Weihnachtsengel

nach Motiven von „Nick und der Weihnachtsengel“ von Bettina Obrecht

von Andrea Müller-Kudelka

1. Szene: In der Schulklasse. Stuhlkreis. Mitspieler: Nick und Ayla (sitzen nebeneinander), Kevin, Klassenlehrer Herr Wildsprung, beliebig viele Mitschüler.

Es ist unruhig in der Klasse. Viele quatschen mit den Nachbarn. Herr Wildsprung hebt die Hand und zeigt den „Fuchs“, das Zeichen zum Ruhigwerden.

Herr Wildsprung: „Ruhig, Kinder! Ich weiß, die Stunde ist gleich zu Ende und ihr wollt ins Wochenende. Aber jetzt hört mir noch einmal kurz zu. (es wird ruhiger) Als ich noch Schüler war, haben wir jedes Jahr ein Krippenspiel aufgeführt. (seufzt) Ach, das war das Schönste an Weihnachten!“

Ayla meldet sich

Herr Wildsprung: „Ja, Ayla?“

Ayla: „Was ist ein Krippenspiel?“

Einige lachen.

Kevin (ruft dazwischen): „Oh Mann, ist die blöd!“

Nick: „Selber blöd! Du kennst auch manches nicht!“

Herr Wildsprung (zeigt auf die Kinder): „Nick, Kevin, wir melden uns, wenn wir etwas sagen wollen! Und nun zu deiner Frage, Ayla: Ein Krippenspiel ist so etwas wie ein Theaterstück. Darin wird die Weihnachtsgeschichte erzählt: Wie Maria und Josef eine Herberge suchen, dass sie nur im Stall unterkommen und dass dort das Jesuskind geboren und in eine Krippe gelegt wird. Deshalb heißt es Krippenspiel. Wenn wir wollen, spielen auch Ochs und Esel mit, Schafe, Hirten, die Heiligen drei Könige und ein Engel.“

Ayla (schreit fast vor Aufregung): „Esel und Schafe spielen mit? Das ist ja toll! Ich liebe Tiere!“

Herr Wildsprung: „Keine echten. Aber du kannst ein Schaf spielen, wenn du das möchtest.“

Die Kinder kichern.

Ayla (böse): „Ich bin kein Schaf. Und auch kein Esel!“

Die Schulglocke klingelt. Die Stunde ist zu Ende. Alle nehmen ihre Stühle und verlassen die Bühne nach links in die erste Reihe, nur Nick und Ayla bleiben am Rand der Bühne stehen, ihre Stühle dürfen auch stehen bleiben für die nächste Szene. SPOT AUF AYLA UND NICK

Ayla (stößt Nick mit dem Ellenbogen an): „Ich weiß schon, was ich sein will – aber das geht bestimmt nicht. Ein Mädchen kann kein Engel sein. Engel haben immer Männernamen. Michael und Gabriel und so.“

Nick: „Ja? Aber sie haben doch Frauenkleider an!“

Ayla: „Das sind Gewänder, keine Kleider. Früher waren alle Männer so angezogen.“

Nick: „Weißt Du, ich würde auch gern Engel sein. Vielleicht kann es ja zwei Engel geben. Einen Mann und eine Frau. Das wäre gerecht.“

Ayla: „Dann müssen wir aber gleich anfangen, Gutes zu tun. Man darf bestimmt nicht fies sein und dann Engel spielen.“

Sarah kommt von der Seite angelaufen.

Sarah: Hey, Nick, wo bleibst Du denn? Mama wartet zu Hause bestimmt schon auf uns.

Nick: Ist ja gut, ich komme ja. Tschüss, Ayla, treffen wir uns nachher in der Stadt?

Ayla: Ja, okay, so gegen halb vier warte ich auf Dich; an der Eisdiele.

Ayla geht nach hinten ab, Nick und Sarah tragen den kleinen Tisch auf die Bühne und setzen sich.

2. Szene: Bei Nick zu Hause. Nick und seine Schwester Sarah sitzen am Tisch (mit Tischedecke). Nick rollt ganz in Gedanken ein Auto hin und her, das mit einer Tüte Gummibären beladen ist. Sarah liest. Dann kommt die Mutter herein.

Mutter: „Sarah, sitz nicht so krumm. Du verbiegst Dir noch den Rücken. Na und du Nick? Was ist los? Du siehst aus, als hättest du ein Problem…“

Nick: „Mama, gibt es eigentlich noch Arme?“

Mutter: „Ja, natürlich. Es gibt viel mehr arme Leute als reiche.“

Nick: „Wo wohnen die armen Leute?“

Mutter: „In Afrika, in Indien, in Amerika aber auch. Fast überall. Und bei uns eigentlich genauso. Du musst nur mal mit offenen Augen durch die Straßen gehen.“

Sarah: „Wir sind selbst arm. Sonst hätte ich schon einen eigenen Fernseher.“

Mutter: „Rede nicht so einen Unsinn. Ich spreche von Menschen, die nicht genug zu essen oder zum Anziehen haben.“

Nick: „Wieso geben wir nicht einfach etwas ab? Essen teilen ist doch leicht. Und du findest dich sowieso zu dick – sagst du doch immer.“

Mutter: „Das ist alles nicht so einfach. Arm und arm ist nicht das Gleiche. Und Essen nach Afrika zu schicken – das geht nicht. Es wäre ja schimmelig, wenn es ankommt.“

Sarah (zu Nick): „Du könntest mir deine Gummibärchen abgeben.“

Nick: „Du bist überhaupt nicht arm. Du bist nur gierig!“

Mutter (böse): Jetzt hört aber auf damit. Das ist eine ernste Sache.“

Nick: „Ach, Schwestern sind doof. Ich gehe. Bin sowieso mit Ayla verabredet.

Nick läuft nach hinten. Sarah schnappt sich seine Gummibärchen und geht nach links von der Bühne ab. Die Mutter nimmt das Auto und die Tischdecke vom Tisch und geht kopfschüttelnd Sarah hinterher.

3. Szene: Ayla und Nick kommen in Winterjacken durch den Gang wieder nach vorn zur Bühne. Auf der Bühne auf dem Tisch sitzt der Straßenmusiker und spielt Gitarre (vielleicht „Leise rieselt der Schnee“). Vor ihm steht ein Hut. Postbote, Nicks Mutter..

Ayla zieht Nick hinter sich her.

Ayla: „Nun komm schon. Ich habe einen gesehen. An der City-Galerie sitzt ein armer Mann und spielt Gitarre.“

Nick stolpert hinter Ayla hinterher. Dann stehen sie vor dem Musiker, beide haben einige Geldmünzen in der Hand. Nick kann sich erst nicht richtig entschließen und packt das Geld von einer Hand in die andere. Ayla wirft ihre Münzen in den Hut, da tut es auch Nick. Der Gitarrenspieler lächelt.

Musiker: „Dankeschön, das ist aber lieb von Euch. Immerhin: 80 Cent, wenn ich richtig gezählt habe. Wollt ihr vielleicht mit mir etwas singen? Ihr kennt das Lied doch bestimmt. Und vielleicht singen ja auch von den anderen hier einige mit.“ (er zeigt ins Publikum).

Lied:„Leise rieselt der Schnee“.

Dann bedankt sich der Musiker noch einmal mit einem Nicken, nimmt den Hut und geht.

Nick: „Ich glaube, 80 Cent sind zu wenig, um ein Engel zu werden.“

Ayla: „Aber wenn einer eine Million verschenkt und das macht gar nichts, weil er stinkreich ist, reicht das auch nicht. Das macht ihm dann ja gar nichts aus. Und gute Menschen müssen sowieso mehr tun als nur Geld verschenken. Die müssen gegen schlechte Menschen kämpfen.“

Nick: „Aber Engel dürfen doch nicht kämpfen! Die dürfen doch niemandem weh tun!“

Ayla: „Naja, manche spielen auch Harfe oder Posaune. Oder sie singen. Ich hätte gern eine Trompete. Die macht so schön Krach!“

Nick: „Engel dürfen bestimmt keinen Krach machen.“

Ayla: „Ach, das ist ja langweilig. (Pause, beide gucken sich um, da kommt ein Postbote vorbei) Ich habe eine Idee: Wir schicken armen Kindern ein Päckchen zu Weihnachten. Das würden richtige Engel auch tun.“

Nick: „Kennst Du denn welche? Arme Kinder meine ich…“

Ayla schüttelt den Kopf. Da kommt Nicks Mutter auf die Bühne.

Mutter: „Na ihr beiden? Was macht ihr denn hier?“

Ayla: „Kennen sie die Adresse von armen Kindern?“

Mutter: „Na, ihr seid mir ja zwei richtige Weihnachtsengel! Nein, eine Adresse habe ich nicht. Aber weil Nick ja vorhin schon gefragt hat, habe ich mir etwas überlegt: Wie wäre es denn, wenn ihr mit eurer Klasse einen Flohmarkt veranstaltet. Das Geld könnt ihr dann spenden.“

Nick: „Super. Geld verschicken ist viel einfacher als Essen verschicken!“

Alle drei gehen nach links ab, Ayla und Nick ziehen ihre Jacken aus. Während dessen wird der Stuhlkreis wieder aufgebaut.

4. Szene: In der Klasse. Stuhlkreis. Lehrer, Ayla, Nick, Kevin, Sarah.

Nick schnipst mit den Fingern. Herr Wildsprung ruft ihn auf.

Nick: „Herr Wildsprung, meine Mutter, Ayla und ich haben eine Idee. Wir könnten vor Weihnachten vielleicht einen Flohmarkt mit alten Spielsachen und Klamotten organisieren und das Geld dann für andere spenden.“

Kevin meldet sich.

Herr Wildsprung: „Ja, Kevin, hast Du schon einen Idee, wer das Geld bekommen könnte?“

Kevin: „Warum behalten wir es nicht einfach? Wir könnten ein Klassenfest veranstalten, mit Chips, Würstchen und Cola!“

Einige der Kinder jubeln.

Sarah: „Vielleicht reicht es auch für eine Kletterwand für unser Klassenzimmer.“

SchülerA: „Super Idee!“

Ayla (laut): „Oh Mann, ihr habt gar nichts verstanden. Wir wollen das Geld doch verschenken!“

Die Party-Kinder buhen.

Herr Wildsprung: „Ruhe! Keiner von euch muss mitmachen, wenn er nicht will. Aber diejenigen, die ihre Sachen verkaufen, sollen das Geld dann auch abgeben. An Weihnachten will man anderen Freude schenken, nicht sich selbst.“

Ayla: „Genau!“

Herr Wildsprung: „Und ich weiß auch schon, wem: Ein Kollege von mir ist Lehrer in Ghana. Das ist in Afrika. Dort wird gerade eine Schule für die Kinder gebaut, deren Eltern kein Geld haben. Und die brauchen Bälle für den Sportunterricht oder auch Hefte zum Schreiben.“

SchülerB: „Wir können eine Brief dazu schreiben und ein Foto von unserer Klasse dazu legen.“

SchülerC: „Dann sollen die uns auch ein Bild schicken. Dann sind wir Freunde. Klassenfreunde.“

Herr Wildsprung: „Sehr gut. Also – wer macht beim Flohmarkt mit?“

Ayla und Nick melden sich, auch die anderen heben die Hand. Zum Schluss Sarah und Kevin.

Herr Wildsprung: „Prima! Wir müssen den Flohmarkt organisieren und das Krippenspiel vorbereiten. Am besten verteilen wir gleich die Rollen. Und weil Nick und Ayla zu Weihnachten nicht nur an ihre eigenen Geschenke gedacht haben,. haben sie sich eine Belohnung verdient.“

Ein paar Kinder applaudieren, Kevin schnaubt, Sarah verdreht die Augen.

Herr Wildsprung: „Ihr bekommt die besten Rollen: Josef und Maria.“

Kevin und Sarah kichern. Nick und Ayla schütteln heftig den Kopf.

Kevin: „Nicht? Vielleicht wollt ihr den Esel spielen, das könnt ihr zu zweit machen. Einer ist der Kopf, der andere das Hinterteil.“

Alle Kinder lachen, bis auf Ayla und Nick.

Nick: „Wir wollten eigentlich was mit Flügeln.“

Herr Wildsprung: „Hm, ein Vogel kommt gar nicht vor.“

Ayla: „Nein, wir möchten Engel spielen.“

Herr Wildsprung: „Beide? Eigentlich kommt nur ein Engel in dem Stück vor, das ich ausgesucht habe. Der Verkündigungsengel.“

Ayla und Nick schauen zu Boden.

Schülerin D: „Ayla, willst Du nicht ein Lämmchen spielen? Du magst doch Tiere so gern.“

Ayla guckt weiter nach unten, zieht die Nase hoch. Nick schielt zu ihr rüber.

Nick: „Ayla soll der Engel werden. Ich kann auch den Esel spielen. Aber dann lieber die vordere Hälfte. Esel sind nämlich meine Lieblingstiere. Aber eben mehr von vorn.“

Ayla: „Ehrlich?“

Nick: Ja (nickt langsam).

Herr Wildsprung zu Nick): „Du würdest auf die Rolle verzichten, damit Ayla sie spielen kann?“

Nick nictk wieder, dieses mal schneller.

Nick: Ja, das mache ich.

Ayla und Nick gucken wieder nach unten.

Schüler E: „Warum kann es nicht doch zwei Engel geben? Warum soll der Engel nicht seinen Freund mitbringen?

Herr Wildsprung (lächelt): Ja, so machen wir das.Einen guten Freund darf man immer mitbringen, auch wenn man eine Engel ist.“

Ayla und Nick jubeln, die Klasse klatscht. Dann ziehen alle auf der Bühne ihre Kostüme fürs Krippenspiel an.

  1. Szene: Krippenspiel. Herr Wildsprung steht an der Kanzel als Erzähler, Nick und Ayla spielen die Verkündigungsengel, Sarah und Kevin sind vielleicht Maria und Josef. Außerdem brauchen wir ein paar Hirten mit Schafen und jede Menge Engelchen.

Herr Wildsprung: Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Befehl von dem Kaiser Augustus ausging, alle Welt sollte ich für die Steuer eintragen lassen. Da ging auch Josef aus Nazaret nach Betlehem, um sich eintragen zu lassen. Bei ihm war seine Frau Maria, die war schwanger.

Josef: Komm nur, Maria, gleich haben wir es geschafft. Dort ist der Stall, von dem der Wirt gesprochen hat.

Maria: Schade, dass er uns kein richtiges Zimmer mehr geben konnte. Aber die Stadt ist wohl überfüllt, weil so viele Leute wegen der Zählung hierher gekommen sind.

Herr Wildsprung: Als sie dort waren, kam die Zeit, dass sie ihr Kind bekommen sollte. Es war ein Sohn und Maria und Josef nannten ihn Jesus. Maria wickelte Jesus in Windeln und legte ihn in die Krippe, aus der sonst Ochs und Esel fraßen, denn ein Kinderbett gab es nicht (SPOT).

Ganz in der Nähe waren Hirten auf dem Feld, die hüteten in der Nacht ihre Schafe (SPOT) Plötzlich wurde es sehr hell, denn die Engel des Herrn traten zu ihnen. Da fürchteten sie sich.

Ayla: Fürchtet euch nicht! Wir erzählen euch etwas sehr Schönes, über das sich alle Menschen freuen können.

Nick: Heute ist in Betlehem der Heiland geboren. Er ist Christus, der Herr.

Hirte: Wirklich? Da müssen wir hin! Wo genau ist denn das?

Ayla: Ihr findet das Kind in einem Stall, in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegend.

Herr Wildsprung: Und da kamen zu den Engeln die himmlischen Heerscharen und zeigten den Hirten den Weg.

Der Engelschor tritt auf und singt „Halleluja“, während des Gesangs treten die Hirten zur Krippe, knien nieder und falten die Hände.

Herr Wildsprung: Maria und Josef freuten sich sehr über die Besucher. Und die Hirten lobten Gott für alles, was sie gehört hatten. Als sie wieder zu ihrem Feld zurück gingen, erzählten sie unterwegs jedem, den sie trafen. Das Jesus geboren worden war. Jesus, der Heiland, der dafür sorgen sollte, dass alles besser wird. Und überall freuten sich die Menschen darüber.