Ein ganz anderer König

Krippenspiel für den Heiligen Abend 2022 von Martin Funke

für Kinder und Jugendliche ab ca. 6 Jahren, Gesamtdauer (ohne Lieder): ca. 24 Min.

 

Inhalt

 

Jesus, der Retter wird unter ungewöhnlichen Umständen geboren. Er kommt in der Armseligkeit zur Welt und findet sein erstes Bett in einer Futterkrippe. Hirten und Weise entdecken gerade darin das ganz Besondere.

 

Vorbemerkungen

 

Dieses Krippenspiel enthält an mehreren Stellen Anspielungen auf die Gegenwart im Jahr 2022 in Deutschland Es ist relativ nah an den biblischen Texten von Lk 2,1-14 und Mt 2,1-12 und folgt deren Reihenfolge beim Auftreten der Charaktere. Diese werden zwischendurch immer wieder zitiert.

 

Charaktere / Rollen

 

Rolle Sprechtext Menge Szenen Spieler/in
1 Josef 266 Wörter 2, 5
2 Maria 190 Wörter 2, 5
3 Augustus 232 Wörter 1
4 Beamter 072 Wörter 1
5 Jakob (Hirte) 236 Wörter 3, 5
6 Levi (Hirte) 268 Wörter 3, 5
7 Theo (Hirte) 151 Wörter 3, 5
8 Lukas (Hirte) 149 Wörter 3, 5
9 Engel 1 060 Wörter 3
10 Engel 2-4,6, …

 

022 Wörter 3

 

 

11
12
13 Wirt 1 079 Wörter 2
14 Wirt 2 054 Wörter 2
15 Wirt 3 010 Wörter 2
16 Wirt 4 070 Wörter 2
17 Weiser 1 097 Wörter 4, 5
18 Weiser 2 170 Wörter 4, 5
20 Weiser 3 105 Wörter 4, 5
21 Weiser 4 130 Wörter 4, 5
22 Erzähler/in 315 Wörter (abgelesen) alle

 

Szenen und Text

 

Erzähler/in (liest aus der Bibel vor oder spricht aus dem Off):

Hört die Weissagung aus dem Alten Testament beim Propheten Jesaja:
Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht, und über denen, die da wohnen im finstern Lande, scheint es hell. Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und er heißt Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst; auf dass seine Herrschaft groß werde und des Friedens kein Ende auf dem Thron Davids und in seinem Königreich, dass er’s stärke und stütze durch Recht und Gerechtigkeit von nun an bis in Ewigkeit“.[1]

 

  1. Augustus in Rom ohne Lied 3:30 Min.

 Augustus, Beamter

Krone, Thron, rote Plüschdecke für den Thron, evtl. Podest, große Landkarte mit römischem Reich, Gemälde von Augustus, Smartphone (oder Handspiegel), Tablet (oder Notizbuch)

Augustus    (laut, mit mächtiger Stimme) Ich bin Augustus, Kaiser und Herrscher des großen römischen Reiches. Länder und Städte weitumher in allen Himmelsrichtungen gehören mir. Statthalter, Landesherren, Offiziere … alle unterstehen meinem Befehl. (reibt sich genüsslich die Hände) und müssen mir dienen – mir, dem großen Kaiser und Regenten (nimmt das Smartphone, macht ein Selfie von sich).

Auch ihr (zeigt auf die Kirchenbesucher), die ihr euch heute hier versammelt habt, seid meine Untertanen und habt mir zu befehlen. Darum müsst auch ihr an mich Steuern zahlen!

                   (…. dreht sich um, klatscht zweimal in die Hände und ruft laut) Finanzbeamter!

Beamter     (kommt hektisch durch die Tür in die Kirche gelaufen, steht stramm und sagt) Ja, Majestät!

Augustus    Wie steht es mit den Steuereinnahmen?

Beamter     (aufgeregt, unsicher) Ä…ääh, g…gut!

Augustus    (ungeduldig) Was heißt hier „gut“? Wie reich bin ich? [2]

Beamter      (blickt auf sein Tablet, tippt kurz und hektisch darauf herum und sagt nervös)  Ä…äh… das aktuelle Gesamtvermögeneurer eurer Majestät beträgt momentan 465 Milliarden, 776 Millionen und 997 Tausend Sesterze[3].

Augustus     (empört) Wie bitte!? Das sind ja nur 22 Milliarden mehr als letztes Jahr! Wie kann das sein? Hat da auch jeder in meinem Reich seine Steuern gezahlt?

Beamter     J..ja… Majestät!

Augustus     Auch die Ägypter?

Beamter     Ja, Majestät!

Augustus     Und die Gallier?

Beamter     Ja, Majestät!

Augustus     Auch die hier alle? (zeigt auf die Kirchenbesucher)

Beamter     J..j..ja! Ich glaube schon! (sieht verzweifelt zu den Besuchern und fragt sie schweißgebadet) Ha…habt ihr doch, oder?

(Einige Besucher*innen rufen „Ja, klar!“, manche vielleicht auch spontan etwas anderes … )

Augustus     (guckt skeptisch unter den Leuten herum) Mmmmh! Ich weiß nicht. Ich trau‘ der Sache nicht! …… Ich möchte sicher gehen, dass wirklich jeder einzelne Bauer, jeder Bettler und elender Straßenkehrer seine Steuern zahlt und sich keiner drückt!

Beamter     (kleinlaut) J..jawohl, Majestät!

August        (kurze Denkpause, dann) Ich weiß, was wir machen! (klatscht einmal in die Hände!) Wir machen eine Volkszählung!

Beamter     E…eine was?

Augustus    Eine Volkszählung! Jeder Mensch in meinem Weltreich geht in seinen Heimatort und lässt sich dort registrieren! Überall werden Soldaten stationiert mit Steuerlisten, wo sie sich eintragen müssen.

Beamter     Jeder einzelne? Auch die alten Menschen?

Augustus     Alle! Auch der älteste Tattergreis!

Beamter     Majestät, ich geben nur zu bedenken, dass das eine riesengroße Menschenmenge in den Städten und Straßen geben wird, vollgestopfte Herbergen und …

August        (ruft dazwischen) Das ist mir egal! Ich möchte, dass sie mir gehorchen und Steuern zahlen – jeder einzelne! Mir, dem erhabenen Augustus, dem großen Imperator und Kaiser! Und du wirst hingehen, es den Herolden mitteilen, damit sie es in der ganzen römischen Welt ausbreiten. Überall in meinem Reich!

Beamter     Jawohl, Majestät!

Augustus     (klatscht zweimal in die Hände, zeigt dann mit dem mit dem Finger auf den Beamten und ruft) An die Arbeit!

Beamter     Jawoll, Majestät (ab.)

Augustus     (ab.)

 

Erzähler/in (liest aus der Bibel vor oder spricht aus dem Off):

Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde. Und diese Schätzung war die allererste und geschah zur Zeit, da Quirinius Statthalter in Syrien war. Und jedermann ging, dass er sich schätzen ließe, ein jeglicher in seine Stadt. Da machte sich auf auch Josef aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das judäische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, darum dass er von dem Hause und Geschlechte Davids war, auf dass er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe; die war schwanger.[4]

 

 

  1. Maria und Josef auf Herbergssuche 6 Min.

 Maria, Josef, Wirt 1, Wirt 2, Wirt 3, Wirt 4

Türen, Schilder mit den Namen der Gaststätten, evtl.  andere Requisiten

Maria und Josef laufen zu Fuß durch die Bänke und die Kirche (auf dem Weg nach Bethlehem).

Josef         (schimpft vor sich hin) Mannomann, Bethlehem! 145 Kilometer zu Fuß! Warum bloß? Und das alles, damit sich der tolle Herr Augustus die Treppengeländer vergolden kann. Die spinnen, die Römer!

Maria       Komm, lass uns nicht klagen! Vielleicht schaffen wir es ja noch, bevor das Kind kommt.

Josef         Das hoffe ich auch. Kannst du noch?

Maria       Naja, mir tun ziemlich die Füße weh. Es ist schon echt anstrengend. Aber ich glaube, ich halte durch.

Josef         Komm, wir halten an und sprechen ein Gebet! (hält an, faltet die Hände)

Maria       O.k. (hält an, faltet die Hände)

Josef         Lieber Gott im Himmel, begleite uns auf diesem Weg. Sei uns gnädig und schenk uns Kraft, vor allem Maria! Segne auch das Kind in ihrem Bauch und schenk uns, dass es gesund auf die Welt kommt. Amen.

Maria       Amen.

(beide gehen schweigend weiter. Kurze Gesprächspause.)

                 Es wird ein ganz besonderes Kind, hat der Engel gesagt.

Josef         Welcher Engel?

Maria       Na, das hab ich dir doch erzählt! Der Engel, der mich vor neun Monaten besucht hat, und meinte, es wird das Kind des Höchsten, der Retter … und Sohn Gottes.

Josef         Ach so, ja! Ich erinnere mich. Ja, das glaub ich auch.

                      (Beide gehen weiter.)

 Maria       Guck mal, da vorn sind Häuser!

Josef         Ja stimmt! Ich seh auch welche.

Maria       (freudig) Hey! Ich glaub, das ist schon Bethlehem!

Josef         Ja, stimmt! Komm, wir gehen gucken, ob wir eine Herberge bekommen.

                      (Beide gehen weiter.)

 Josef           Guck mal! Da ist schon eine. (liest) Gaststätte „Full House“. Warte, ich klopf mal! (klopft an die Tür)

Wirt 1       (öffnet die Tür und sagt) Guten Abend, die Herrschaften! Sorry! Alles belegt!

Josef         Ja, aber meine Frau ist hochschwanger. Das Kind kann jeden Moment kommen.

Wirt 1       Das glaub ich dir. Aber wir sind voll bis obenhin. Sogar in der Speisekammer schlafen schon welche.

Josef         (ironisch) Na, prima!

[Wirt 1     Tja, wer hätte das gedacht! Vor Kurzem waren wir froh, dass wir überhaupt wieder Leute aufnehmen dürfen. War ja alles dicht hier: Pandemie, Gesundheitsamt, Herberge zu! Und jetzt, wo wir wieder öffnen dürfen, rennen sie uns auf einmal die Bude ein.]

Maria       (zuckt mit den Schultern) Bloß hilft uns das nicht. Gibt es da keine Ausnahme für Schwangere?

Wirt 1       Was soll ich machen? Leute rausschmeißen?

Maria       (zuckt mit den Schultern) Keine Ahnung!

Wirt 1       Es tut mir leid. Aber da kann ich nichts machen. Viel Glück bei der Suche!

Josef         (missmutig) Danke.

Wirt 1       (schließt die Tür. Ab,)

(Beide gehen weiter zur nächsten Herberge.)

Josef         Hier ist noch eine Herberge! (liest das Schild) „Pension am Reibach. Freies W-LAN.“ Aha. Na, mal gucken. (klopft)

Wirt 2       (öffnet die Tür) Guten Abend, die Herrschaften! Was kann ich für euch tun?

Josef         Guten Abend! Habt ihr noch ein Zimmer? Bitte! Meine Frau erwartet ein Kind, und es kann jeden Moment kommen.

Wirt 2       Ja, eins hab ich noch frei. Kostet 40 Sesterze pro Nacht.

Josef         (entsetzt) Wie bitte?! 40 Sesterze?! Das ist nicht euer Ernst, oder? Ist das Wucher oder Inflation?

Wirt 2       (ganz lässig) Weder noch! Ihr seht doch, was hier los ist! Die Stadt ist voll. Da steigen auch die Preise.

Josef           (skeptisch) Aha?

Maria       (entsetzt) 40 Sesterze! Dafür muss mein Verlobter mehr als einen Monat arbeiten!

Wirt 2       Naja, das wird euch doch euer Kind wohl wert sein, oder?

Maria       (empört) Sehr witzig!

Josef         Es tut mir leid. Aber … ich habe keine 40 Sesterze!

Wirt 2       (dreht sich wieder in Richtung drinnen) Tja, dann … Schönen Abend noch! (schließt die Tür. Ab.)

Maria       (blickt Josef an) Unglaublich!

Josef         (wütend) Dieser Halsabschneider!

(Beide gehen weiter zur nächsten Herberge.)

Maria       Da ist noch eine Herberge! (liest das Schild) „Hotel Judäa“.

Josef         Aha. Naja, versuchen wir‘s. (klopft)

Wirt 3       (aus dem Off hinter der Tür, laut und aggressiv) Haut ab! Wir sind voll. Außerdem nehmen wir keine Galiläer!

(Josef und Maria sehen sich erschreckt an.)

Josef         (erschreckt) Krass!

Maria       (erschreckt) Mein Gott, das wird ja immer schlimmer!

(Beide gehen weiter zur nächsten Herberge.)

Maria       (fasst sich besorgt an den Bauch) Verflixt, die Wehen setzen ein!

Josef         Ach, du meine Güte! Herr, Gott, hilf uns!

Maria       Da, sieh mal! „Hotel zum Samariter“. (aufgeregt) Komm, klopf schnell!

Josef         O.k. (kopft)

Wirt 4       Ja, hallo!

Maria       (verzweifelt und panisch) Bitte, habt Erbarmen mit uns! Ich bin schwanger, und die Wehen haben schon angefangen! Wir brauchen dringend, eine Unterkunft, und alle Herbergen sind voll (kniet vor ihm auf dem Boden und fleht) Bitte, bitte helft uns! Bitte!

Wirt 4       (verzweifelt und überfordert) J..ja, ich verstehe euer Problem. A..a…ber …

Maria       Bitte, seid barmherzig! Habt Erbarmen! (umklammert seine Füße)

Wirt 4       Ja, Moment! Moment! Ich …

Maria       Bitte! (lässt die Füße wieder los)

Wirt 4       (verlegen) Ja …. W..wartet mal! Ich … (ächzt) Ich habe kein Zimmer mehr. Tut mir leid.

Maria       Oh nein! (schlägt die Hände vor’s Gesicht)

Wirt 4       Ich hab nur noch … wie soll ich‘s sagen …

Josef         (ungeduldig) Was? Nun sagt schon!

Wirt 4       (peinlich berührt)  Ich hab da hinten noch (zeigt in Richtung Stall)  … einen Stall.

Josef         O nein!

Wirt 4       (peinlich berührt) Tja … was soll ich machen?

Maria       O.k. Gibt es da wenigstens Heu … zum Hinlegen?

Wirt 4       Ja, schon! (peinlich berührt) Es ist halt nur nicht besonders warm … und riecht halt ziemlich …. nach Kuh und Schafen.

Josef         (rümpft die Nase uns seufzt) O.k. Wenn nichts anderes da ist! Danke.

Maria       (seufzt) Ja. Danke. Sie sind der Einzige, der uns überhaupt etwas angeboten hat. Danke!

Wirt 4       Bitte. Alles Gute für die Geburt!

Josef         Danke. (geht ab in Richtung Stall.)

Maria       Danke. (geht ab in Richtung Stall.)

Wirt 4       (Ab.)

 

Erzähler/in (liest aus der Bibel vor oder spricht aus dem Off):

Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.

Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde.[5]

 

¯Gemeindelied: Stille Nacht

 

  1. Engel kommen zu den Hirten ohne Lied 6:50 Min.

 Lukas, Theo, Levi, Jakob (Hirt*innen), Engel

Brennendes Feuer, Decken und Kissen zum Schlafen, Lampe auf der Empore für das Licht, Podeste für die Engel?

Vier Hirten sitzen müde, frierend, hungrig und missmutig um das Lagerfeuer.

Theo      (zitternd) O Mann, ist das kalt heute. Wie sollen wir da bloß schlafen?

Jakob     Ich weiß auch nicht. Das Feuer können wir ja auch nicht die ganze Nacht brennen lassen. Dafür ist das Holz zu knapp geworden.

Levi        Ja, echt. Man krieg echt nirgendwo mehr was.

Lukas     Schlafen könnte ich bei der Kälte gerade noch. Aber nicht bei dem Hunger. Ist wirklich kein Brot mehr da?

Jakob     (genervt) Nein! Das fragst du mich jetzt aber auch schon zum fünften Mal!

Lukas     Ja, sorry! Aber der Hunger bringt mich echt um. Und das alles nur, weil alles so teuer geworden ist! Mir knurrt dermaßen der Magen!

Levi        Mir auch.

Theo      Hirte ist aber auch echt einer der miesesten Jobs der Welt.

Levi        Ja, da ging’s mir echt noch besser, als ich als Bauerngehilfe den Stall ausmisten durfte. Da hatte ich wenigstens ein Dach über dem Kopf … und ein bisschen mehr Geld in der Tasche. So kann man sich ja gar nichts mehr leisten.

Lukas     … und dann macht dieser Augustus auch noch diese Volkszählung! Als wenn der nicht schon reich genug wäre. Seinetwegen müssen jetzt alle durch die Gegend laufen zu ihrem Geburtsort. Nur, weil er den Hals nicht voll kriegt. Na, vielen Dank, Herr Kaiser!

Theo      Typisch, Herrscher und Monarchen! Denken alle nur an Macht und Reichtum.

Levi        Ach, was bringt es schon, sich aufzuregen! Kommt, legt euch schlafen! Ich übernehme die erste Wache.

Lukas     Alles klar! Gute Nacht! (legt sich zum Schlafen)

Theo      Gute Nacht! (legt sich zum Schlafen)

Jakob     (erst Pause lassen, dann weiter) Manchmal, bevor ich einschlafe, mach ich die Augen zu und stell ich mir vor, es käme mal ein ganz anderer Kaiser oder König. Einer der nicht reich ist, der mit Krone und in teuren Klamotten rumläuft, sondern in ganz normalen.

Levi        Tja! Das wär mal was! Einer, dem Macht und Geld total unwichtig sind, unter den normalen Leuten lebt, weiß wie es ihnen geht, und auch ihre Sorgen und Nöte kennt. Auch die von Menschen wie uns.

                   (kurze Stille)

Theo      (im Liegen, abfällig) Tss! Vergiss es!

Jakob     Träumen wird man ja wohl noch dürfen. (legt sich schlafen)

Hirten schlafen, Levi ist als einziger wach und sitzt müde am Feuer.

Levi        (zitternd) O Mann! Das ist immer wieder fies, mitten in der Nach die Herde zu bewachen. Ich bin so müde. Ich könnte im Stehen einschlafen. Aber was soll’s! Nun bin ich dran mit Schafe bewachen. Schlafen kann ich später.

(Einen Moment Stille. Nach und nach wird auf der rechten Empore Licht sichtbar, und wird immer stärker).

Erzähler/in (liest aus der Bibel vor oder spricht aus dem Off):

Und des Herrn Engel trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr.[6]

Levi        (blickt in Richtung Licht und Empore) Häh! Was ist denn das? Bin ich jetzt etwa doch eingeschlafen und träume, oder wieso ist da auf einmal Licht mitten in der Nacht? … (blinzelt noch mal, reibt sich die Augen, klatscht sich zweimal an die Wange, um sicher zu gehen, dass er nicht träumt) Nee, das ist echt. Das träume ich nicht (ist auf einmal mega aufgeregt).  Hey Leute! (rüttelt die anderen wach) Hey Leute, wacht auf! Da ist auf einmal Licht! Mitten in der Nacht. (rüttelt weiter)

(Levi, Jakob, Lukas und Theo wachen langsam auf und setzen sich hin.)

Jakob     (schläfrig) Häh!? Was ist?

Theo      (schläfrig) Wie? Was?

Levi        Da oben! Ein Licht, ein Licht! Es leuchtet … und wird immer stärker!

Jakob     Tatsächlich! Mein Gott, was ist das?

(Engel 1 erscheint auf der Empore)

Lukas     Und wer ist diese Gestalt da? Ein Mensch? Oder ein Geist?

Jakob     Nein! Ein Engel!

(Levi, Jakob, Lukas und Theo stellen sich hin und staunen mit offenen Mündern)

Engel 1   (ruft mit kräftiger Stimme) Fürchtet euch nicht! Fürchtet euch nicht, ihr Hirten! Denn siehe, ich verkündige euch große Freude … euch und dem ganzen Volk. Denn euch ist heute der Retter geboren: Christus, der Herr, in Bethlehem, der Stadt Davids. Und dies ist das Zeichen, an dem ihr ihn erkennt: Ihr werdet ein neugeborenes Kind finden, das liegt in Windeln gewickelt in einer Futterkrippe.[7]

(Alle Engel erscheinen auf der Empore)

Engel 2   (mit kräftiger Stimme, laut und begeistert) Ehre sei Gott! Ehre sei Gott in der Höhe …

Engel 3   (mit kräftiger Stimme, laut und begeistert) … und Frieden! Frieden auf Erden für alle Menschen, die Gott gefallen!

Alle Engel (rufen laut und begeistert durcheinander) Ehre sei Gott in der Höhe! Frieden auf Erden für alle Menschen, die Gott gefallen! (wiederholen es immer wieder, verstummen irgendwann, oder die Gemeinde stimmt ein!)

(Alle bleiben während des nachfolgenden Liedes stehen.)

 

¯Gemeindelied: 23 1-6 Vom Himmel hoch, da komm ich her

 

(Engel gehen ab. Hirten bleiben sprachlos und mit offenen Mündern stehen. Einem fällt das Kaugummi aus dem Mund.)

Levi        Wahnsinn!

Theo      Ich kapier’s nicht. Ich kapier’s einfach nicht. Kann mich mal einer in die Seite boxen, damit ich weiß, dass ich nicht träume?

Levi        Wahnsinn! Einfach nur Wahnsinn!

Lukas     Ey Leute, war da wirklich gerade ’n Engel?

Jakob     (reibt sich noch mal die Augen) Ich glaub, sogar mehrere!

Levi        Wahnsinn!

Lukas     Ja, die ganzen himmlischen Heerscharen! Die ganzen himmlischen Engel Für uns! Nur für uns! Ey, glaubt ihr das!?!

Theo      Gott schickt seine Engel zu uns? Zu uns, den sozial Schwachen, den elenden Hirten, die nach Ziegen riechen?!

Levi        Zu uns, dem Abschaum der Gesellschaft? Das kann doch wohl nicht wahr sein, oder? (fängt sich an, wie wahnsinnig zu freuen)

Jakob     Gott schickt den Retter, den Christus, den neuen König, und wem sagt er als erstes Bescheid? Uns!

Lukas     Heeey, Leute! Gott schickt seine Engel zu uns! Das gibt’s doch nicht! Das gibt’s doch nicht! (fängt sich auch an, wie wahnsinnig zu freuen)

Jakob     Uns!

Levi        Uns!

Lukas     Uns, den Hirten!

(freuen sich wie verrückt, hüpfen im Kreis, klatschen sich ab o.ä.)

Alle        (tanzen, rufen im Takt) Hey! Hey! Hey! Hey …

Theo      Booah! (vergräbt sein Gesicht vor Fassungslosigkeit) Wie oft hab mich beschimpfen lassen, mir Sprüche anhören müssen von wegen „Wer nichts wird, wird Hirt“ und so’n Müll … und Blicke von Abscheu und Verachtung.

Levi        Wie viele Jahre hab ich im Elend gelebt, draußen übernachtet, auf der Straße gebettelt, nachts Äpfel gestohlen, damit ich nicht verhungere …

Jakob     … und wem gibt Gott als Erstes den Auftrag, den neuen König zu besuchen?

Theo      (ruft laut und begeistert) Uns! Verdammt und zugenäht! Ich hab’s doch immer geahnt. Ich hab es immer geahnt, dass wir ihm wichtig sind. Er hat uns nicht vergessen. Er ist uns gnädig, Leute!

(fallen sich gegenseitig in die Arme)

Theo      Kommt, Leute, wir laufen los!

Levi        Ja, kommt, lasst uns losgehen! Nach Bethlehem. Zur Krippe. Und den Retter sehen, den uns Gott geschickt hat!

Lukas     Jawoll!

Jakob     Jawoll!

Alle        (Klatschen sich noch mal ab, brechen danach gemeinsam auf. Ab.)

 

¯Gemeindelied: 48 1-4 Kommet, ihr Hirten!

 

  1. Die Weisen auf dem Weg 3 Min.

 Weiser 1, Weiser 2, Weiser 3, Weiser 4,

Leuchtender Stern, Tablet, hebräische Bibel

Die Weisen gehen durch die Kirche.

Erzähler/in (liest aus der Bibel vor oder spricht aus dem Off):

Da Jesus geboren war zu Bethlehem in Judäa zur Zeit des Königs Herodes, siehe, da kamen Weise aus dem Morgenland nach Jerusalem und sprachen: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, ihn anzubeten. Und siehe, der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, ging vor ihnen her, bis er über dem Ort stand, wo das Kindlein war.[8]

Weiser 1     Mannomann! Jetzt laufen wir schon so lange, und immer noch kein König in Sicht! Bist du wirklich sicher, dass du den Stern richtig deutest? Da studiert man sein Leben lang Astrologie und dann …

Weiser 2     (unterbricht ihn und sagt) Ich hab dir doch gesagt: Ein so helles Licht gab es noch nie. Nicht in hundert Jahren. Ich hab all meine astrologischen Schriften nachgeguckt (sieht auf sein Tablet). Nirgendwo steh, dass es schon mal so hell geleuchtet hat. Das kann nur eins bedeuten: ein neuer König, von Gott gesandt.

Weiser 1     Und wenn es am Ende doch nur eine eingefrorene Sternschnuppe ist?

Weiser 2     Blödsinn!

[Weiser 3    Wenn es ein König ist, wundert mir nur, dass Herodes nichts davon weiß.[9] Er ist der König von Israel. Er müsste doch wohl als erstes wissen, wenn ein neuer kommt!

Weiser 2     Das versteh ich auch nicht so ganz. Aber als wir bei ihm waren, sah er wirklich ziemlich ahnungslos aus. Ich glaub, das war nicht gespielt. Naja, wer weiß! Vielleicht hat der Gott Israels sich wirklich etwas Eigenes gedacht und will Herodes als König absetzen.

Weiser 1     Das glaube ich auch. Als Herodes gehört hat, dass an der Sache mit dem König etwas dran sein könnte, hat er richtig Angst um seinen Thron bekommen. Das hab ich ihm angesehen.]

Weiser 4     Auf jeden Fall wird der neue König in Bethlehem geboren. So haben es uns doch seine jüdischen Schriftgelehrten gesagt. So steht es auch in ihrer Bibel. Inzwischen habe ich den Vers in meiner Bibel übrigens auch gefunden: (liest im Gehen daraus vor) „Und du, Bethlehem …, die du klein bist unter den Tausenden in Juda, aus dir soll mir der kommen, der in Israel Herr sei … Er wird auftreten und sie weiden in der Kraft des Herrn und in der Hoheit des Namens des Herrn, seines Gottes. Und sie werden sicher wohnen; denn er wird zur selben Zeit herrlich werden bis an die Enden der Erde. Und er wird der Friede sein.“[10]

Weiser 1     Ja, stimmt! Das ist der Vers, den sie auch aufgesagt haben.

Weiser 4     Dann müssten wir ihn ja wirklich finden. Bethlehem ist gar nicht mehr weit weg von hier.

Weiser 3     Ich glaube auch, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Die ganze Zeit habe ich das Gefühl, der Stern bewegt sich und will uns zeigen, wo wir hingehen sollen.

Weiser 1     Echt? Krass!

Weiser 2     O.k. Dann lasst uns weitergehen!

(Weise bleiben, wo sie sind, während das Lied gesungen wird, oder setzen sich kurz auf eine der Bänke in der Nähe)

¯Gemeindelied: 544 „Stern über Bethlehem“ oder 30 „Es ist ein Ros entsprungen“

Währenddessen Aufbau Stall von Bethlehem

  1. An der Krippe im Stall von Bethlehem 4 Min.

 Josef, Maria, alle Hirten, Weiser 1, Weiser 2, Weiser 3, Weiser 4,

Krippe, Heu, Stroh, Strohballen, Decken, Kerzenlicht, Babypuppe, andere Utensilien für den Stall

Die Hirten warten an der einen und die Weisen an der anderen Zeit der Kirche. Später laufen sie los auf die Krippe zu. Die Puppe liegt auf Heu in der Krippe. Maria und Josef stehen oder sitzen davor und bestaunen das Kind. Josef hat den Arm um Maria gelegt.

Maria       (entzückt, ganz hin und weg) Oh Josef! Sieh dir unser Kind an! Ist es nicht wunderschön?

Josef         (froh) Ja, das ist es.

Maria       Ich bin so froh, dass wir es geschafft haben.

Josef         … und dass du die Geburt gut überstanden hast.

Maria       Ja, das war echt anstrengend (atmet einmal tief aus, kurze Gesprächspause). Ich möchte unseren Sohn „Jesus“ nennen, wie mir der Engel damals gesagt hat.

Josef         Einverstanden.

Maria       Ich glaube auch, dass es wirklich ein ganz besonderes Kind ist und richtig gute Dinge machen wird.

Hirten gehen langsam los und nähern sich dem Stall mit der Krippe. Das folgende Gespräch findet im Gehen statt.

Theo         (irritiert) Sag mal! Hab ich den Engel da vorhin richtig verstanden? Wir werden das Kind in einer Futterkrippe finden?

Jakob        Ja, das hat mich auch gewundert. Aber ich glaube, das hat er gesagt.

Theo         (irritiert) Welches Neugeborene legt man denn in einer Futterkrippe! Das ist ja wohl …

Levi          Ja, gerade, wenn’s ein Königskind ist, ne?

Jakob        Und eine Futterkrippe ist doch normalerweise in … einem Stall! Oder bin ich jetzt ganz bescheuert?

Levi          Nee, ist schon richtig.

Theo         Na, hoffentlich haben wir da nicht was falsch verstanden!

Lukas        (zeigt in Richtung Stall) Da! Da vorne. Guckt mal! Da ist ein Stall. Und es brennt Licht.

Levi          Ja! Los, da gehen wir hin!

Während des folgenden Abschnitts gehen auch die Weisen von der anderen Seite langsam in Richtung Stall.

Jakob        (klopft) Guten Abend, ist hier der König und Christus geboren?

Josef         (zögerlich) Äh… ja, wer seid ihr denn?

Jakob        Wir sind Hirten. Ein Engel hat uns gesagt, dass wir ihn hier finden.

Maria       (überrascht) Hirten! Und euch ist ein Engel erschienen?! Unfassbar!

Jakob        Ja, wir haben uns selbst gewundert. Aber … (erblickt freudig das Neugeborene) O Mann! Ey, Jungs, guckt mal! Da liegt das Kind!

Maria       Kommt ruhig rein!

(Hirten gehen langsam zur Krippe und knien mit Abstand davor)

Weiser 2  (klopft)

Josef         Da klopft schon wieder jemand.

Weiser 2  (öffnet) Guten Abend, wir sind Weise aus dem Morgenland. Ist hier der König und Retter geboren?

Josef         (zögerlich) Ja … woher wisst ihr das denn?

Weiser 2  Ein Stern hat uns den Weg gewiesen.

Josef         (sieht kurz ungläubig zum Himmel) Ein Stern? Aha!

Weiser 2  Wir wollen den neuen König anbeten!

Maria       Kommt rein! Seid willkommen!

(Weise gehen rein und knien mit Abstand vor der Krippe, sehen fasziniert auf das Kind.)

Weiser 2  (erstaunt, perplex) Seht euch das an! Der König von Gott gesandt … ohne Königspalast, ohne Reichtum, ohne Macht …

Weiser 3  (erstaunt, perplex) …, geboren in der Kälte und Armseligkeit unseres Lebens!

Weiser 2  (erstaunt, perplex) Der Christus und Retter der Welt in einer Futterkrippe, geboren in einer Notunterkunft, einem Stall.

Weiser 1  (erstaunt, perplex) Wer von uns hat damit gerechnet!

Weiser 3 (gerührt, bedächtig) Er ist der Sohn des gnädigen Gottes, der die Armen sieht und allen Menschen nahe sein will.

Weiser 3 (gerührt, bedächtig) … ein Friede-Fürst für alle.

Levi          … und Anti-Augustus!

Jakob        Wie beschämt unser Gott damit alle, die auf Macht aus sind, Arme und Bedürftige mit Füßen treten und Menschen unterdrücken und ausnutzen!

Da warten die Menschen immer auf jemanden, der mit Macht und Gewalt Frieden schafft!

Levi          … und dann kommt er auf einmal ganz anders, friedlich und in der Armseligkeit des Lebens.

Jakob        (betet, berührt, den Tränen nahe) Gott im Himmel, noch nie hab ich deine Liebe zu uns sehr gespürt wie heute. Du bist uns Menschen nah und erbarmst dich über alle, die schwach sind, sich ungesehen fühlen und leiden.

Levi          Du bist, da wo wir Armen und Schwachen sind, auch im Elend bei uns Hirten. Du bist das Licht in unserer Dunkelheit. Wir danken dir für diesen Retter und Christus, deinen Sohn.

Weiser 3  Möge er die Liebe und die Gerechtigkeit unter die Menschen bringen, nach der wir uns alle sehnen.

Weiser 2  Möge seine Geburt ein neuer Anfang werden für diese friedlose Welt.

[1]     Zitat aus Jesaja 9,1.5-6a.

[2]    Laut der Website https://www.manager-magazin.de/fotostrecke/time-die-zehn-reichsten-leute-aller-zeiten-fotostrecke-128808.html war Augustus mit einem geschätzten Vermögen von 4,6 Billionen Dollar der zweitreichste Mensch der auf Erden je gelebt hat.

[3]    Ein Sesterz wäre heute ungefähr 10 Euro.

[4]    Lk 2,1-5.

[5]    Lk 2,7-8.

[6]    Lk 2,9.

[7]       Lk 2,10-12.

[8]    Mt 2,1-2.9.

[9]    Vgl. Mt 2,1-8.

[10]  Mi 5,1a.3-4.