Das folgende Krippenspiel ist gedacht für den Familiengottesdienst am Heiligen Abend. Als Spieler/innen eignen sich Erwachsene, aber auch Jugendliche ab Konfirmandenalter.

Wichtig ist, dass sie auch einigermaßen in der Lage sind, sich stimmlich durchzusetzen, auch wenn der Sprechtext sehr knapp gehalten ist. Prinzip des Spiels ist: Ein Erzähler erzählt die Weihnachtsgeschichte. Im vorliegenden Fall begleitet er sich selbst kommentierend mit kleinen Gitarrenimprovisationen dazu. Diese Erzählweise hat sich für mich als atmosphärisch sehr dicht bewährt. Wo dies nicht möglich ist, tut es aber der Sache keinen Abbruch. Das Spiel läuft parallel zur Erzählung ab, mit einzelnen Sprechtexten und unterbrochen durch Lieder.

KRIPPENSPIEL2002

1 Der kaiserliche Bote betritt den Raum, erklimmt die Kanzel und ruft:

„Bürger von Nazareth!
Wichtige Nachricht des Kaisers Augustus!“

Die Türen öffnen (hinten, Altarraum) sich, die Bürger strömen herbei und lauschen.

Bote: „Bürger von Nazareth!

Befehl des Kaisers von Rom, Augustus: Der Kaiser will sein Volk in allen Ländern zählen, damit auch jeder seine Steuer bezahlt. Jeder von euch soll in die Stadt reisen, in der er geboren wurde. Dort tragt ihr euch in die Liste ein. Dies ist ein Befehl des Kaisers von Rom! Ihm ist sofort Folge zu leisten!“

Der Bote tritt ab. Die Leute zerstreuen sich, schimpfen, fragen, lassen Kommentare ab. So verlassen sie den Raum und sind noch draußen vor dem Kirchraum zu hören.

2 Die Hängelampen werden abgeschaltet / Licht gedimmt, je nach Möglichkeit.

Die Tür hinten in der Kirche öffnet sich langsam.

In der Tür erscheinen Maria und Joseph. Leise Gitarrenmusik (Erzähler)

Der Erzähler beginnt:

Zwei Menschen machen sich auf den Weg.
Sie heißen Joseph und Maria.
Die Stadt, zu der sie gehen müssen, heißt Bethlehem.
Es ist ein langer, dunkler Weg.
Und noch wissen sie nicht, dass es ein Weg ins Licht sein wird.
Bergauf und bergab müssen sie gehen.
Besonders für Maria ist der lange Weg schwer, denn sie erwartet ein Kind.

Maria: „Was für ein langer Weg!!“
Joseph: „Ja, und bloß, weil der Kaiser Augustus sein Volk zählen will. Jeder soll in seiner Geburtsstadt auf eine Liste geschrieben werden.“

Langsam gehen sie weiter.
Joseph stützt Maria.

Maria: „Du, ich kann bald nicht mehr.
Es wird auch bald losgehen mit der Geburt!“

Joseph: „Mach dir man keine Sorgen, wir suchen gleich etwas zum Übernachten.“

Endlich sind sie in der Nähe von Bethlehem.
Von weitem sehen sie schon die Lichter.
Es ist Nacht. Sie brauchen einen Platz zum Schlafen.

Da kommen sie an ein Haus. Es ist ein Gasthaus.
Warm scheint das Licht aus den Fenstern.
Sie klopfen an. Der Gastwirt öffnet.

Joseph: „Wir brauchen eine Bleibe für die Nacht“
„wir sind schon so lang unterwegs und meine Frau…“,

Wirt: „Kein Platz mehr“, alle Leute sind heute unterwegs.“

Und er schlägt die Tür zu.

Sie gehen weiter. Sie spüren ihre müden Beine.

Maria  “Es wird bald soweit sein, dass das Kind zur Welt kommt.
Wir brauchen jetzt unbedingt einen Platz.“

Voll Bangen und Hoffnung gehen sie jetzt etwas schneller.

Da sehen sie noch ein Gasthaus.
Hoffentlich klappt es da!

Joseph: „Wir brauchen einen Platz für die Nacht“.
Maria (schreiend): „Wir erwarten ein Kind. Bald!“
Wirt: „Mein Haus ist voll“..

Joseph und Maria machen Gesten der Verzweiflung.

Wirt: „Einen Stall könnt ihr haben. Da hinten.“

Ein Stall.
Nicht schön. Aber wenn es nichts anderes gibt…
Joseph und Maria gehen weiter.
Bald sehen sie den Stall. Aus Brettern gebaut.
Sie öffnen die Tür. Sehen Heu und Stroh.                          
Eine Futterkrippe für die Tiere.
In diesem Stall bekommt Maria ihr Kind.
Sie legen das Kind in die Krippe,
ein Bett haben sie ja nicht.
Sie geben dem Kind den Namen „Jesus“.
Über dem Stall, am dunklen Himmel,
leuchtet ein sehr heller Stern.

Lied „Es ist ein Ros´ entsprungen“

3 Die Hirten machen sich bereit. Sie sitzen ums Lagerfeuer.

Auf einem Feld in der Nähe von Bethlehem sind Hirten.
Sie passen auf ihre Tiere auf.

Es wird Nacht. Sie setzen sich im Kreis auf den Boden.
Sie erzählen sich Geschichten.
Es ist eine kalte Nacht.
Sie machen ein Feuer, um sich zu wärmen.
Es scheint eine Nacht wie viele andere zu sein.
Aber auf einmal wird es heller.
Die Hirten schauen erstaunt zum Himmel.
So etwas haben sie noch nie gesehen.

Hirten: „Was ist das?“ „Woher kommt das Licht?“
„Mensch ist das unheimlich!“

„Guck mal…!!!“ „Das sind Wesen! Himmelswesen!“

Eine Schar von Engeln um sie herum.
Boten des Himmels. Von ihnen kommt das Licht.
Sie erschrecken. Sie fürchten sich.
Da redet einer der Engel zu ihnen:

Engel: „Habt keine Angst!

Ich bringe euch eine gute Nachricht. Heute ist Jesus geboren.

Er ist von Gott in die Welt gekommen für alle Menschen. Geht nach Bethlehem!

In einem Stall werdet ihr das Kind finden in einer Futterkrippe.“

Und mit einem Mal ist die Luft voll Gesang.
„Ehre sei Gott in der Höhe“, singen die Engel,
„und Friede auf Erden, und den Menschen soll es gut gehen!“

Lied „Hört der Engel helle Lieder

Hirten: „Komm!“ „Los“ „Ein Stall“ „Gott im Stall??“(kichert)

Da machen sich die Hirten auf den Weg.
Ihre Tiere lassen sie allein.
Sie können noch nicht glauben, was sie gesehen und gehört haben:
`Ein Kind – für alle Menschen – von Gott gesandt´ – das müssen sie sehen!
Sie kommen zum Stall.
(offenes Zelt mit Sackleinen verkleidet)

Hirten: „Hier?“ „Ja.“ „Nein, doch nicht hier!“ „Ja doch!“

„Kommt, wir gehen rein!“

Ein Kind in einer Futterkrippe.
Ein Mann und eine Frau, müde beide.

Und die Hirten freuen sich.

Lied  „Kommet, ihr Hirten“

4 In einer fernen Stadt machen sich drei Männer auf den Weg.

Die drei Könige treten herein

Sie sind Sterndeuter. Weise Männer.
Sie kennen den Himmel genau und erforschen alles.
Ein Stern war ihnen aufgefallen, den sie vorher nie gesehen hatten.

Wo dieser Stern leuchtet – das wussten sie genau – muss ein großer König geboren sein!

Die 3 Weisen gehen los.

König 1: „Mann, dauert das. Wie lange laufen wir schon?“
König 2: „Tagelang. Nächtelang.“

König 3:“Durch glühende Tage. Durch eisige Nächte.“

Der Stern zeigt ihnen den Weg.
Geschenke haben sie mitgenommen.
Geschenke, die für einen König gut genug sind.

König 1: „Ich hab Gold dabei. Was habt ihr?“

König 2: „Weihrauch.“

König 3: „Kostbare Kräuter“.

Dann gehen sie weiter (auf der Stelle gehen)

König 1: „Weißt du noch, neulich? Der komische König.“

König 2: „Ach, in dem Schloss, dieser He.. He.. He..“

König 3: „Herodes!“

König 1: „Da sollen wir ja noch mal hingehen, wenn wir das Kind gefunden haben!“

König 2: „Ach, der lügt doch! Der will dem Kind etwas antun! Weil er Angst hat, das könnte wirklich ein neuer König sein!“

König 3: „Wollen wir ihm wirklich Bescheid sagen, wenn wir das Kind finden?“

Alle Könige: “Nein nein!“

Weiter gehen sie und suchen.

Könige zu den Kindern: „Wisst ihr, wo das Kind geboren ist?“

Lied (solo, Erzähler): Hinter dem Stern her

Hinter dem Stern her, hinter dem Stern her,
hinter dem Stern her so hell und klar
ziehen drei Herrn her, ziehen drei Herrn her;

Melchior, Caspar und Balthasar.

            Leider, leider, er ist nicht hier!
            Weiter, weiter ziehen wir.

Wir suchen heute, wir suchen heute
nach Gottes Sohn, dem starken Held.
Sagt uns, ihr Leute, sagt uns, ihr Leute,
wo ist geboren der Herr der Welt?

Leider, leider, er ist nicht hier!
            Weiter, weiter ziehen wir.

Der Stern bleibt stehen, der Stern bleibt stehen,
über dem Stall am Himmelszelt.
Jeder darf sehen, jeder darf sehen:
Hier ist geboren der Herr der Welt!

Während des Liedes gehen die Weisen weiter und suchen hier und da. Beim Refrain „Leider leider er ist nicht hier“ bleiben sie stehen und schütteln die Köpfe. Während der 3.Strophe erreichen sie die Krippe im Zelt.

Es ist nicht ein großer Palast, zu dem der Stern sie führt.
Es ist ein armseliger Stall auf einem Feld nahe bei Bethlehem.
Über ihm bleibt der Stern stehen.
Die Weisen treten ein.
Sie sehen das Kind in der Krippe,
sie sehen die Frau, den Mann,
sie sehen arme Hirten.

Und doch wissen sie in diesem Moment,
dass hier etwas ganz besonderes geschehen ist.
Und so knien die drei weisen Männer vor dem Kind nieder
und dann packen sie ihre Geschenke aus.
König 1: „Geschenke für einen König bringen wir –
in diesen armen Stall!“
König 2: „In dieser Nacht ist Gott als Kind zur Welt gekommen.
Welch ein Wunder!“
König 3: „Nicht in einem Schloss. Sondern mitten in die Welt ist er gekommen!“

König 1: „Zu Joseph und Maria.“

König 2: „Zu den Hirten.“

König 3: „Zu uns Weisen.“
Erzähler:

Und zu dir!

Und zu mir!

Lied „Ihr Kinderlein kommet“

Tipps und Tricks zu diesem Entwurf:

– Der Stall ist in unserem Falle ein handelsübliches Pavillonzelt, von dem nur das Gestänge aufgebaut und mit Streifen auch Sackleinen dürftig verkleidet ist. In ihm befindet sich eine schlichte Krippe aus Holzlatten und etwas Stroh. So läßt sich mit einfachsten Mitteln die Ärmlichkeit der Verhältnisse darstellen.

– Hilfreich ist es, wenn bestimmte Szenen, besonders das Zelt mit der Krippe und das Hirtenfeuer an erhöhter Stelle stattfinden könnten (transportable Bühnenteile, Podeste u.ä.), damit auch die Kleinen gut sehen können.

– Gut ist ein gezieltes Einsetzen von Licht. Oft lassen sich schon mit der lokalen Kirchenbeleuchtung und/oder ein paar dimmbaren Halogenstrahlern gute Effekte erzielen. Ausprobieren!

– Farbige Tücher und Sackleinen zum Umhängen, ein paar Stöcke und Hüte tun es als Kostüme vollkommen.

– Ein Krippenspiel ist Verkündigung und Auslegung. Eine zusätzliche Predigt ist deshalb überflüssig und überfordert Kinder und Erwachsenen gleichermaßen.

Thomas Brandes, St. Johannis Harburg