Seligenthaler Krippenspiel 2007

1. Propheten

Erzähler: Unsere Welt ist ein scheinbar planloses Durcheinander. Chaos, mal schön und manchmal grausam, manchmal hell, aber auch abgrundtief dunkel. Alles hat einen Anfang, aber hat es auch ein Ziel? Vieles verändert sich, aber wird es wirklich anders in unserer Welt? Lohnt es sich, auf das Gute zu hoffen, wenn das Schwierige sich durchsetzt?
Was wir euch heute erzählen, sind Geschichten, die Menschen aufgeschrieben haben, die in dem, was sie erlebten einen verborgenen Sinn entdeckt haben. In dem scheinbar Zufälligen ereignet sich etwas tiefsinniges, offenbart sich ein Licht, das alle Dunkelheit unseres Lebens erleuchten kann.
Und so erinnerte man sich an die Worte des Jakob, der schon in grauen Vorzeiten zu seinen Söhnen gesagt hatte:

Jakob: Es wird das Zepter von Juda nicht weichen noch der Stab des Herrschers von seinen Füßen, bis dass der Held komme, und ihm werden die Völker anhangen.

Erzähler: Auch eine andere Verheißung eines Propheten war noch nicht erfüllt. Einen König, wie ihn der Prophet Zephanja vorhersagte, hatte es bisher noch nicht gegeben:

Prophet Zephanja: Du, Tochter Zion, freue dich sehr, und du, Tochter Jerusalem, jauchze! Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm und reitet auf einem Esel, auf einem Füllen der Eselin.

Erzähler: Der berühmteste Prophet, Jesaja, hatte angekündigt, worauf man sehnsüchtig wartete. Sollte er eines Tages recht behalten?

Prophet Jesaja: Darum wird euch der HERR selbst ein Zeichen geben:
Siehe, eine junge Frau ist schwanger und wird einen Sohn gebären, den wird sie nennen Immanuel, Gott mit uns. Auf ihm wird ruhen der Geist des HERRN, der Geist der Weisheit und des Verstandes, der Geist des Rates und der Stärke, der Geist der Erkenntnis und der Furcht des HERRN. Wohlgefallen wird er haben an der Furcht des HERRN. Er wird nicht richten nach dem, was seine Augen sehen, noch Urteil sprechen nach dem, was seine Ohren hören, sondern wird mit Gerechtigkeit richten die Armen und rechtes Urteil sprechen den Elenden im Lande.

Prophet Jesaja (II): Da werden die Wölfe bei den Lämmern wohnen und die Panther bei den Böcken lagern. Ein kleiner Knabe wird Kälber und junge Löwen und Mastvieh miteinander treiben. Und ein Säugling wird spielen am Loch der Otter, und ein entwöhntes Kind wird seine Hand stecken in die Höhle der Natter. Und es wird geschehen zu der Zeit, dass das Reis aus der Wurzel Isais dasteht als Zeichen für die Völker.

Erzähler: Als Menschen an die Geburt Jesu dachten, die sich ganz am Rande der Weltgeschichte ereignete und unter Umständen, die scheinbar gar nicht seiner späteren Bedeutung entsprachen, erinnerten sie sich wieder an die alten Verheißungen. Es waren geheimnisvolle Zusammenhänge, in denen fromme Menschen Gott am Werk sahen.

2. Die Weisen aus dem Morgenland

Erzähler: Zunächst gab es damals ein merkwürdiges Zeichen am Himmel – über Jahrhunderte beschäftigten sich Wissenschaftler damit, es zu erklären, was in der heiligen Schrift erwähnt wird.
Vor nicht all zu langer Zeit fand man sogar in einem uralten babylonischen Text einen Hinweis auf dieses Ereignis. Also – so erzählt es die Bibel- weit über tausend Kilometer von Israel entfernt machte man sich seine Gedanken, während man in Israel noch gar nichts bemerkte.

Weiser 1: Wir müssen dem Herrscher wieder einen Bericht vorlegen, was geschieht. Er will über die die nächsten politischen Entscheidungen treffen. Was sagen die Sterne?
Kommt Balthasar, Ihr habt bessere Augen als ich. Mein Augenlicht ist schon langsam matt geworden. Ich habe die Sternbilder eher innerlich vor Augen. Was gibt es für Veränderungen?

Weiser 2: Es ist nicht so wesentlich. Die Götter, ich meine die Sternbilder, bewegen sich entsprechend unseren Berechnungen. Unsere Väter haben den Lauf der Sterne schon seit Jahrhunderten ganz genau vorhergesehen.  Eine Katastrophe kann ich nicht erkennen. Wahrscheinlich ist zur Zeit alles stabil. 

Weiser 1: Und was ist mit dem Sternbild der Fische? Irgendetwas sehe ich doch dort.

Weiser 2: Nun ja, es ist merkwürdig, denn Jupiter und Saturn stehen schon eng beieinander, oder sind sie sogar ein Stern geworden?

Weiser 1: Schaut noch einmal genau hin…

Weiser 2: Doch, es ist so. Aber es hat nichts mit uns zu tun. Saturn ist doch nicht unser Stern, nur der Jupiter. Er steht für unseren, nein für einen Gottkönig.

Weiser 1: Sagen wir es unserem Herren?

Weiser 2: Warum sollte es ihn interessieren, wenn im Land – Saturn – der Juden ein neuer König geboren würde?

Weiser 1: So schreibt unseren Bericht, dass die Sterne günstig stehen für die Unternehmungen unseres verehrten Herrschers.

Weiser 3: Habt Ihr es auch gesehen? Weit weg, muss etwas geschehen. Ich habe schon nachforschen lassen. Keiner kann mir sagen, was passiert. Ich will eine kleine Expedition starten. Wollt ihr mit?

Weiser 2: Warum nicht. Hier gibt es genügend andere, die unsere Arbeit fortsetzen. Hat unser Herrscher schon einmal auf uns gehört, was wir sagten. Wenn es ihm nicht passte, dann fragte er andere und nur auf die Leute hört er, die ihm nach dem Munde reden. Ich habe das satt, loyal sein zu müssen. Kommt, die Pilgerreise geht zur Geburt eines neuen Königs. Er wird groß sein. Und vielleicht braucht er uns.

Weiser 1: 1000 km. Das dauert: Lasst uns unsere Sachen packen.

3. Verkündigung an Maria

Sprecher: Es ist schon erstaunlich, wie schnell sich Menschen auf einen Weg begeben, bei dem sie noch gar nicht wissen können, wo er sie wirklich hinführt und was er für Strapazen beinhaltet. Aber nicht nur die Magier aus dem Morgenland kommen in Bewegung.
Martin Luther hat einmal gesagt, dass man so handeln soll, als wollte Gott eine große Tat durch ihn vollbringen. Und wirklich, es scheint so zu sein, als brauchte Gott Menschen, die bereit sind, ihr Leben Gott zur Verfügung zu stellen.
Es war keine Königin oder Königstochter, sondern eine unbedeutende junge jüdische Frau, die ihren Namen nach der Schwester des Mose bekommen hatte. Später, als man den Leuten erklären wollte, wieso gerade diese unbekannte und unbedeutende Frau Christus zur Welt brachte erzählte man sich die Geschichte so: 

Kind 1: Aber wir müssen hier bleiben. Unsere Brüder können in der Synagoge beten. Sie kommen Gott nahe. Sie erfahren alles aus erster Hand, sogar wenn der Messias uns erlöst.

Kind 2: Ob wir es mitbekommen, wenn der Messias kommt?

Kind 3: Sicher, das merkt doch jeder, wenn wir endlich Frieden haben und nicht mehr Angst haben müssen, dass uns etwas passiert.

Maria: Wir können die Brüder oder Vater doch fragen was geredet wird.

Kind 1: Ich möchte manchmal sein wie unsere Brüder, die können überall hingehen.
Maria, du darfst nicht mitgehen, aber ich sehe dich oft beten, wenn du meinst, dass du allein bist.

Maria:  Warum denn nicht. Meinst Du, Glaube ist nur Sache von Männern.

Kind 2: Mose, die Könige, David, die Propheten. Durch alle hat Gott gesprochen und sie waren Männer. Nenne mir eine Frau.

Maria: Maria, Mirjam die Schwester des Mose; Deborah, die Richterin, Hanna, die Mutter Samuels… Ach kommt, spielt weiter. Ich habe noch etwas Zeit, bis die anderen von der Synagoge wiederkommen.
(geht ein Stück weg und kniet nieder)

Engel: Sei gegrüßt, Maria. Der Her ist mit dir. Er hat dich zu Großem ausersehen.

Maria: Was soll das bedeuten?

Engel: Habe keine Angst, du hast Gnade bei Gott gefunden. Du wirst schwanger werden und einen Sohn zur Welt bringen. Dem sollst du den Namen Jesus geben. Er wird groß sein und wird Sohn des Höchsten genannt werden. Seine Herrschaft wird nie zu Ende gehen.

Maria: Wie soll das geschehen?

Engel: Gottes Geist wird über dich kommen. Deshalb wird auch das Kind, das du zur Welt bringst heilig und Gottes Sohn genannt werden. Auch Elisabeth, deine Verwandte, bekommt einen Sohn, trotz ihres Alters. Sie ist bereits im 6. Monat schwanger, und es hieß doch von ihr, sie könne keine Kinder bekommen. Bei Gott ist nichts unmöglich.

Maria: Ich gehöre dem Herrn und ich bin bereit. Es soll an mir geschehen, wie du gesagt hast.

Erzähler: Ganz ähnlich erzählte man in alten Zeiten die Ankündigung der Geburt der Pharaonen in Ägypten, von babylonischen Herrschern, und von Gott Gesandten in Indien und in Mexiko.
Nur, dass es in der Weihnachtsgeschichte eine einfache und scheinbar unbedeutende junge Frau war und keine Königstochter. Es geht auch nicht glorreich weiter, sondern mit Problemen, wie in unser aller Leben. Und da ist Maria das Urbild eines glaubenden Menschen, weil sie den Mut hat, an Gottes Verheißung zu glauben und nicht aufgibt.

4. Maria und Joseph

Erzähler:  Zu glauben, dass Gott durch uns etwas tun will, bedeutet nicht, gleich auf Wohlwollen aller zu stoßen. Es will trotz manchem Widerspruch durchgehalten werden. Bei Joseph fand Maria keine Hilfe und als junge schwangere Frau musste sie wohl von zu Hause weg.

Joseph: Maria, weißt du, wie schwer du es mir machst? Die Leute fangen an über mich zu reden und zu spotten.

Maria: Und, ist es so schwer, zu mir zu stehen?

Joseph: Unter anderen Umständen wäre das leicht. Aber wenn du mich so konkret fragst… ich weiß es nicht.

Maria: Ich muss es alleine durchstehen. Geh halt deinen Weg. Weißt Du wie es mir zu Hause geht? Du könntest einmal auf meiner Seite stehen.

Joseph: Du willst mich nicht verstehen. Bei dir geht es nur noch um das Kind. Mein Name und Ruf, meine Arbeit… (geht weg)

Maria: „Fürchte dich nicht, du hast Gnade bei Gott gefunden“ sagte der Engel. Bei den Menschen habe ich keine Gnade gefunden.

5. Die Weisen sind auf Wanderschaft

Erzähler: So ungewiss die Wege bei uns Menschen sind, so klar sind sie doch bei Gott. Die drei Magier werden nicht auf schnellen Pferden gekommen sein. Vielleicht haben sie sich einer Karawane angeschlossen und zogen von Markt zu Markt. Dann brauchten sie schon einige Monate für die tausend Kilometer. Wir sehen mal, wie es ihnen inzwischen geht.

Weiser 1: Noch einmal haben wir den großen Stern gesehen. Wir müssen weiter kommen. Manchmal denke ich, wir laufen im Kreis. Ohne Ende.

Weiser 2: Ob wir überhaupt ankommen? In Babylon waren wir sicher. Aber hier. Abends traut man sich nicht auf die Straße. Das Gold und der Weihrauch und die Myrrhe, die wir für das Kind mitgenommen haben. Hast du sie noch?

Weiser 3: Wo denkt ihr hin. Ich habe sie gut versteckt. Aber lasst keinen hören, was wir dabei haben, sonst schneiden sie uns die Kehle durch. 

Weiser 2: Reg dich ab! Wir haben vorhin einen Händler getroffen. Der kam von Jerusalem. Es sind noch viele Tagreisen. Aber das, was wir sehen, wäre großartig. Der große Palast, ein riesiger Tempel. Er soll einzigartig sein. Aus dem alten Jerusalem hat der König  – Herodes heißt er – eine sehenswerte Stadt gemacht. Er ist sogar ein guter Freund vom römischen  Kaiser Augustus. Zu ihm kommen wir…

Weiser 1: Na gut, wenn das so ist, dann lasst uns mutig sein und weiter gehen. Irgendwie wird es sich fügen.

Weiser 3: Mit deinem Reden hättest du Priester werden sollen.

6. Maria bei Elisabeth

Erzähler: Maria hatte es sehr schwer. Aber da sie von ihrer Verwandten Elisabeth erfahren hatte, dass auch sie ein Kind austrug und das sogar in einem Alter, wo sich viele schon darüber lustig machten, suchte sie  sie auf. Sie stieg allein über das Gebirge und fand bei ihr gute Aufnahme. Drei Monate war sie bei ihr, bis die Geburt bei Elisabeth herankam.

Maria: Elisabeth, wenn du nur Kinder bei dir hast.

Elisabeth: Ich habe immer Kinder an meinem Tisch gehabt. Etwas wunderbareres gibt es nicht auf der Welt. Aber bald werde ich mein eigenes Kind bei mir haben.

Maria: Weißt du, ich bin etwas besorgt, wenn ich wieder nach Hause komme.

Elisabeth: Ich habe es dir doch erzählt, dass mein Kind sich vor Freude im Bauch bewegt hat, als du zu mir kamst. Ich habe es dir immer wieder gesagt, dass es sich erfüllen wird, was dir verheißen ist.  Sieh meinem Mann hat es die Sprache verschlagen. Er kann nicht für mich reden und denen die Meinung sagen, die sich über mich lustig machen. Mir macht es nichts aus. Lass sie doch reden.
Und Du, Du bist gesegnet unter den Frauen mit dem Kind, das du zur Welt bringen wirst. Man wird dich glücklich preisen.

Maria: Bei dir habe ich Geborgenheit gefunden. Und ich habe die Freude wieder gefunden. Mein Herz preist Gott, alles in mir jubelt vor Freude über Gott, der mich rettet. Ich bin seine geringste Dienerin und doch hat er sich mir zugewandt. Er hat Großes an mir getan, der mächtig und heilig ist. Er hebt seinen gewaltigen Arm  und fegt die Stolzen weg samt ihren Plänen. Er stürzt die Mächtigen vom Thron und richtet die Unterdrückten auf. Den Hungernden gibt er reichlich zu essen und schickt Reiche mit leeren Händen fort. Er denkt an seinen Diener Israel.

Elisabeth: Gehe hin in Frieden.

7. Die Volkszählung und Schätzung

Sprecher: So kehrte Maria zurück nach Nazareth und traf Joseph, der sich mittlerweile große Sorgen machte.

Joseph: Maria, jeden Abend nach der Arbeit habe ich hier auf dich gewartet und habe mir Sorgen gemacht.

Maria: Lass sein. Es geht mir gut. Auch ohne dich.

Joseph: Maria, es tut mir leid. Ich habe nur mich gesehen. Bis in die Nacht hat es mich verfolgt, bis ein Engel mir sagte: Steh ihr bei! Komm, lass uns gemeinsam weitergehen. 

Maria: Ich bin guter Hoffnung. Elisabeth hat mir beigestanden, ich habe viel Mut.

Joseph: Es gibt auch schlechte Nachrichten: Schon Tagelang hält sich das Gerücht, dass der Kaiser in Rom uns neue Steuern auferlegt. Herodes wird seinen Teil bekommen, damit er seinen Palast und Jerusalem weiter aufbauen kann. Es ist eine schlimme Zeit. Heute Abend wollen sie es in Nazareth verkünden.

Maria: Lass uns hingehen.

Ausrufer: Der als Gott zu verehrende Kaiser Augustus, hat in seiner Weisheit beschlossen eine Volkszählung durchzuführen, sowie Steuern zu erheben. Es ist nur zum Wohle des römischen Reiches. Jeder gehe in den Ort seiner Geburt und lasse sich dort in Listen eintragen und seine Steuerschuld festlegen. Wer sich widersetzt muss mit der Schärfe des Gesetzes rechnen.

Bürger 1: Zu uns nach Nazareth kommen sie. Sie sollen in Jerusalem Geld eintreiben.

Bürger 2: Aber doch nicht in unserem Land!

Ausrufer: Wo sonst. Augustus hat den Ländern den Frieden gegeben. Ihm werde gehuldigt.

Joseph: Wir haben keine Wahl und du musst mit!

Maria: Lass sein. Ich gehe mit dir. Sie fragen nicht danach, ob ich ein Kind bekomme.

Joseph: Hat es die Mächtigen dieser Welt schon jemals geschert, wie es uns geht. Hauptsache, sie können ihre Paläste bauen. Ob sich das jemals ändert?

Maria: Ich dachte, ich bringe unser Kind in Nazareth zur Welt. Aber wer weiß, wozu es gut ist, dass wir doch nicht hier sind. Es kommt vieles anders als wir geplant haben, aber es wird seinen Sinn haben.

Joseph: Wenn es Gott schenkt, kommt unser Kind im Geburtsort meines Vorfahren, des Königs David zur Welt. Mein Vater hat mir immer erklärt: Von Abraham bis zum König David waren es 14 Generationen. Weitere 14 Generationen waren es bis zur Babylonischen Gefangenschaft. Und unser Kind wird die 14. Generation seither sein.

8. In Bethlehem

Erzähler: Maria musste sich auf den beschwerlichen Weg nach Bethlehem machen. Die Volkszählung und Steuerschätzung fand statt, als Maria schon hochschwanger war. Und so mussten sie sich zu einer Zeit auf den Weg machen, die eigentlich für Maria eine Unzeit war. 120 km, zuletzt an Jerusalem vorbei und dann nur noch bergauf. Durch die terrassenförmig angelegten Felder oben auf den Berg zu laufen verlangte alles von Maria und Joseph, der sie unterstützte soweit es ging.

Joseph: Wir haben Bethlehem schon vor langer Zeit gesehen. Ich habe die Häuser gesehen, und die Wiesen an den Hängen.

Maria: Als ich es vor Augen hatte, war es auch leichter. Hinter jeder Biegung hoffe ich, tut sich der Blick auf die kleine Stadt. Aber es geht immer nur hin und her.

Joseph: Glaube mir Maria, wir sind gleich da. Es kann nicht mehr weit sein. Die Olivenbäume und Felsen versperren uns die Sicht. 

Maria: Lass uns noch einmal kurz rasten. Manchmal wünschte ich mir, dass wir es nicht so schwer hätten. Warum geht bei anderen alles glatt. Es ist wie eine Prüfung des Glaubens, ob man zwischendrin aufgibt, oder durchhält. Aber wie sollte ich aufgeben. Es wäre der sichere Tod. Ganz hier in der Nähe hat Jakob seine geliebte Rahel begraben, aber sie hatte ihm doch noch vorher Benjamin geboren, den Trost für Jakob im Alter.

Joseph: Auch du wirst unser Kind zur Welt bringen. Noch ein paar Schritte. Ich höre schon Kinder singen. Lass uns gehen, bevor es ganz dunkel wird.

(Kinder 4- 6 spielen Fangen)

Kind 4: Du bist raus..

Kind 5: Nein du bist raus. Ich habe dich angefasst.

Kind 6: Es ist immer das selbe. Ihr könnt nicht verlieren…

Joseph: Seid ihr aus Bethlehem?

Kind 4: Woher sonst? Dort ist schon das erste Haus!

Joseph: Geht und fragt mal die Eltern, ob wir bei euch ein Quartier bekommen!

Kind 4 (zu Kind 5): Los, Rebekka, geh du.

Joseph: und sagt, dass meine Frau gleich ein Kind bekommt.

Kind 6 (geht zu Maria): Dir geht es schlecht und bekommst ein Kind, wie meine Mama.

Maria: Ja es kann nicht mehr lange dauern.

Kind 5: Mein Vater hat gesagt, Ihr kommt nicht in unserem Haus die Leiter hoch. Aber unser Stall ist leer, weil die Hirten mit den Schafen in den Bergen sind.

Maria: Es ist besser als nichts. Wir sind wenigstens etwas geschützt und warm. Lass uns gehen.

Erzähler: Als sie dorthin gekommen waren, kam für Maria die Entbindung.

Erzähler: Sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen, wickelte ihn in Windeln und legte ihn in die Futterkrippe im Stall, denn sie hatten in der Herberge keinen Platz gefunden.

9. Die Hirten

Erzähler: Die Hirten waren um diese Jahreszeit nicht auf den Feldern bei Bethlehem um das spärliche Grün der Wiesen nicht zu zerstören. Sie waren etwas entfernt in den Bergen. Dort, wo man sonst nichts mitbekommt und das große Leben an ihnen vorbeizieht. Mancher meinte damals, Hirten sind nur einfaches Pack. Aber es waren zwar arme, aber doch ehrliche und redliche Leute:

Hirte 1 (Jona): Wir müssen hier bei den Schafen wachen, damit die Raubtiere sie im Dunkeln nicht reißen. Ich kann nicht schlafen, wenn nicht alles ganz ruhig ist.

Hirte 2: Ob unser König sich darum kümmert, ob es seinen Schafen gut geht. Ob er manchmal nachts schlecht schläft, weil wir in Not sind?

Hirte 3: Ich kann es mir nicht vorstellen. Mein Vater hat immer von den Propheten erzählt, die gesagt haben, dass die Mächtigen höchstens sich selbst weiden und ihr Schaf ins Trockene bringen. Das Volk ist wie eine Herde ohne Hirten.

Hirte 2: Du sagst es. Der Prophet Hesekiel redet vom Messias, der ist wie ein guter Hirte. „Ich setze über meine Herde einen Hirten ein, der sie auf die Weide führen wird und für sie sorgen wird. Einen Nachkommen Davids, er wird ihr Hirt sein.“ Bei meinem Großvater musste ich diese Worte lernen, wenn wir hier auf dem Feld waren. Er sagte es mir, ich muss sie auswendig wissen, damit ich meinen Stolz als Hirte nicht verliere.

Hirte 1: Stolz, wenn ich das höre. Wer sind wir denn noch? Hört jemand auf uns? Das Leben spielt sich wo ganz anders ab. Vielleicht beim König in Jerusalem, wohl eher noch in Rom.

Hirte 3: Es liegt doch an uns. Hast Du deinen Kindern den Stolz eines Hirten beigebracht? Hast du sie unterwiesen? Du lässt die Jungen laufen, ohne sie wirklich an der Hand zu nehmen. Deinen Großen sehe ich, wie er allem hinterher rennt, was Geld bringt, wie er sich betrinkt und Schulden macht.

Hirte 1: Erziehung hat früher mal geklappt. Mach was dran. Es sind andere Zeiten. Früher, da gab es die neue Welt noch nicht. Da bin ich Tag und Nacht mit meinem Vater unterwegs gewesen. Es klappt heute vielleicht noch bei den Pharisäern und Essenern. Die Frommen halten die Kinder so kurz, sie dürfen nicht mal einen Spaß mitmachen. Aber dann laufen sie denen hinterher, die ihnen eine neue Welt versprechen und kämpfen gegen Rom.
Willst du die Kinder so erziehen? Und außerdem:
Sie hören doch gar nicht mehr auf uns. Soll ich mich jeden Tag mit ihnen anlegen. Wann bin ich denn zu Hause?

Hirte 2: Das sagt ein Hirte. Du verstehst doch unseren Beruf, wie kein anderer von uns.
Du lässt den Schafen am Tag den Auslauf, du lockst sie von einer Weide zur anderen.
Du gehst ihnen nach und bewahrst sie davor, dass sie abstürzen. Wenn  ein Lamm sich verlaufen hat, suchst du es. Wenn es verletzt ist, trägst du es. Warum machst du es mit deinen Kindern nicht auch so?

Hirte 1:  Gute Frage, manchmal denke ich, es geht uns doch auch keiner nach. Ich glaube nicht, dass es was bringt. Wer will heute noch hören, was ich denke? Glaubst du, das interessiert noch einen?

Hirtenjunge: Mich.

Hirte 1: Ach, jetzt haben wir dich geweckt mit unserem Geschwätz.

Hirtenjunge: Unsinn. Ich habe euch die ganze Zeit zugehört. Jona denkt, es wäre uninteressant, was er sagt. Ich finde es spannend.

Hirte 1: Du bist eine Ausnahme, Junge. Und noch bist du klein. Warte erst ab, wenn du drei, vier Jahre älter bist. Dann willst du nichts mehr von uns wissen.

Hirtenjunge:  Unsinn. Ihr habt mich mitgenommen, habt Geduld mit mir und mir viel beigebracht.

Hirte 3: Dein Sohn hat es mir neulich gesagt, dass er früher gar zu gerne mit dir mitgegangen wäre. Aber du hast angeblich keine Zeit gehabt.

Hirte 1: Das hat er gesagt? … Warum hat er mir das nie gesagt.
Ich wollte ihm nicht zu nahe treten. Ich habe bei seiner Mutter zu viel falsch gemacht und wollte ihn schonen. Es stimmt, manchmal bin ich zu meiner Herde geflüchtet, weil ich mich zu Hause vor mir selbst geschämt habe.

Hirte 3: Das kenne ich auch. Wahrscheinlich ist es zu spät.

Hirtenjunge: Es ist nie zu spät!

Hirte 1: Woher willst du das wissen.

Hirte 2: In den Schriften ist vorhergesagt, dass zuletzt der gute Hirte das Sagen hat. Hoffentlich ist er mit uns gnädig.

Hirtenjunge: Ich weiß nicht. Etwas ist anders als sonst. Hört ihr es nicht.

Hirte 1: Du hast recht!. Los werft euch nieder: das Ende der Welt kommt. … Ich habe Angst.

Engel: Habt keine Angst! Ich verkündige euch große Freude, die euch und allem Volk widerfahren wird. Heute ist euch der Retter geboren worden, in der Stadt Davids: Christus, der Herr. Und dies ist das Zeichen, an dem ihr ihn erkennt: Ihr werdet ein neugeborenes Kind finden, das liegt in Windeln gewickelt in einer Futterkrippe.

Hirtenjunge: Es ist nicht das Ende, es ist der Anfang.

Hirte 1: Du hast Recht. Kommt, lasst uns nach Bethlehem gehen und sehen, was uns verkündet wurde.

10. Die Weisen bei Herodes in Jerusalem

Sprecher: Während die Hirten die Herde ausnahmsweise stehen ließen und losliefen kamen die Weisen zu Herodes nach Jerusalem. Tief beeindruckt von den Riesigen Stadtmauern, vom Königspalast auf dem Berg Zion, dem Tempel, den sie als Heiden nur von außen sehen konnten ließen sie sich bei Herodes anmelden. Sie waren erstaunt, dass niemand in Jerusalem von der Geburt eines Königskindes wusste. Natürlich wusste jeder in Jerusalem, dass der König mehrere Frauen und Kinder hatte. Aber sie waren schon erwachsen und einige hatte er schon umbringen lassen aus Angst um seinen Thron. Erstaunt nahmen sie wahr, dass er sie doch empfing. Sie warteten im Empfangsaal.

Herodes (wird herein getragen): Weitgereiste Gäste, ich begrüße euch. Dass ihr zu uns kommt, ehrt uns. Wir haben selten so weitgereiste Gäste.

Weiser 1: Erhabene Hoheit…

Herodes: Wartet. Bevor Ihr etwas sagt, muss ich euch etwas fragen. Wir gefällt es Euch in meiner Stadt.

Weiser 2: Erhabene…

Herodes: Ich vernehme es: Es ist außerordentlich. Ihr hättet es vor zwanzig Jahren sehen sollen: Heruntergekommen. Ein dreckiger Palast – jetzt ist er auf der Höhe der Zeit. Sogar der erhabene Kaiser Augustus, könnte zu mir kommen und es würde ihm an fast nichts fehlen. Ich habe diesem Volk die neue Zeit gebracht.

Weiser 3: Erhab…

Herodes: Nun ja, dieses mein Volk kann es nicht schätzen. Eine kleine Hungersnot macht sie hinterhältig und immer wieder erinnern sie mich daran, dass ich kein richtiger Jude bin. Dabei bin ich mehr Jude als sie alle zusammen. Ach jetzt gehen die Gedanken mit mir durch. Irgendwelche Leute haben Euch zu mir geschickt, um mir einen Schreck einzujagen. Sagt mir, wer euch geschickt hat. Warum solltet Ihr euch auf eine solche Reise machen.

Weiser 1: Erhabener Herrscher, Hönig Herodes, wir bringen Euch unsere Ehrerbietung. Wir haben einen Stern am Himmel gesehen und such deswegen bei euch den gerade geborenen neuen König der Juden.

Herodes: Ha, das ist ein Witz. Meine Söhne sind schon groß, einige waren schon einen Kopf zu groß. Haha…Vom Kleinsten habe ich einen Enkel.

Weiser 2: Wir haben uns wohl getäuscht.

Herodes: Wartet, es kann etwas anderes sein. Es ist der Messias geboren. Auf den wartet das Volk so sehnsüchtig. Sie sind so unüberbietbar rückschrittlich. Aber wartet…
(zum Träger) Wieso weiß ich nichts? Hat die Geheimpolizei schon etwas gemeldet?… Nein, nun gut. Du bist ein echter Jude, wo soll der Messias geboren werden?

Träger 2: „Und du, Bethlehem im jüdischen Lande, bist keineswegs die kleinste unter den Städten in Juda; aus dir wird kommen der Fürst, der mein Volk Israel weiden soll“  sagt der Prophet.

Herodes: Wendet Euch noch einmal zu mir. Ich glaube, ich will diesem Kinde auch huldigen wie ihr. Geht nach Bethlehem. Ihr könnt es von meinem Palast aus sehen. Wenn ihr das Kind gefunden habt, gebt mir Bescheid.

Weiser 3: Es kann nicht mehr weit sein. Ich kann es nicht erwarten. Es ist ein Glück dass Gott niemand aus diesem Haus erwählt hat.

11. Hirten und Weise in Bethlehem

Erzähler: Und so machten auch sie sich auf den Weg. Inzwischen kamen die Hirten nach Bethlehem.

Hirte 1: Ich kann es kaum glauben. Ein Nachfahre des Hirten und großen Königs… Kinder, sagt, ist hier irgendwo ein kleiner Junge geboren?

Kind 4: Na klar. Die Frau hat es nur noch bis zum Stall geschafft. Ich glaube ich habe es schreien gehört.

Hirtenjunge: Was wartet ihr noch? (Kniet nieder und gibt Fell ab.) Wir haben euch etwas mitgebracht.

Hirte 1: Noch einmal ein Anfang. Werde Gottes guter Hirte, der sein Leben lässt für die Schafe…

Weiser 2: Über dem Palast habe ich keinen Stern gesehen. Aber jetzt leuchtet er wieder und gibt unserer Welt einen neuen Schein.

Weiser 3: Packt Weihrauch, das Gold  und die Myrrhe aus!
Jetzt verstehe ich:
Gold ist das Geschenk für den wahren König der Welt,
Weihrauch ist das Geschenk für den Hohepriester, der den Menschen Gottes Nähe bringt
und Myrrhe ist das Geschenk für den, der die Leiden der Menschen heilen kann.
Hier sind wir am rechten Ort. Das ist der wahre König, den Gott gesandt hat.