HE, EUCH IST EIN KIND GEBOREN !

Fr. Schneider 1:            Guten Tag, Kinder.

Kinder:                         Guten Tag, Frau Schneider.

Fr. Schneider 1:            Das ist aber fein, dass ihr gekommen seid, um das Weihnachtsspiel vorzubereiten. Da können wir gleich anfangen und die Rollen verteilen.

(Krach von hinten. Die Herdmanns betreten die Kirche.)

Fr. Schneider 1:            Nanu, was ist denn da los? Das sind ja …..! Ach du liebe Zeit!

Fritz:                            Au weia, die Herdmanns! Was wollen die denn hier?!

Frank:                          Au weia. Ich hab‘ denen gesagt, hier gibt’s immer Bonbons in der Kirche. – Und jetzt sind die gekommen!

Fritz:                            Du Idiot! Die, die verkloppen uns gleich alle!

(Alle gucken entgeistert auf die ankommenden Herdmann- Kinder.)

Fr. Schneider 1:            Na, guten Tag! Was wollt ihr denn hier?

Eugenia:                       Tag! Eh, sind wir hier richtig, bei den Bonbons?

Fr. Schneider 1:            Bonbons? Nein, eigentlich nicht. Wir wollen für das Weihnachtsspiel üben. Aber manchmal, wenn alle gut mitgemacht haben, dann habe ich auch ein paar Bonbons in der Tasche.

Eugenia:                       Eh, Leute. Wir sind richtig. Mitspielen tun wir glatt. Was spielen wir denn? Räuber und Gendarm? Oder boxen?

Fr. Schneider 1:            Also, das ja nun nicht gerade. Wir spielen die Weihnachtsgeschichte. Das heißt, wir üben sie ein, damit wir sie Heiligabend der ganzen Gemeinde vorspielen können.

Eugenia:                       Auch gut. Wir machen mit, klar?

Herdmanns:                  Klaro!

(Alle Herdmanns setzen sich breit mit den entsprechenden Puffen und Stößen in die Bänke)

Fr. Schneider 1:            Tja. Dann, liebe Kinder, wollen wir mal mit dem Verteilen der Rollen beginnen. Ihr wisst, wir brauchen ein paar Hirten. Dann brauchen wir einen Engel, Könige und natürlich Maria und Josef. Die Kinder, die sie spielen, müssen also immer schön zur Probe kommen, damit alles klappt. Also, wollen wir mal sehen. Maria, das wisst ihr ja, war eine freundliche, gütige Frau. Das Mädchen, das Maria spielt, sollte versuchen, ebenso zu sein. Also: Wer möchte diese Rolle spielen?

Martin:                         (flüstert) He, Angela, du hast doch immer die Maria gespielt; zu dir passt die Rolle einmalig. Meld‘ dich doch wieder.

(Eugenia meldet sich.)

Fr. Schneider 1:                        Ja, Eugenia. Hast du noch eine Frage?

Eugenia:                       Nein. Ich will die Maria sein. Und Ralf möchte der Josef sein.

Ralf:                             Jawohl!

(Frau Schneider starrt erschreckt auf die beiden.)

Fr. Schneider 1:            Nun… wir wollen sehen, dass jeder eine Chance bekommt. Wer meldet sich freiwillig noch für den Josef?

(Stille)

Fr. Schneider 1:            Na gut. Ralf wird unser Josef sein. Und wer meldet sich noch für die Maria?

(Stille)

Fr. Schneider 1:            Angela?

Angela:                        Nein, ich möchte nicht.

Fr. Schneider 1:            Also, Eugenia, du spielst die Maria. Nächste Frage: Wer will König sein?

(Leopold, Klaus, Lotti melden sich.)

Fr. Schneider 1:            Sonst noch jemand?

(Stille)

Fr. Schneider 1:            (notiert die Namen.) Drei Weise: Leopold, Klaus, Lotti Herdmann. – So, dann wäre da noch der Verkündigungsengel. Wer spielt den?

(Hedwig meldet sich. Im übrigen Schweigen.)

Hedwig:                        Und was muss ich machen?

Fr. Schneider 1:            Du bist der Engel, der den Hirten die frohe Botschaft brachte.

(Unruhe bei den Hirten.)

Manuel:                        (zu Frank) Du, das wird gefährlich mit der! Wenn die den Mund aufmacht, dann haut die auch gleich los. Nee! Da mach‘ ich nicht mit. (meldet sich) Frau Schneider! Ich kann kein Engel sein. Wir fahren nämlich über Weihnachten weg.

Fr. Schneider:               Warum hast du das nicht gleich gesagt?

Manuel:                                    Hab‘ ich vergessen.

Frank:                          (meldet sich) Meine Mutter will nicht, dass ich einen Hirten spiele.

Fr. Schneider 1:                        Warum das denn nicht?

Frank:                          Weiß ich nicht. Sie hat nur gesagt: Spiel keinen Hirten!

Fritz:                            Hedwig Herdmann schlägt zu feste zu. Da spiel‘ ich nicht mit.

Fr. Schneider 1:            Unsinn! Hedwig wird niemanden schlagen. Der Engel besucht die Hirten auf dem Feld, verkündet ihnen, daß Jesus geboren ist…

Fritz:                            Und schlägt zu!

Fr. Schneider 1:            Das ist doch lächerlich. Ich will kein Wort mehr darüber hören. Und kein Hirte wird wegfahren oder krank werden oder sonst was. – So, Kinder, nächste Woche treffen wir uns wieder und dann geht es richtig los. Auf Wiedersehen!

Kinder:                         Auf Wiedersehen!

Sprecher:                     Die Kinder erzählen zu Hause natürlich, daß die Herdmanns beim Krippenspiel aufgetaucht waren und daß sie alle wichtigen Rollen genommen hatten. Und das wurde Dorfgespräch.

LIED

(Frau Keller – Frau Müller)

Frau Keller:                   Sagen Sie mal, Frau Müller, haben Sie schon von dem Spiel in der Kirche gehört? Also, was meine Tochter, die Angela mir erzählt hat, das ist doch die Höhe! Die dreckigsten, schlimmsten Kinder aus dem ganzen Dorf sollen die schönsten Rollen des ganzen Weihnachtsspiels haben? Na, ich finde das unerhört! Ich glaube, ich gehe in eine andere Kirche dieses Jahr, so eine Schande will ich gar nicht sehen.

Frau Müller:                  Sie haben völlig recht, Frau Keller, die werden uns alles verderben. Ich weiß gar nicht, ob ich meinen Frank da noch mal hingehen lasse.

(Frau Krämer – Frau Schneider)

Frau Krämer:                Tag, Frau Schneider. Sagen Sie mal, stimmt das mit dem Krippenspiel?

Fr. Schneider 2:                        Was denn?

Frau Krämer:                Na, dass die Herdmann- Plagen da mitmachen?

Fr. Schneider 2:                        Ja, Eugenia spielt die Maria, Ralf den Josef.

Frau Krämer:                Und der Rest spielt auch noch mit?

Fr. Schneider 2:                        Ja, Könige und Verkündigungsengel.

Frau Krämer:                Sie müssen verrückt sein! Ich kenn‘ die Bande nur zu gut! Die wohnen ja bei uns nebenan. Immer Geschrei und Prügeleien. Eine total tollwütige Katze haben die auch noch. Und ihr Lieblingsspiel heißt: Garagentor- Knallen. Nee, nee, Frau Schneider, was Sie sich dabei gedacht haben!

(Frau Hach – Frau Borg)

Frau Borg:                    Ach, guten Tag, Frau Hach. Na, wie war es gestern im Frauenkreis? Gesprächsstoff gibt es im Moment ja wohl genug!

Frau Hach:                    Das kann man wohl sagen. Sie meinen doch sicher das Krippenspiel. Darüber haben wir lange gesprochen. Na ja, die Frau Schneider ist da ja richtig rein gestolpert, weil doch die Frau Werner, die das immer gemacht hat, krank geworden ist. Die Frau Werner, die hätte das ja sofort im Griff gehabt. – Na ja, wenn diese Kinder schon mitmachen wollen, haben wir uns gedacht, dann könnten sie ja Programmzettel am Eingang verteilen. Da fällt das ja nicht so auf, und dann sind sie auch gleich wieder weg. Das wollen wir der Frau Schneider als Tipp geben.

Frau Borg:                    Programmzettel? Die gab es doch noch nie zum Krippenspiel, wenn ich mich recht erinnere.

Frau Hach:                    Sie haben schon recht. Aber man kann ja auch mal was Neues machen.

LIED

Fr. Schneider 2:            O, Hans. Warum hab‘ ich das bloß angefangen mit dem Krippenspiel? Dauernd werde ich darauf angesprochen. Anscheinend ist das ganze Dorf in Aufruhr.

Hr. Schneider:               Mmh, mich haben die Kollegen im Büro auch darauf angesprochen. Aber nimm’s nicht so schwer. Die den Mund am weitesten aufreißen, würden selbst keinen Finger krumm machen, damit was in der Gemeinde läuft.

Fr. Schneider 2:            Ich könnte wirklich aus der Haut fahren vor Wut. Da schlagen welche vor, die Herdmanns könnten ja vor der Kirche Zettel verteilen. Dann wären sie schnell wieder weg. – Da hat jemand gesagt: Eine Familie, die nie zur Kirche kommt, hätte beim Krippenspiel nichts verloren. Und dabei sind die Kinder doch gekommen und haben gesagt, dass sie mitspielen wollen. So, von sich aus. Ich kann sie doch nicht wegjagen. Und das will ich auch nicht.

Hr. Schneider:               Ich kann dich gut verstehen. Nimm das Gerede nicht so tragisch. Übrigens habe ich mitgekriegt, dass unser Pfarrer solche dummen Redereien auch nicht gut findet. Er erinnerte eine schimpfende Dame nach dem Gottesdienst an den Satz: Lasst die Kinder zu mir kommen. Und hat ihr gesagt, dass Jesus damit auch die Herdmanns gemeint hat.

Fr. Schneider 2:            Weißt du, Hans, bis jetzt habe ich gedacht: Na gut, mach‘ was aus der Notlage, weil ja die Frau Werner krank ist. Aber jetzt, jetzt werde ich alles daransetzen, dass dieses Krippenspiel das beste wird, was unser Dorf je gesehen hat. – Und das werde ich mit den Herdmanns machen. Jawohl!

LIED

Sprecher:                     Erste Probe.

(Kinder sitzen zusammen, Herdmanns noch nicht da.)

Fr. Schneider 3:            Guten Tag, Kinder.

Kinder:                         Guten Tag, Frau Schneider.

Fr. Schneider 3:            Na, dann wollen wir heute mal richtig mit dem Proben anfangen.

Frank:                          Aber die Leute für die Hauptrollen sind noch nicht da.

Fr. Schneider 3:            O, na ja, dann müssen wir noch einen Moment warten.

( Pause. Tür geht auf. Herdmanns schlendern herein. Im Vorbeigehen drehen sie jemanden am Ohr, ziehen Haare usw.)

Fr. Schneider 3:            Hier kommt ja Familie Herdmann. Wir freuen uns, euch alle hier zu sehen. So, ihr seid also Hirten. Und ihr seid ein paar Herbergsgäste.

Leo:                             Wer waren denn die Hirten? Wo kamen die her?

Lotti:                            Was ist das eigentlich?

Klaus:                           Und `ne Herberge, was ist das?

Martin:                          So was ähnliches wie’n Hotel. Da können Leute übernachten.

Klaus:                           Welche Leute denn? Jesus?

Manuel:                        Das ist ja nicht zu fassen! Jesus war doch noch gar nicht geboren. Maria und Josef gingen dahin!

Ralf:                             Warum denn?

Eugenia:                       Wie ging das denn los? Fangen Sie doch mal am Anfang an!

Martin:                         Die kennen ja gar nichts!

Angela:                        Geht ja auch nicht. Die waren ja noch nie in der Kirche. So was!

Fr. Schneider 3:            Also, ich denke es ist am besten, wenn ich euch allen die Weihnachtsgeschichte erstmal aus der Bibel vorlese.

Einige:                          Öööh, langweilig. Kenn ich in- und auswendig!

Fr. Schneider 3:            Also bitte, Verena ließ mal vor.

Verena:                        Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von Kaiser Augustus ausging….

Lotti:                            Komischer Name! Was hat der laufen lassen?

Fr. Schneider 3:            Augustus. Das ist ein alter römischer Name. Und der hat nichts laufen lassen. Der hat einen Befehl, ein Gebot gemacht und in seinem ganzen Reich musste das bekannt gemacht werden. Ließ mal weiter.

Verena:                        Und diese Schätzung war die allererste und geschah zu der Zeit als Quirinius Landpfleger in Syrien war.

Ralf:                             Schon wieder so’n komischer Name. War der Gärtner?

Fr. Schneider 3:            Quirinius meinst du? Das ist auch ein römischer Name. Aber wie kommst du auf Gärtner?

Ralf:                             Sie hat doch was vom Landpfleger vorgelesen.

Fr. Schneider 3:            Ach so! Nein, das ist was anderes. Der Quirinius herrscht über ein Stück des römischen Reichs. Das war nämlich so groß, dass der Kaiser nicht alles allein machen wollte. Da hat er Leute eingesetzt, die seine Befehle dann in einem bestimmten Landesteil durchsetzen mussten.

Eugenia:                       Wie in der Schule! Der Rektor sagt, was gemacht werden muss. Die Lehrer müssen’s machen und wir Kinder kriegen’s zu spüren.

Fr. Schneider 3:            Na ja, so ungefähr. Können wir weitermachen?

Klaus:                           Nee, da war noch was. Mit Schätzchen oder so.

Fr. Schneider 3:            Schätzung, meinst du sicher. Das war so: der Kaiser wollte wissen, wie reich die Leute in seinem Land waren. Denn dann wusste er, wie viele Steuern sie zahlen müssten. Und Reichtum war vor allem Landbesitz. Heute wären das Löhne und so. Und darum musste jeder der dahin gehen, wo er auch noch Land besaß, und das musste er eintragen lassen.

Hedwig:                        Eh, das ist wie bei uns. Da kommt einer vom Amt und Mutter muss sagen, was sie verdient, und dann streichen sie ihr die Sozialhilfe weg! Mann, ist die dann immer sauer!

Fr. Schneider 3:            So? Aber das gehört jetzt doch nicht hierher. Das kannst du mir hinterher erzählen. Verena ließ doch bitte weiter.

Verena:                        Und jedermann ging, dass er sich schätzen ließe, ein jeglicher in seine Stadt. Da machte sich auch auf Josef aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth.

Ralf:                             Das bin ja ich!

Eugenia:                       Mensch, pass auf! Ich gehör‘ auch dazu!

Fr. Schneider 3:                        Ja, Eugenia, gleich kommt was von dir! Ließ‘ bitte weiter!

Verena:                        Aus der Stadt Nazareth in das jüdische Land zur Stadt Davids, die heißt Bethlehem, darum, dass er von dem Hause und Geschlechte Davids war, auf dass er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe, die war schwanger. Und als sie daselbst waren, kam die Zeit, dass sie gebären sollte.

Eugenia:                       Wie? Quer durchs Land musste die latschen, mit dem dicken Bauch? Bloß wegen dem blöden Kaiser? Da hatte unsere Mutter es ja besser. Die durfte sechs Wochen zu Hause bleiben, ehe Hedwig geboren wurde.

Fr. Schneider 3:            Ja, das war sehr hart für Maria. Du hast recht. Und auch bei der Geburt war es ganz schön schlimm. Hört mal weiter zu.

Verena:                        Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe. Denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.

Eugenia:                       Verdammt! Nicht mal für Jesus!

Angela:                        Mensch, die flucht in der Kirche! Das sag‘ ich zu Hause.

Fr. Schneider 3:            Na ja, Eugenia, niemand wusste, dass das Baby Jesus sein würde.

Ralf:                             Aber Maria wusste es. Warum hat sie es denen nicht gesagt?

Eugenia:                       Ich hätt’s denen gesagt. Mann, und wie ich denen das gesagt hätte. – Und was war mit dem Josef los? Warum hat der seine Klappe nicht aufgemacht? Nix gesagt von wegen schwanger und alles.

Leo:                             Wo haben die das Baby reingelegt? In eine Krippe? Ist das ein besonderes Bett? Und warum stand denn da ein Bett im Stall?

Fr. Schneider 3:            Nein, kein Bett. Da ist es ja gerade. Sie hatten kein Bett. Maria und Josef nicht und das Baby auch nicht. Sie mussten nehmen, was sie vorfanden. Was würdest du denn tun, wenn du ein kleines Baby hättest und kein Bett für das Baby?

Eugenia:                       Wir haben Hedwig in eine Schreibtischschublade gelegt.

Fr. Schneider 3:            (erschrickt ein wenig) Siehst du, ihr habt kein Bett für Hedwig gehabt und habt deswegen auch etwas anderes nehmen müssen.

Ralf:                             Och, wir hatten schon eins. Aber Lotti lag noch drin und wollte nicht raus. Sie mochte Hedwig nicht leiden. (Pufft sie.)

Fr. Schneider 3:            Na, wie dem auch sei… Maria und Josef nahmen jedenfalls eine Krippe. Das ist ein hölzerner Futtertrog für Tiere und so was stand im Stall. Und jetzt soll Verena weiter lesen.

Verena:                        Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde, die hüteten des nachts ihre Schafe. Und siehe, des Herrn Engel trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie und…

Hedwig:                        Batman! (springt dabei auf und wirft die Arme auseinander.)

Fr. Schneider 3:                        Wie bitte?

Hedwig:                        Aus dem Dunkel der Nacht erschien Batman, der Rächer der Entrechteten.

Fr. Schneider 3:                        Ich verstehe dich nicht, Hedwig. Ich habe vom Engel des Herren vorgelesen.

Hedwig:                        Aus dem Nichts?! Aus dem geheimnisvollen Dunkel der Nacht, ja?!

Fr. Schneider 3:                        (etwas unglücklich) Na ja, gewissermaßen.

Hedwig:                        Toll – und das bin ich!

Fr. Schneider 3:            Ja, und jetzt hören wir von der Verena, was der Engel zu den Hirten gesagt hat.

Verena:                        Fürchtet euch nicht. Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird. Denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus der Herr, in der Stadt Davids. Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen. – Und alsbald waren da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen: Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen. – Und die Hirten machten sich auf den Weg zum Stall, fanden das Kind und lobten Gott für alles, was sie gesehen und gehört hatten. – Und es kamen Weise aus dem Morgenland nach Jerusalem und sprachen:….

Eugenia:                       He, Lotti, aufpassen, jetzt bist du dran und Leopold und Klaus. Spitzt gefälligst die Ohren!

Verena:                        Und sprachen: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern gesehen und wollen ihn anbeten und ihm Geschenke bringen. Aber in Jerusalem wusste niemand etwas von einem Baby. Der König Herodes fragte die Schriftgelehrten und sie schickten die Weisen nach Bethlehem. Und Herodes sagte: Wenn ihr das Kind gefunden habt, dann sagt es mir, dass ich es auch anbeten kann. – Und die Weisen zogen nach Bethlehem und fanden das Kind…

Lotti:                            Was sind eigentlich Weise? Sind das Lehrer?

Klaus:                           Nee, Quatschkopf. Das ist so was wie Präsident oder Bundeskanzler.

Fr. Schneider 3:            Ja, prima, du bist ganz nahe dran, Klaus. Es waren so was wie Könige.

Eugenia:                       Los weiter lesen! Jetzt wird’s doch spannend. Bestimmt sagen die Könige jetzt dem Wirt ordentlich die Meinung. Und dann holen sie das Kind endlich aus dem Futtertrog raus.

Verena:                        Sie fanden das Kindlein mit Maria, seiner Mutter, und fielen nieder und beteten es an und taten ihre Schätze auf und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe.

Leo:                             Was ist denn das für Zeug?

Fr. Schneider 3:            Das sind kostbare Öle und wohlriechende Harze.

Eugenia:                       Öl? Was für’n schäbiger König bringt denn Öl als Geschenk mit?

Lotti:                            Also jetzt versteh‘ ich überhaupt nix mehr. So `nen Quatsch schenken die, und dann lassen sie die Leute noch im Dreck zurück und gehen wieder weg? Wenn ich ein König wäre, ich hätte es ganz anders gemacht. Können wir das nicht auch anders spielen? Los, wir machen die Geschichte einfach besser.

Fr. Schneider 3:            Lotti, das können wir nicht machen. Wir wollen die Geschichte so weitergeben, wie die Bibel sie erzählt. Aber eigentlich hast du recht. Es ist eine schlimme Geschichte. Jesus hat es als Baby schon ganz schlecht gehabt. Vielleicht versteht er die Menschen besonders gut, denen es ganz schlecht geht.

Klaus:                           Was wird denn mit dem Herodes in Jerusalem? Gehen die wieder zu dem hin?

Fr. Schneider 3:            Nein, Gott sagt den Weisen, dass sie das nicht sollen. Herodes ist nämlich ganz gemein. Er denkt das Kind wäre für ihn eine Konkurrenz. Er will es gar nicht willkommen heißen, sondern umbringen. Aber Gott sorgt dafür, dass das nicht geschieht.

Lotti:                            Wer spielt den Herodes?

Fr. Schneider 3:            Den spielen wir nicht.

Leo:                             Warum nicht? Da hätten wir wenigstens einen, den wir so richtig verkloppen könnten.

Ralf:                             Das stimmt. Mann, würde ich den Herodes gern verhauen! So ein Schuft, der hätte das echt verdient.

Fr. Schneider 3:            Ruhe! Seid mal ruhig und hört weiter zu. Seht mal: Herodes lassen wir weg. Wir wollen ja kein Herodes-Spiel machen. Wir lassen ihn einfach nicht mitspielen. Das ist die größte Strafe für einen, der immer alle beherrschen will.

Eugenia:                       Na gut. Aber Kloppe hätte er verdient. Mein Kind umzubringen! Das sollte mal einer versuchen!

Fr. Schneider 3:            So, Kinder, für heute haben wir genug gearbeitet. Jetzt wißt ihr alle gut Bescheid über die Geschichte. Auf Wiedersehen bis nächste Woche.

Kinder:                         Auf Wiedersehen!

Fritz:                            Mann – das war ja richtig spannend heute!

Martin:                         Mmh – was die alles gefragt haben. Also ehrlich gesagt: Manches habe ich vorher auch nicht gewußt.

Fritz:                            Ging mir auch so.

Martin:                         Ist vielleicht gar nicht so schlecht, dass die dazugekommen sind. Und wenn das stimmt mit Jesus und den Leuten denen es schlecht geht…

LIED

(Frau Schneider und Herr Schneider)

Hr. Schneider:               Na, meine Liebe, du siehst ganz schön geschafft aus!

Fr. Schneider 4:            Bin ich auch. Das war ganz schön anstrengend.

Hr. Schneider:               Waren die Herdmanns denn so schlimm? Sag bloß, du musstest wie ein Schiedsrichter im Boxkampf aufpassen!

Fr. Schneider 4:            Nein, das war es nicht. Das hielt sich in Grenzen. So ein paar Rempeleien, die waren kein Problem. Anstrengend waren die Fragen der Kinder. Kannst du dir vorstellen, dass die Herdmanns die Weihnachtsgeschichte nicht kannten! Na ja, da hab‘ ich Verena gebeten sie stückweise vorzulesen. Und die haben gefragt, kann ich dir sagen! Da ist mir erst mal aufgefallen, wie leer wir die Geschichte gemacht haben. Wir leiern sie einfach runter und denken gar nicht mehr drüber nach. Du hättest mal Eugenias Empörung sehen sollen über die miserablen Umstände bei der Geburt. Und „mein Kind“ hat sie gesagt, und für dieses Kind wäre sie jedes Risiko eingegangen. Und was die Kinder so zwischendurch von sich erzählen, das hat mich ganz schön nachdenklich

gemacht. Ein Baby haben sie mal in eine Schublade legen müssen. Das Kürzen der Sozialhilfe ist ein schlimmer Schlag für die Familie. Und all so was. Weißt du, ich denke fast, damals mit Jesus, das war fast so wie bei den Herdmanns: Irgendwie sind da viele Ähnlichkeiten. Heimatlos, ausgestoßen, arm, verfolgt und verachtet… Vielleicht haben wir zum ersten mal die richtig Besetzung für das Weihnachtsspiel…

Hr. Schneider:               Hm, das klingt ja wirklich spannend, was du da sagst. Und s hat tatsächlich keine Schlägereien gegeben?

Fr. Schneider 4:            Nein, wir haben ja zum Glück keinen Herodes gespielt. Den hätten sie am liebsten nach Strich und Faden verprügelt.

Hr. Schneider:               Oha!

Fr. Schneider 4:            Na ja, das wäre sicher nicht das Wahre gewesen. Aber sie haben doch gemerkt, was gut und böse in der Geschichte ist. Sie wollten nicht prügeln, weil prügeln so schön ist., sondern weil das Kind in der Krippe geschützt werden muss. Ich glaube, da kann ich gut weitermachen. Fast freue ich mich auf die nächste Probe.

Hr. Schneider:               So, jetzt freu dich aber erst mal aufs Abendessen. Ich habe mir gedacht, dass du K.O. sein wirst, da habe ich schon mal was Leckeres fertig gemacht.