Eine Alternative zum Krippenspiel ist dieser Lichterweg-Gottesdienst. Auch hier wird die Weihnachtsgeschichte nachgespielt, aber nicht mit menschlichen Figuren, sondern mit Kerzenlicht.

In der Weihnachtsgeschichte bewegen sich Menschen und Menschengruppen von unterschiedlichen Orten auf ein Ziel zu, die Krippe: Maria und Josef, die Hirten, schließlich die Weisen.

Ihre Wege werden, ähnlich wie im Krippenspiel, erzählt, dabei entstehen ihre Spuren mit Teelichten in der Kirche, sie werden zu sichbaren Wegen des Lichts. Am Ende führen drei Lichterketten von den verschiedenen Anfangsorten durch die Kirche bis zur Krippe. Das Schöne ist, dass die Gottesdienst-Teilnehmer/innen die allmähliche Entstehung dieser Lichtwege während der Erzählung erleben.

Dieser Gottesdienst verlangt einiges an genauer Planung am jeweiligen Ort (dazu nachher mehr unter Tipps + Tricks). Dafür werden Sie (nach meinen bisherigen Erfahrungen) einen Heiligabendgottesdienst mit – auch bei den Kindern – ganz viel Stille, Staunen und Besinnung erleben.

LICHTERWEG

Lichter werden im Mittelgang
in einer Kette ausgelegt.

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Im Gang ein Haus legen.

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Lichterspur wird weiter ausgelegt

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Haus legen vor den Altarstufen

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ERZÄHLUNG

1. Zwei Menschen machen sich auf den Weg.
Sie heißen Joseph und Maria.
Die Stadt, zu der sie gehen müssen, heißt Bethlehem.
Es ist ein langer, dunkler Weg.
Und noch wissen sie nicht, daß es ein Weg ins
Licht sein wird.
Bergauf und bergab müssen sie gehen.
Besonders für Maria ist der lange Weg schwer, denn sie erwartet ein Kind.
„Ach, daß wir gerade jetzt diesen langen Weg gehen müssen!“, sagt sie.
„Ja“, antwortet Joseph, „und bloß, weil der Kaiser Augustus sein Volk zählen will. Jeder soll in seiner Geburtsstadt auf eine Liste geschrieben werden.“
Langsam gehen sie weiter.
Joseph stützt Maria.
Endlich sind sie in der Nähe von Bethlehem.
Von weitem sehen sie schon die Lichter.
Es ist Nacht. Sie brauchen einen Platz zum Schlafen.

Da kommen sie an ein Haus. Es ist ein Gasthaus.
Warm scheint das Licht aus den Fenstern.
Sie klopfen an. Der Gastwirt öffnet.
„Wir brauchen eine Bleibe für die Nacht“, sagt Joseph, „wir sind schon so lang unterwegs und meine Frau…“,

Aber weiter kommt er nicht.
„Kein Platz mehr“, sagt der Gastwirt, alle Leute sind heute unterwegs.“ Und er schlägt die Tür zu.

Sie gehen weiter. Sie spüren ihre müden Beine.
Und Maria sagt:
“Es wird bald soweit sein, daß das Kind zur Welt kommt. Wir brauchen jetzt unbedingt einen Platz.“

Voll Bangen und Hoffnung gehen sie jetzt etwas schneller.

Da sehen sie noch ein Gasthaus.
Hoffentlich klappt es da!

„Wir brauchen einen Platz für die Nacht“, sagt Joseph.
Und bevor der Gastwirt ihnen die Tür vor der Nase zuschlägt, ruft Maria:
„Wir erwarten ein Kind. Bald!“
„Mein Haus ist voll“, antwortet der Gastwirt, „aber ich habe noch einen Stall, dort hinten.“

Lichterspur weiterlegen
Richtung Krippe

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Ein Kreis aus Lichtern wird
um die Krippe gelegt

Ein Lichterkreis wird gelegt
(im Altarraum, in einiger Entfernung von der Krippe – oder je nach Örtlichkeit an einer anderen günstigen Stelle)

Einige Lichter in die Mitte des Kreises

Lichterspur bis zur Krippe

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Ein Stall.
Nicht schön. Aber wenn es nichts anderes gibt…
Joseph und Maria gehen weiter.
Bald sehen sie den Stall. Aus Brettern gebaut.
Sie öffnen die Tür. Sehen Heu und Stroh.
Eine Futterkrippe für die Tiere.
In diesem Stall bekommt Maria ihr Kind.
Sie legen das Kind in die Krippe,
ein Bett haben sie ja nicht.
Sie geben dem Kind den Namen „Jesus“.
Über dem Stall, am dunklen Himmel,
leuchtet ein sehr heller Stern.

Lied „Es ist ein Ros´ entsprungen“

2. Auf einem Feld in der Nähe von Bethlehem
sind Hirten.
Sie passen auf ihre Tiere auf.

Es wird Nacht. Sie setzen sich im Kreis auf den Boden.
Sie erzählen sich Geschichten.
Es ist eine kalte Nacht.
Sie machen ein Feuer, um sich zu wärmen.
Es scheint eine Nacht wie viele andere zu sein.
Aber auf einmal wird es heller.
Die Hirten schauen erstaunt zum Himmel.
So etwas haben sie noch nie gesehen.
Eine Schar von Engeln um sie herum.
Boten des Himmels. Von ihnen kommt das Licht.
Sie erschrecken. Sie fürchten sich.
Da redet einer der Engel zu ihnen:
„Habt keine Angst“, sagt er, „Ich bringe euch eine gute Nachricht. Heute ist Jesus geboren. Er ist von Gott in die Welt gekommen für alle Menschen. Geht nach Bethlehem! In einem Stall werdet ihr das Kind finden
in einer Futterkrippe.“

Und mit einem Mal ist die Luft voll Gesang.
„Ehre sei Gott in der Höhe“, singen die Engel,
„und Friede auf Erden, und den Menschen soll es
gut gehen!“

Da machen sich die Hirten auf den Weg.
Ihre Tiere lassen sie allein.
Sie können noch nicht glauben, was sie gesehen und gehört haben: `Ein Kind – für alle Menschen – von Gott gesandt´ – das müssen sie sehen!
Sie kommen zum Stall, öffnen die Tür.
Ein Kind in einer Futterkrippe.
Ein Mann und eine Frau, müde beide.
Und die Hirten freuen sich.

Lied „Kommet, ihr Hirten“

Drei Lichter aufstellen

Lichterspur

bis zur Krippe

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3. In einer fernen Stadt machen sich drei Männer
auf den Weg.

Sie sind Sterndeuter. Weise Männer.
Sie kennen den Himmel genau und erforschen alles.
In dieser Nacht fiel ihnen ein Stern auf, den sie vorher nie gesehen hatten.

„Was bedeutet dieser Stern?“ fragten sie sich.
„Wo dieser Stern leuchtet, muß ein großer König geboren sein!“
Und so sind sie nun unterwegs.
Durch kalte Wüstennächte. Durch heiße Tage.
Der Stern zeigt ihnen den Weg.
Geschenke haben sie mitgenommen.
Geschenke, die für einen König gut genug sind.
Gold. Weihrauch. Kostbare Kräuter.
Aber es ist nicht ein großer Palast, zu dem der Stern sie führt. Es ist ein armseliger Stall auf einem Feld nahe
von Bethlehem.
Über ihm bleibt der Stern stehen.
Die Weisen treten ein.
Sie sehen das Kind in der Krippe,
sie sehen die Frau, den Mann,
sie sehen arme Hirten.
Und doch wissen sie in diesem Moment, daß hier etwas ganz besonderes geschehen ist.
Und so knien die drei weisen Männer vor dem Kind nieder und dann packen sie ihre Geschenke aus.
Geschenke für einen König – in einem armen Stall.
Denn in dieser Nacht ist Gott als Kind zur Welt gekommen.
Nicht in einem Schloß.
Sondern mitten in die Welt.

Zu allen, die unterwegs waren, wie ihr an unseren
Lichterspuren sehen könnt.
Zu Joseph und Maria. Zu den Hirten. Zu den Weisen.
Zu dir und zu mir.

Eine Weile stilles Betrachten der Lichterspuren.  Jede Beleuchtung am besten ausschalten.

Keine weiteren Worte und Erklärungen dazu, allenfalls Musik.

Lied „Lobt Gott, ihr Christen alle gleich“

Tipps und Tricks zum Lichterweg-Gottesdienst

– Ganz unliturgisch und dennoch zuallererst und ganz wichtig: Dieser Gottesdienst ist vom Standpunkt der Feuersicherheit her nicht unproblematisch. Immerhin stehen, je nach Kirchengröße, am Ende der Erzählung so 200 – 800 brennende Teelichter in den Gängen der Kirche. Es sei denn, man hat einen sehr großen Altarraum und beschränkt die Aktion auf diesen.

In Kirchräumen, in denen es aufgrund kleiner Raumgröße oder sehr hoher Besucherzahlen am Heiligabend erfahrungsgemäß rappelvoll wird, so dass vielleicht sogar manche stehen oder in den Gängen sitzen, rate ich von der Durchführung dieses Gottesdienstes ausdrücklich ab.

– Ausser dem erzählenden Menschen braucht man mindestens 3-4 Helfende, die in mehreren Proben das genaue Zusammenspiel ausprobieren müssen. Sie sind nämlich dafür zuständig, den Lichterweg synchron zur Erzählung entstehen zu lassen.

– Es ist kaum möglich, die Teelichte in entsprechendem Tempo und in der Menge anzuzünden und aufzustellen, wie sie gebraucht werden. Deshalb: Die Teelichte werden in einem Nebenraum in größeren Mengen rechtzeitig auf Tabletts angezündet. Diese Tabletts werden nach und nach in die Kirche gebracht, ein Helfender trägt das Tablett, einer oder zwei setzen die Lichter zur Erzählung auf den Boden.

– Teelicher nehmen, die schon angebrannt sind. Frische lassen sich nur schwer anzünden.

– Die Helfenden tragen schwarze Kleidung, damit sie unauffällig agieren können.

– Künstliches Licht bleibt während der Entstehung der Lichterwege weitgehend aus – außer vielleicht zum Singen, damit man die Texte sieht.

– Am Schluß der Erzählung ist genug Zeit zum stillen Betrachten. Dabei darf auch aufgestanden und Kinder hochgehoben, jedoch auf keinen Fall herumgelaufen werden.

– Bei der Planung ist zu bedenken, dass die Leute ja auch wieder aus der Kirche hinaus müssen – und das kann nicht zwischen den brennenden Lichtern geschehen!

Im Idealfall gibt es einen Seitengang, über den man die Kirche verlassen kann. Meist aber wird es nötig sein, die Lichter im letzten Teil des Gottesdienstes wieder abzubauen. Das geschieht am besten ganz selbstverständlich und nebenbei während eines Liedes oder einer Musik. Und auf demselben Wege, wie die Lichter hereingebracht wurden: Die Helfenden stellen die brennenden Lichter vorsichtig auf Tabletts (keine qualmende Auspustaktion) und tragen sie hinaus.

– Eine Möglichkeit noch: Zum Schluß oder am Ausgang des Gottesdienstes könnten alle Besucher/innen Kerzen anzünden.

Mit den brennenden Kerzen in der Hand wird der Gottesdienst verlassen.
So setzt sich symbolisch die Lichterspur, die wir im Gottesdienst gesehen haben, nach draußen fort.

Thomas Brandes

St. Johannis Harburg