Leute.

Wirt: Ach was. An der Familie verdiene ich keinen Pfennig. Da kann ich froh sein, wenn sie das Essen bezahlen, das sie kriegen. Aber die feinen Herren da, die können meinen Geldbeutel füllen. Du hast selbst gesagt, dass sie mit dem Pfennig nicht rechnen müssen. Denen werde ich servieren – ein gutes Zimmer, ein ausgezeichnetes Essen – und eine dicke Rechnung.

Wirtin: Oh du – für Geld lässt du sogar deine Familie im Regen stehen. Meinst du, dass das ein guter Plan ist?

Wirt: Und ob der gut ist! Der Plan ist zu meinem Vorteil. Und damit übrigens auch zu deinem!

Wirtin: Auf so einen Vorteil verzichte ich!

Wirt: Halt den Mund und mach dich an die Arbeit. Das Zimmer muss tip top sein. Ich geh den Herren inzwischen entgegen.

(Die Wirtin geht wortlos weg. Der Wirt läuft auf die Straße und begrüßt die Ankommenden.)

Wirt: Gott zum Gruße, werte Herren.

1. Weiser: Danke für die Begrüßung, guter Mann. Dies ist, so scheint, ein freundlicher Ort.

Wirt: In der Tat, gnädiger Herr. Freundlich allen, die hier hereinkommen. Offen stehen meine Türen für Sie. Schauen Sie nur – mein Gasthof zum freundlichen Tor. Sie sind mir willkommen als Gäste in meinem Haus.

2. Weiser: Nun, nun, Ihre Freundlichkeit ist angenehm. Aber wer weiß, ob wir bleiben können.

Wirt: Sie würden etwas verpassen, wenn Sie an Bethlehem nur vorübergehen.

3. Weiser: Bethlehem ist unser Ziel. So sagt es die Schrift. Doch wo in Bethlehem, das ist nun noch ungewiss.

Wirt: (werbend) Das kann aber rasch Gewissheit werden. Denn hier, das darf ich ohne Übertreibung sagen, ist die edelste Herberge im weiten Umkreis. Und so, wie die Herren aussehen, werden sie nicht mit etwas Geringerem zufrieden sein.

1. Weiser: Das ist wohl wahr. Zum Höchsten sind wir unterwegs.

Wirt: Sag ich’s doch! Höchster Genuss beim Essen. Beste Ausstattung des Zimmers – eine Nacht in meinem Hause, das ist wirklich das Höchste, was weit und breit den Fremden anzubieten ist.

1. Weiser: Nicht immer ist das Reiche, blendend Schöne auch das Wichtige. Das haben wir auf unserer Reise bereits einmal erlebt.

2. Weiser: Wir waren Gast beim König Herodes.

3. Weiser: Wir dachten, dort, im Palast in Jerusalem, müsse unser Ziel sein. Doch das war falsch. Zum Glück sind uns die Augen noch rechtzeitig geöffnet worden.

1. Weiser: Und jetzt sind wir in Bethlehem. Und damit fast am Ziel.

2. Weiser: Nicht noch einmal werden wir uns auf einen falschen Weg verleiten lassen.

Wirt: Niemand will Sie verleiten. Willkommen heißen will ich Sie und Ihren Weg erleichtern.

3. Weiser: Vielleicht meinen Sie es gut. Vielleicht auch nicht. Das ist nicht wichtig. Wichtig ist allein, dass wir den Höchsten finden.

(Schaut nach oben und ruft:)

Schaut da, Freunde. Der Stern ist wieder da. Er steht fest und sicher.

1. Weiser: Ein Wegweiser und ein Fingerzeig vom Himmel.

2. Weiser: So lasst uns gehen – dorthin, wo der Stern steht.

Wirt: (enttäuscht) Aber, meine Herren! Nichts ist in dieser Richtung. Keine Herberge, überhaupt kein bewohnbares Haus. Von wegen „Das Höchste“ finden. Da steht ein alter Stall und im übrigen nur karges Gras. Nicht mal das ist hoch.

1. Weiser: Sie haben nicht gut zugehört. „Den“ Höchsten finden, haben wir gesagt. Und Er, das haben wir begriffen, hat unbegreifliche Wege, sich zu offenbaren. Kommt, wir gehen.

(Drei Weise ziehen ab.)

Wirt: Nichts verstehe ich. Was soll das? Mein schönes Geschäft! Und meine Frau wird ganz schön schadenfroh sein.

(Wirt geht enttäuscht ab. Die Weisen kommen in den Stall. Sie ehren das Kind und ziehen dann weiter. Maria und Josef brechen auf und verlassen mit Gebärden der Angst und Flucht den Raum.)

4. SZENE: Ein Kind in unserem Stall

(Wirt tritt auf.)

1. Verw.: Schöne Verwandtschaft!

2. Verw.: Der behandelt uns wie den letzten Dreck.

3. Verw.: Der will uns eigentlich gar nicht haben.

4. Verw.: Ich reise ab.

5. Verw.: Na warte, wenn der sich nächstes Jahr bei uns in Jerusalem einladen will.

6. Verw.: Dann bekommt er höchstens die Besenkammer.

Wirt: Ich halte es nicht mehr aus. Seit fünf Tagen schon redet meine Frau kein Wort mit mir. Seit diese rätselhaften Herren hier vorbeigingen. Und die Verwandten sind sauer und würdigen mich kaum noch eines Blickes. – Na ja, war nicht gerade die feine Tour, das Zimmer von ihnen zu verlangen. Aber Geschäft ist nun mal Geschäft. Das müssen sie doch verstehen. Aber, warum ist meine Frau verstummt?

(Kinder kommen hinzu)

1. Kind: Vater?

Wirt: Ach ihr? Was wollt ihr?

1. Kind: Vater, du bist ganz durcheinander nicht?

Wirt: Ach, was verstehst du denn schon!

2. Kind: Ich verstehe, dass Mutter nicht mehr mit dir redet, seitdem die Fremden hier vorbeikamen.

Wirt: Ja, ja. Das hab ich auch gemerkt. Und ich begreife es nicht.

1. Kind: Ich schon! Erst hast du die armen Leute weggeschickt. Und dann hast du die hohen Herren um jeden Preis hier halten wollen. Und was mit denen wirklich war, hast du überhaupt nicht mitgekriegt.

Wirt: Aber du, wie?

1. Kind: Ja. Ich weiß, wo die hohen Herren hingegangen sind.

Wirt: Du kennst ihr Ziel?

2. Kind: Ja, unser alter Stall – da sind sie angekommen.

Wirt: Der Stall, dass ich nicht lache. Mit so kostbaren Kleidern geht man nicht in einen Stall.

1. Kind: Die schon.

Wirt: Ach ja? Und dann war das Höchste, was sie dort fanden, wohl das stechende Stroh, ja? Hört auf mit euren Kindergeschichten.

2. Kind: Nicht das Stroh, Vater. Aber das Baby, das dort im Stroh lag.

Wirt: Was lag da im Stroh?

1. Kind: Ein kleines Kind. Gerade geboren in unserem Stall.

Wirt: Ein Kind? In unserem Stall?

2. Kind: Wir haben die Eltern dorthin geführt. Du hattest ja keinen Platz für die Armen in deinem Haus. Du wolltest ja nur Reiche bei dir haben. Jedenfalls haben wir die beiden Eltern in den Stall gebracht.

1. Kind: Da ist dann das Kind geboren. Jesus heißt es. Und ein paar Tücher und ein Stück Brot haben wir hingebracht. Und deshalb wissen wir mehr von dem Kind. Und wir wissen, wen die reichen Fremden gefunden haben.

Wirt: (zaudernd) Den Höchsten. Ihr meint „den Höchsten“?

2. Kind: Ja, Vater. Das haben nämlich die Hirten vom Himmel gehört: Dass der Heiland geboren ist, der Retter, der Christus.

Wirt: Die Hirten? Dieses unzuverlässige Gesindel, das nachts die Herde verlässt?

1. Kind: Die sind nicht unzuverlässig! Die sind zum Stall gegangen, weil die Engel ihnen das gesagt haben. Sie haben auf Gott gehört. Und deshalb haben sie das Kind gefunden.

Wirt: Lasst mich allein. Ich muss nachdenken.

2. Kind: Und mit Mutter musst du reden. Sie weiß das alles längst.

(Kinder gehen weg.)

Wirt: (geht in sich) Die Fremden, die ich nicht aufnehmen wollte, dieses armselige Ehepaar… Den Heiland der Welt habe ich in ihnen abgewiesen? Mein Gott. Wenn das wahr ist, wie kann ich vor dir bestehen? Und die reichen Fremden, die ich unbedingt im Haus haben wollte, die waren auf dem richtigen Weg, und ich habe nichts begriffen? Ich habe nur den Reichtum gesehen und meinen Vorteil, und alles andere überhört?

Wirtin: (kommt zu ihm heraus.) Die Kinder haben dir alles gesagt?

Wirt: Ja. Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll. Ich habe so viel falsch gemacht. Das kann ich gar nicht wieder gutmachen.

Wirtin: Es stimmt, du hast viel falsch gemacht.

Wirt: Ich erkenne meinen Fehler. Rückgängig machen kann ich es nicht. Aber meinst du, dass ich die Menschen im Stall aufsuchen kann? Kann ich irgendwie zeigen, dass ich meinen Fehler erkenne? Kann ich das tun? Habe ich eine Chance, vor den Menschen und vor Gott?

Wirtin: Tu es. Geh hin. Die Stalltür war niemandem verschlossen. Sie wird auch für dich offen sein.

Lied:           Hier ist das Ziel, ….

5. SZENE: Der Wirt ändert sich

(Der Wirt kommt in den Stall. Ein Hirte räumt dort auf.)

Wirt: Du bist hier – allein?

6. Hirte: Ja. Ich mache den Stall winterfest. Die anderen sind bei den Schafen draußen.

Wirt: Ich meine nicht die anderen Hirten. Ich meine die Familie, die hier war.

6. Hirte: Du kommst zu spät. Sie sind fort. Du kannst sie nicht noch einmal wegjagen.

Wirt: Aber, ich will sie nicht wegjagen. Ich habe meinen Fehler erkannt. Ich war hergekommen, um… um… Verzeihung zu bitten. Und nun, sind sie fort. Wohin, weißt du wohin?

6. Hirte: Wohin, das weiß Gott allein. Geflohen sind sie, mit dem neugeborenen Kind.

Wirt: Geflohen? Der Heiland auf der Flucht?

6. Hirte: Vor zwei Tagen schon. Etwas anderes blieb ihnen ja wohl nicht übrig. Nach den Berichten, die ich heute gehört habe, kann ich nur hoffen, dass sie recht, recht weit gekommen sind.

Wirt: Warum? Was ist geschehen?

6. Hirte: König Herodes hat die Wut bekommen. Gerast hat er, weil drei weise Männer ihm nicht mitgeteilt haben, wo der Heiland geboren ist. – Die waren wirklich Weise! Das zeigt sich jetzt. Töten will Herodes. Alle töten, die vielleicht das Gotteskind sein könnten. Alle töten, die in den letzten Wochen in Bethlehem geboren sind. Denn mehr weiß er nicht von dem Kind. Nur den Ort: Bethlehem.

Wirt: Das ist ja furchtbar. Das kann doch nicht sein. Sie sind fort, voller Angst – und mit der Erinnerung an einen schrecklichen Wirt. Gibt es denn nichts, was ich tun kann? Ich will doch nicht für immer der abweisende Wirt von Bethlehem bleiben!

6. Hirte: Bis du dieses Kind wiedersehen wirst, wird es lange dauern. Vielleicht ist Jesus bis dahin erwachsen. Gott allein weiß es. Wenn er will, wird er euch zusammenführen. Aber um dich herum sind viele Kinder und Eltern, die jetzt in großer Not sind. Sie müssen fliehen – du hast Esel. Sie kennen sich nicht aus – du weißt Bescheid. Du hast Beziehungen über die Grenzen hinaus. Sie haben nur jenseits der Grenze eine Chance zu überleben. Meinst du nicht, dass du da helfen kannst? Ich weiß, ich bin nur ein einfacher Hirte. Aber ich habe hier in diesem Stall den Heiland gesehen. Und seitdem sehe ich die anderen Kinder anders. Es ist, als ob sie ein Stück dieses einen Kindes in sich haben.

Wirt: Du bist ein einfacher Hirte. Aber du hast mir mehr geholfen als gelehrte Menschen es hätten tun können. Nun weiß ich, was ich zu tun habe.

6. Hirte: Dir ist klar, dass du damit in Konflikte geraten wirst? Das, was du tun wirst, wird dem König nicht gefallen.

Wirt: Das ist mir klar. Aber da nehme ich mir die drei Weisen zum Vorbild. Die haben sich auch nicht vom König benutzen lassen. Die sind in den Stall gegangen. Sie wussten, was Gottes Wille war. Und ich weiß es jetzt auch für mich.

Lied: Als Jesus auf die Erde kam (LJ 320)

Pfarrer: … Und nun beten wir zusammen mit dem Wirt, seiner Frau und seinen Kindern.

1. Kind: Guter Gott. Du bist als Kind zu den Menschen gekommen. Ganz nahe, und auf Hilfe angewiesen warst du. Wir bitten dich für alle Kinder dieser Welt:

2. Kind: Hilf, dass wir zusammen leben können, ohne Krieg und Gewalt, ohne Hunger und Angst voreinander. Gott, lass uns groß werden und bewahre diese Welt vor Zerstörung. Denn sie ist deine Schöpfung, und wir Kinder haben sie lieb.

Wirt: Guter Gott. Wir leben in Wohlstand und Geborgenheit. Um Lebensnotwendiges müssen wir uns nur selten ernsthafte Sorgen machen. Doch immer mehr erleben wir die Not, die Todesangst, die Sorge um das Überleben in unserer Nachbarschaft. Hilf uns, dass wir uns nicht verschließen vor Menschen, die Hilfe suchen. Nimm die Angst von uns, wir könnten zu kurz kommen. Hilf uns, barmherziger Gott.

Wirtin: Guter Gott. Oft kennen wir Deinen Willen sehr gut. Wir wissen, was wir sagen wollten, aber wir bleiben stumm. Wir wissen, was wir tun könnten, aber wir ziehen uns zurück. Gott, schenke uns die Freude der Hirten und den Mut der Weisen, damit überall Weihnachten wird. Eine helle Nacht voller Jubel und Leben. Amen.