Ein Krippenspiel für Kinder im Vor- und Grundschulalter

Text und Idee: Thomas Höhn

Sprechrollen: Erzähler, er kennt sie alle und weiß wie es weiter geht

Justus, ein römischer Soldat und Herold

Ben, ein Hirte

Tobias, ein weiterer Hirte

Josef, ein werdender Papa

Maria, hochschwanger mit … na, wem wohl?

Statisten: die Bevölkerung von Nazareth

weitere Hirten

Jesus, Sprechrollen bekommt er erst später

Szenen: 1. Auf dem Marktplatz von Nazareth (Ambo-Seite)

Schriftrolle, Rednerpodest

2. Auf dem Weg nach Betlehem (Hauptgang)

3. Im Stall (Altarraum rechts)

angedeuteter Stall, Krippe, Jesusfigur

1. SZENE

AUF DEM MARKTPLATZ VON NAZARETH

Erzähler: Alle mal herhören! Ich möchte euch eine Geschichte erzählen. Die Geschichte von Justus dem römischen Soldaten und Herold. Was ist ein Herold fragst du? Ein Herold ist einer, der in Zeiten als es weder Radio noch Fernsehen noch Internet gab, den Leuten mitteilte, was sie unbedingt hören und wissen mussten. Wichtige Nachrichten des Kaisers aus Rom zum Beispiel. Justus lebte vor ungefähr zweitausend Jahren und er hatte in Galiläa den Menschen in den Städten und Dörfern eine neue Botschaft des Kaisers Augustus aus Rom mitzuteilen. Aber hören wir doch selbst. Dort auf dem Marktplatz von Nazareth steht er und sammelt die Menschen um sich. Oh, ich glaube, jetzt will er etwas sagen:

Justus:Alle mal herhören! Ich habe eine neue Botschaft unseres ehrwürdigen Kaisers Augustus für euch. (Liest aus einer Schriftrolle vor)

>Ich, Kaiser Augustus, will wissen wie viele Menschen in meinem Reich wohnen. Deshalb werde ich eine Volkszählung abhalten. Dazu soll bis zum nächsten Neumond ein jeder in die Stadt gehen, wo er geboren ist. Dort wird er in die Zähllisten eingetragen. Gezeichnet, Augustus, Kaiser von Rom. <

Ruhe! Noch mal alle herhören! Es werden keine Ausnahmen zugelassen! Habt ihr gehört?

Josef: (Josef drängt sich nach vorne und zupft Justus am Mantel.) Herr Soldat, entschuldigt, aber ich kann nicht in meine Geburtsstadt gehen.

Justus: Du hast doch gehört, es gibt keine Ausnahmen. Das gilt auch für dich, mein Freund.

Josef: Aber, Herr Soldat, meine Frau ist schwanger. Unser erstes Kind wird bald zu Welt kommen. Maria, so heißt meine Frau, kann nicht mehr bis nach Bethlehem laufen. Das ist zu weit.

Justus: Du hast es doch gehört, es gibt keine Ausnahmen. Aber lass mich mal überlegen … vielleicht geht es ja, wenn du und deine Frau euch einen Esel mietet. Auf dem Esel könnte deine Frau dann reiten. So könnte es doch gehen, oder?

Josef: Hmm, ja … vielleicht, aber …

Justus: Leb wohl, guter Mann, ich muss jetzt weiter. Ich muss meine Botschaft heute noch in drei anderen Dörfern verkünden. Ich wünsch dir viel Glück! (Justus tritt ab, Josef bleibt zunächst grübelnd zurück und geht dann auch langsam ab.)

Erzähler: Josef geht gleich zu seinem Nachbarn Simon, der einen Esel hat. Er fragt ihn, ob er sich den Esel für ein paar Tage ausborgen kann. Und er erzählt ihm alles, was er auf dem Marktplatz gehört hat. Da Simon immer gerne hilft, darf Josef sich den Esel ausleihen. Josef verspricht dafür, Simon bei der Reparatur seines undichten Daches zu helfen.

Justus, unser römischer Soldat, hatte die Botschaft des Kaisers von der Volkszählung noch in vielen anderen Dörfern und Städten zu erzählen. In Kapernaum, einer Stadt am großen See, erreichte ihn ein neuer Befehl seines Kommandanten. Es soll sich schnellstmöglich nach Jerusalem in die Hauptstadt der Provinz begeben. Dort soll er bei der Volkszählung helfen und Listen schreiben. Damals konnten nämlich nicht viele Menschen, was Justus konnte: lesen und schreiben.

Lied:Menschen auf dem Weg

2. SZENE

Auf dem Weg nach Betlehem

Erzähler: Da es ein weiter Weg von Kapernaum nach Jerusalem ist, macht sich Justus sogleich auf den Weg. Viele Tage wird er laufen müssen.

Am vierten Tag seiner Wanderung hat sich Justus verlaufen. An irgendeiner Stelle hat er wohl einen Wegweiser übersehen. Er weiß nicht mehr, wo er ist und es beginnt schon dunkel zu werden. Als es schließlich ganz Finster ist, setzt er sich einfach am Weg nieder und wickelt sich gut in seinen warmen Soldatenmantel ein. Er beschließt im Freien zu übernachten und morgen im Tageslicht nach dem richtigen Weg zu suchen. (Justus dreht eine große Runde durch die Kirche und setzt sich in der Nähe des Altares nieder. Auf einem anderen Weg sind bereits die Hirten unterwegs und nähern sich nun der Stelle, an der Justus sitzt.)

Da hört Justus Schritte und leise Stimmen. Sind es Räuber oder einfache Reisende, die in der Nacht noch unterwegs sind. Vielleicht wissen sie den Weg? Zur Sicherheit aber macht sich Justus erst einmal ganz klein unter seinem Mantel und fasst sein Schwert fester.

Ben: Du, Tobias, schau mal, ich glaub, da vorne sitzt einer am Weg.

Tobias: Meinst du dort den Schatten unter dem Busch?

Ben: Ja, genau! Wenn das mal kein Räuber ist.

Tobias: Nein, sieh doch mal genau hin, das scheint ein römischer Soldat zu sein. Da sehe ich am Helm und an seinem Umhang.

Ben: Diese Römer sind auch nicht besser als Räuber. Sie haben unser Land besetzt und meinen, uns nach Lust und Laune herumkommandieren zu können. Was der wohl hier sucht.

Tobias: Pssst, ich glaube, er hat uns bemerkt.

Justus: (Justus steht auf und schaut die Hirten ungläubig an.) Im Namen des Kaisers, wer seid ihr? Bleibt stehen und gebt euch zu erkennen.

Tobias: Wir sind Hirten und wer bist du?

Justus: (Justus entspannt sich ein wenig.) Ich bin ein Herold auf dem Weg nach Jerusalem aber ich habe mich verirrt und den Weg verloren. Aber sagt, was macht ihr Hirten mitten in der Nacht auf der Straße? Warum seid ihr nicht bei euren Herden? Wo wollt ihr denn hin?

Ben: Das wirst du uns sowieso nicht glauben. Was uns geschehen ist. Ich kann es ja selbst kaum glauben.

Justus: Was denn? Erzähle!

Tobias: Wir haben keine Zeit für lange Geschichten. Wir müssen weiter. Aber wenn du willst, dann komm doch einfach mit uns. Wir sind auf dem Weg nach Betlehem. Von dort aus ist es auch nicht mehr weit bis nach Jerusalem.

Erzähler: Justus beschließt, dass er den Hirten trauen kann. Und so nimmt er ihre Einladung, sie zu begleiten, an und geht mit ihnen. Unterwegs erzählen sie ihm eine schier unglaubliche Geschichte: Bei den Hirten auf dem Feld sind Engel erschienen. Sie haben sich erst ganz fürchterlich erschrocken. Aber die Engel sagten: „Fürchtet euch nicht! In dieser Nacht ist euer Heiland und Retter geboren worden. Das göttliche Kind. Es liegt in Windeln gewickelt in einem Stall bei Betlehem, seine Eltern sind bei ihm. Frieden wünsche ich euch, euch und allen Menschen in der Welt. Ehre sei Gott!“ Danach sind die Engel wieder verschwunden. Aber am Himmel erschien ein Heller Stern über Betlehem. Die Hirten beschlossen, nach Betlehem zu gehen, den Stall zu suchen und herauszufinden, was es mit diesem Kind auf sich hätte. Und so gehen sie los und treffen unterwegs auf Justus, unseren römischen Soldaten. Gemeinsam folgen sie nun dem Schein des Sternes, der sie in Richtung Betlehem führt.

Lied: Kommet, ihr Hirten

3. SZENE

Im Stall

Erzähler: Nicht weit weg in einem Stall vor den Toren Betlehems ist inzwischen ein Kind geboren worden. Es ist der Heiland und Erlöser, den die Engel den Hirten verkündet haben. Jesus liegt in einer warm ausgepolsterten Futterkrippe. Seine Eltern sitzen still bei ihm; Maria noch müde von der Geburt und Josef ganz erfüllt von der Freude über das neue Leben. Da plötzlich horcht Josef auf. Hat er da Stimmen gehört?

Josef: Maria, hör doch mal. Ich glaube da kommen Leute.

Maria: Wer ist denn jetzt mitten in der Nacht noch unterwegs? Wer mag das wohl sein? Josef, schau doch bitte einmal nach!

Erzähler: Aber noch bevor aufstehen kann, um zur Tür zu gehen und draußen nachzusehen, da klopft es schon. (Klopfen!)

Josef: Maria! da draußen steht ein römischer Soldat und eine ganze Menge anderer Menschen. Um Himmels Willen, was wollen die nur von uns?

Maria: Ein Soldat? Wir haben doch nichts getan. Was will der von uns?

Justus: Seid gegrüßt! Habt keine Angst! Ich will euch nichts Böses. Ich habe mich in der Nacht verirrt. Dann habe ich diese Hirten hier getroffen. Die haben mir eine ganz wunderbare Geschichte von einem neugeborenen König erzählt. Ich musste einfach mitkommen. Aber entschuldigt, wenn ich euch erschreckt habe.

Maria: Das ist schon in Ordnung. Kommt doch herein, hier liegt der König, den ihr sucht. Aber, bitte, seid leise, er schläft!

Alle betrachten Jesus in der Krippe. Josef aber schaut sich Justus etwas genauer an.)

Josef: (An Justus gewandt.) Bist du nicht der Soldat, der bei uns in Nazaret den Befehl des Kaisers ausgerufen hat?

Justus: Ja, der bin ich. Ich hätte nicht gedacht, dass ich dich noch einmal wieder sehen würde in dieser Nacht, in dieser Heiligen Nacht.

Erzähler: Ja, es war wirklich eine heilige Nacht, als Jesus zur Welt kam. Die Heilige Familie, Justus und die Hirten saßen noch lange beim Kind, bis es schon zu dämmern begann. Justus und die Hirten verabschiedeten sich mit vielen guten Wünschen von Josef, Maria und dem Kind. Die Hirten gingen zurück zu ihren Herden und Justus ging das letzte Stück bis hinauf nach Jerusalem. Keiner würde diese Nacht je vergessen.

Alle mal herhören!

Jesus ist geboren. Gott wird Mensch, um uns zu retten.

Lied:Ihr Kinderlein kommet