Prophet 1:

Wer darf auf des Herrn Berg gehen, und wer darf stehen an seiner heiligen Stätte?

Wer unschuldige Hände hat und reinen Herzens ist, wer nicht bedacht ist auf Lug und Trug und nicht falsche Eide schwört: der wird den Segen vom Herrn empfangen

und Gerechtigkeit von dem Gott seines Heiles.

Prophet 2:

Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch, dass der König der Ehre einziehe!

Wer ist der König der Ehre?

Es ist der Herr, stark und mächtig, der Herr, mächtig im Streit.

Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch, dass der König der Ehre einziehe!

Wer ist der König der Ehre? Es ist der Herr Zebaoth; er ist der König der Ehre.

Prophet 3 (Micha)

Es kommt eine Zeit, da wird der Berg, auf dem der Tempel des Herrn steht, unerschütterlich fest stehen und alle anderen Berge überragen. Die Völker strömen zu ihm hin. Überall werden die Leute sagen: »Kommt, wir gehen auf den Berg des Herrn, zu dem Haus, in dem der Gott Jakobs wohnt! Er soll uns lehren, was recht ist; was er sagt, wollen wir tun!« Er weist mächtige Völker zurecht und schlichtet ihren Streit, bis hin in die fernsten Länder. Dann schmieden sie aus ihren Schwertern Pflugscharen und aus ihren Speerspitzen Winzermesser. Kein Volk wird mehr das andere angreifen und niemand lernt mehr das Kriegshandwerk. Jeder wird in Frieden bei seinen Feigenbäumen und Weinstöcken wohnen, niemand braucht sich mehr zu fürchten.

Szene 1

Verkündigung an Maria

Sprecher: In den Geschichtsbüchern sind es die großen Herrscher, die die großen Dinge in der Welt bewegen, Könige die gottgleich herrschten. Unsere Geschichte fängt ganz anders an. Ein einfaches Mädchen, vielleicht war sie 13 oder 14 Jahre alt, wird von einem Engel angesprochen. 

Engel: Sei gegrüßt Maria, der Herr ist mit dir. Er hat dich zu Großem ausersehen.

Maria: Ich versuche es zu verstehen, was das bedeuten soll. Es macht mir Angst, so etwas in mir zu hören.

Engel: Habe keine Angst. Du hast Gnade bei Gott gefunden. Du wirst schwanger werden und einen Sohn zur Welt bringen. Gib ihm den Namen Jesus. Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden. Er wird für immer über die Nachkommen Jakobs regieren und seine Herrschaft geht nicht zu Ende.

Maria: Wie soll das geschehen?

Engel: Gottes Geist wird über dich kommen. Das Kind, das du zur Welt bringst wird heilig und Gottes Sohn genannt werden.

Auch Elisabeth, deine Verwandte, bekommt in ihrem Alter noch einen Sohn und ist bereits im sechsten Monat. Für Gott ist nichts unmöglich.

Maria: Mein Leben gehört Gott, ich bin bereit. Es soll geschehen, was du gesagt hast.

Szene 2

Sprecher: Man sollte denken, dass damit alles geklärt wäre. Wenn Gott einem Menschen sagt, dass es so kommt, dann wird es geschehen. Aber so gerade verlaufen Wege nicht. Im Matthäus – Evangelium wird uns erzählt, dass es für Maria zunächst ganz schwierig wurde

Maria: Joseph, ich bin schwanger.

Joseph: Was?

Maria: Ich bekomme ein Kind!

Joseph schweigt:

Maria: Sage doch etwas!

Joseph: Was sagst du da?

Maria: Du hast es gehört. Es ist mir ernst.

Joseph: Das kann nicht wahr sein.

Maria: Ist es aber doch.

Joseph: Wie stehe ich da vor meiner Familie da?

Was werden die Nachbarn sagen. Meine Pläne sind anders.

(schweigt)

Maria: Sage doch etwas…

Joseph geht weg;

Maria: Joseph… (geht alleine weiter)

Szene 3

Sprecher: Wir fragen uns im Leben oft, warum Dinge so kompliziert werden? Das wird sich Maria auch gefragt haben: Wo kann man hingehen? Die eigene Familie? Ob sie es verstanden hätten? Die Leute, die sich den Mund zerrissen hätten.

Eine Lösung findet sich doch immer: In der Ankündigung des Engels lag die Antwort. Maria ging in großer Eile ins Gebirge zu ihrer Verwandten Elisabeth – etwa drei Tagereisen weit – natürlich alleine. 

Maria: Elisabeth, Schalom, Friede sei mit dir! Ich wollte dich besuchen

Elisabeth: Mein Kind bewegt sich in meinem Bauch, wenn du kommst. Du bist die Gesegnete des Herrn, ich spüre es ganz deutlich. Wie kommt es, dass du mich besuchst.

Maria, ich freue mich, so freundlich begrüßt zu werden.

Sprecher: Maria erzählte, was sie erlebt hatte. Jemanden zu haben, dem man alles anvertrauen kann, jemanden wie Elsabeth, die Leid kannte, das tat Maria gut.

Elisabeth: Sicher, du bist noch jung, aber du wirst ein Kind zur Welt bringen. Weißt du, wie ich mich danach gesehnt habe? Du hast Angst vor dem, was andere sagen: Weißt Du, wie sie über mich geredet haben. Was sie, die Kinder bekamen, mich von oben herab angesehen haben? Ich war selbst daran schuld, keine Kinder zu haben. Mein Mann hätte sich scheiden lassen können und mich wegschicken können, damit er Nachkommen hat. Er hat es nicht übers Herz gebracht. Wenn ich am Boden war, habe es ihm sogar angeboten, eine andere zu heiraten. Aber daran geglaubt, dass wir noch einmal ein Kind bekommen hat er auch nicht.

Maria: Jeder hat seine Not.

Elisabeth: Jetzt – im Nachhinein – weiß ich, dass nur eines wichtig ist: den Mut nicht zu verlieren. Weißt Du wie oft ich an mir selbst gezweifelt habe, mit Gott gerungen habe? Jetzt weiß ich, dass man nur den Mut behalten muss.

Sprecher: Maria blieb drei Monate bei Elisabeth. Dann verabschiedete sie sich, innerlich gefestigt und voller Mut, dass sie von Gottes Segen begleitet wird.

Kind: Maria, wir werden dich vermissen. Warum bleibst du nicht hier?

Elisabeth: Ich lasse dir Nachricht zukommen, wenn mein Kind geboren ist. Du bist glückselig, weil du Gott vertraust. Es wird in Erfüllung gehen, was dir verheißen wurde.

Maria: Meine Seele lobt Gott, denn er hat meine Niedrigkeit gesehen. Gott ist groß und erhaben, er stürzt die hochmütigen, aber erhöht die niedrigen. Lebe Wohl!

Szene 4

Joseph: Maria

Maria: Joseph

Joseph: Ich bin froh, dich wieder zu sehen. Ich habe mir schon große Sorgen gemacht, weil ich dich mit unserem Kind allein gelassen habe.

Maria: Lass sein, es hat mir gut getan, dass ich so lange

bei Elisabeth bleiben konnte.

Joseph: Und das Kind?

Maria: Es geht ihm gut. Ich merke ihn immer deutlicher, wenn es sich bewegt.

Joseph: Verzeih mir, wenn ich weggegangen bin.

Maria: Wieso kommst du jetzt wieder?

Joseph: Ich möchte bei dir bleiben und zu dir und dem Kind stehen. Gott hat mir jemanden geschickt, der mir die Augen geöffnet hat. Ich bleibe bei dir – wenn du willst.

Maria: Ja, ich will es.  

Szene 5

Sprecher: Maria und Joseph waren nun wieder in Nazareth

zu Hause. Währenddessen ereignete sich am Himmel etwas ganz seltenes: Jupiter und Saturn standen so eng beieinander, dass man mit bloßem Auge meinte, es ist ein neuer, ganz hell leuchtender Stern.

In Judäa hat man es wohl kaum bemerkt, aber  im Morgenland – also da wo heute der Irak liegt, beobachtete man die Sterne, weil man meinte aus ihnen die Zukunft lesen zu können. 

Kind 1: Mein Herr schickt mich. Ich soll euch sagen, dass er etwas ganz neues entdeckt hat.

Weiser 1: Sage ihm, dass ich es langsam satt habe, dass er alle paar Tage etwas entdeckt, das ganz einzigartig ist. Wenn ich dann nachsehe, dann ist alles nur eine Täuschung gewesen.

Kind 1: Er wusste, dass Ihr das sagt. Deswegen hat er mir gesagt Ihr sollt trotzdem zu ihm kommen!

Weiser 1: Und wo ist er?

Kind 1: Er ist auf dem Turm der Sternwarte.

Weiser 1: Muss ich mich in meinen alten Tagen noch einmal dort hoch begeben? Nun ja. Man wird sehen.

(geht zur Sakristei)

Weiser 1: Balthasar!

Weiser 2: Ja komm endlich rauf. Was brauchst du nur so lange.

Weiser 1: Ich weiß schon, Du siehst etwas, was ich nicht sehe. Deine Phantasie möchte ich haben.

Weiser 2: Komm endlich. Dieses Mal ist es etwas ganz anderes!

(Lied)

(oben) Weiser 2: Das hätte ich nicht gedacht. Es ist unglaublich.

Weiser 3: Kommt, ich will es auch sehen (geht hoch)

Weiser 2: Stern der Juden und der Stern eines Königs – ein Stern – hat es das schon einmal gegeben?

Weiser 1: Ich habe es noch nie gelesen. Aber ich werde gleich eine Tafel beschreiben und dann die Nachricht brennen.

Weiser 3: Wie lange brauchst du?

Weiser 1: Wenn morgen die Sonne ohne Ende scheint, dann ist es übermorgen gebrannt.

Weiser 2: Gut, du brennst die Nachricht! Ich besorge die Kamele. Sklaven können wir uns nicht leisten. Ein paar Geschenke… reicht unser Geld?

Weiser 3: Bei wichtigen Sachen kann man nicht auf das Geld sehen. Es wird schon reichen. 

Szene 6

Joseph: Maria, wie geht es dir?

Maria: Warum fragst du?

Joseph: Ich weiß nicht, wie ich es dir sagen soll.

Maria: Das klingt nicht gut!

Joseph: Ich war in der Stadt. Kaiser Augustus schickt Boten herum, die verlangen, dass wir uns in Steuerlisten eintragen. Er braucht Geld von den kleinen Leuten.

Maria: Was ist so schlimm daran?

Joseph: Meine Vorfahren lebten in Bethlehem. Wir haben dort noch etwas Land, das unserer Familie gehört. Und dort müssen wir uns registrieren lassen.

Maria: Wieso in Bethlehem?

Joseph: Meine Familie führt sich auf den König David zurück, zur Familie Isai und Bethlehem ist sein Geburtsort. Was mir am meisten Sorgen bereitet ist: Es sind fünf Tagereisen, wenn man schnell laufen kann. Ich könnte den Kaiser verfluchen. Die letzten Strecken geht es immer bergauf.

Maria: Wann müssen wir losgehen?

Joseph: In wenigen Tagen. Keiner fragt danach, ob du schwanger bist, ob du es überlebst. Harte Strafen gelten denen, die es verweigern. Ich mache mir Sorgen.

Maria: Lass sein, vielleicht hat alles seinen Sinn. Unser Sohn wird dort geboren werden – in der Stadt Davids.

Szene 7

Sprecher: Wer denkt, dass nur die kleinen Leute Sorgen haben, der

irrt. Auch ein Herrscher weiß nicht, was morgen passiert und ob die Macht Bestand hat.

Was kann nicht alles passieren und aus dem mächtigen Herrscher einen Menschen machen, der um sein Leben winselt. Wahrscheinlich hat man, wenn man an der Macht ist immer die Sorge, dass man alles verliert. Der Kaiser in Rom hat sich kurzerhand zu Gott erklären lassen und war damit schon viele Jahre gut gefahren. Der kleine Vasallenkönig Herodes konnte das nicht. Also brachte er seine eigenen Verwandten um und jeden, der ihm den Thron streitig machte.

Ein scheinbar mächtiger Mann zittert wie Espenlaub und tobt, nur weil er hört, dass da jemand ein Königskind sucht. 

Herodes: Habt Ihr das gehört? In Jerusalem sind persische Priester und Gelehrte angekommen. Sie haben ganz Jerusalem in Schrecken versetzt

Hohepriester: In unseren Zeiten werden die Leute schnell fanatisch und wir können sie nicht mehr zur Ruhe bringen. Wir sind zu lange unterdrückt. Ein Irrer genügt und sie kämpfen gegen die Römer.

Herodes: Manchmal sind mir die Römer lieber als das eigene Volk. Bei denen genieße ich einfach nicht den nötigen Respekt. Ihr als Hohepriester seid mir auch nicht loyal genug. Sagt, was soll ich machen?

Hohepriester: Ich mache mir auch große Sorgen. Ihr habt mir die Macht genommen, wie sollte ich euch helfen können.

Herodes: Ihr wisst mehr, als ihr mir sagt.

Hohepriester: Nun ja, schon in Urzeiten hat man den Messias angekündigt.  Weswegen habt Ihr so viel Angst? So kenne ich euch nicht. Nur was Gott will geschieht!

Die Schriften sagen, dass der Messias in Bethlehem geboren wird in der Provinz. Er wird berühmter sein und mehr Menschen beherrschen als David.

Herodes: Ihr spielt mit eurem Leben, wenn ihr weiter so macht! Bringt ihn nach draußen. (nachdem er draußen ist) So und jetzt holt mir diese Perser her. Aber lasst keinen wissen, dass sie zu mir kommen.

Sprecher: Da Herodes überall Spitzel hatte, war es keim Problem, die Weisen zu finden und heranbringen zu lassen. Erst im Schutz der Nacht sollten sie zu ihm gebracht werden.

Szene 8

Sprecher: Die Weisen waren erschöpft von der Reise eingeschlafen und träumten immer noch davon, einen Palast zu betreten. Ihr Wunsch wurde schneller Wirklichkeit als sie dachten, aber der Palast zeigte sich anders als gedacht. Ein Soldat weckte sie unsanft und führte sie in der Dunkelheit ab.

Soldat: Los geht schneller. Ihr werdet erwartet.

Weiser 1: Von wem denn? Wieso um diese Zeit?

Soldat: Stellt keine Fragen, sonst ist es um euch geschehen.

Weiser 2: Scheint ein hoher Mann zu sein. Vielleicht führt er uns hin.

Ich verstehe es nicht, dass keiner in Jerusalem Bescheid weiß.

Soldat: Schneller, los kommt!

Weiser 3: Wenn ich nicht schon tausend Kilometer gelaufen wäre. Es geht nicht!

Soldat: So hier hinein. Und vergesst nicht, euch zu verbeugen!

Weiser 1: Wo landen wir hier?

Herodes: (ganz freundlich) Es ist schön, dass Ihr zu mir gefunden habt. Ich begrüße Euch auf’s freundlichste. Ach so, Ihr könnt mich sogar verstehen? (nicken) Wollt Ihr etwas essen?

Weiser 2: Versteht, um diese Zeit schlafen wir sonst. Wer seid Ihr?

Herodes: Ich bin der König und habe von Eurer Mission erzählt bekommen.

Weiser 3: Ich habe mir schon so etwas gedacht.

Weiser 1: Dann sind wir ja am Ziel. Wunderbar.

Herodes: Ihr seid am Ziel – fast -! Was wisst Ihr vom neu geborenen König?

Weiser 2: Was sollten wir wissen? Wir haben den Stern gesehen, Jupiter- den Stern eines Königs und Saturn den Stern der Juden. Es muss bei euch sein, dass ein König geboren wird.

Herodes: Wo? Wisst ihr wo?

Weiser 1: Woher sollten wir das wissen. wir sahen nur den Stern und sind ihm gefolgt. Wir kennen eure Weissagungen nicht. Wir haben doch keine Schriften, in denen Prophezeiungen stehen.

Herodes: Die Leute erwarten die Geburt in Bethlehem – gar nicht weit weg. Ein unübersichtlicher Ort mit einfachem Volk. Von hier aus kann ich die vielen winzigen Häuser sogar sehen.

Weiser 2: Das Kind ist nicht hier geboren?

Herodes: Sehe ich aus wie ein Neugeborenes? Meine Söhne sind schon groß. Ich will euch etwas sagen: Ihr versetzt das ungebildete Volk in Unruhe. Sie warten sehnsüchtig auf den Messias und würden sich umbringen für ihn. Ich muss das Volk vor sich selbst schützen. Ich könnte euch sofort beseitigen lassen, aber ich tue es nicht: Ich habe etwas übrig für die Wissenschaften.

Geht nach Bethlehem. Und bekommt es heraus, wo er geboren sein soll. Dann kommt ihr zu mir und auch ich werde ihn anbeten. Verstanden? Das ist mein Angebot. Jetzt wartet nicht.

Szene 9

Sprecher: Inzwischen war Maria mit ihrer Kraft am Ende und die Geburt kündigte sich an.

Maria: Lass uns noch einmal einen Moment warten. Schon manchmal fühle ich starke Schmerzen und weiß nicht, ob ich noch gehen kann.

Joseph: Du warst tapfer. Nun ja, andere scheinen ganz bequem zu leben und müssen so etwas nicht durchmachen. Ich wollte es nicht glauben, dass Leben so viel Leid einschließen kann. Vor allem, wo wir nicht einmal etwas dafür können. Du am allerwenigsten.

Maria: Vielleicht muss der, der anderen hilft, dieses Leid erfahren, begleitet es ihn auf Schritt und Tritt. Wie sollte er anderen helfen, wenn er es nicht selbst von Anfang an wüsste, wie es ist. Wie konnte er Leidende trösten, wenn er ihre Not nicht kennt.

Joseph, es gab Stunden, in denen ich nicht sicher war. was ich an dir habe. Aber jetzt weiß ich, dass niemand mir so zur Seite gestanden hätte, wie du. Du bist eine treue Seele.

Joseph: Komm, lass uns noch etwas gehen, der Ort beginnt gleich hier.

Kind 2(springt umher): Eins, zwei, drei, vier. Sieh mal, schon wieder so ein paar arme Leute. Papa sagt, es sind zu viele. Allen geht es nicht gut.

Joseph: Kinder, kommt her! Gibt es in Bethlehem noch die alten Herbergen?

Kind 3: Ja, aber da ist auch schon alles voll. Wisst Ihr wie viele Leute in den letzten Tagen hier hergekommen sind?

Maria: Wir können aber nicht hier bleiben.

Frau 1: Rachel, Lea kommt her! Ihr sollt nicht mit Fremden reden!

Joseph: Wir brauchen Hilfe. Meine Frau hat schon Schmerzen und bekommt ihr erstes Kind.

Frau 1: Wieso zieht Ihr unter diesen Umständen herum Konntet Ihr Euch nicht ein Haus bauen, oder wenigstens ein Zelt. Ich verstehe das nicht. Man muss es doch auch mal zu etwas bringen.

Joseph: Seid nicht so hart. Noch vor wenigen Jahren habe ich hier gewohnt und habe mir dann in Nazareth ein Zuhause aufgebaut. Ihr wisst doch warum die vielen Leute hier sind.

Frau 2: Kenne ich euch? Joseph. Ich hätte euch nicht erkannt. Königliche Abstammung – und dann ganz arm. Was sind das für Zeiten. Deine junge Frau. Was hat sie denn?

Joseph: Sie hat Schmerzen und braucht ein Lager und Beistand bei der Geburt.

Frau 2: Platz im Haus haben wir nicht mehr und mit ihr können wir nicht auf der Leiter ins Haus steigen. Nur im Stall haben wir noch Platz. Kommt!

Sprecher: Wenn man in Not ist, fragt man nicht mehr danach, wo man ein Lager findet. Längst forderten die Wehen Marias ganze Kraft und sie gebar ihr erstes Kind.

Sie wickelten es in Windeln und Joseph legte es in den Futtertrog neben das Lager aus Stroh.

Szene 10

Sprecher: Kein Bewohner von Bethlehem nahm mehr Notiz von Maria, Joseph und dem Kind. Die Nacht schien alles zuzudecken. Keiner sah sich bemüßigt, eine Wochensuppe vorbei zu bringen, oder etwas Stärkendes. Wenn da nicht… bei den Engeln einige Unruhe entstanden wäre.

Kind 4: Warum bist du nur Hirte geworden und nicht König. Weißt du wie es mir ginge, wenn ich in einem Palast wohnte. Dann hätte ich genug zu essen, Spielkameraden, Alles würde sich um mich drehen.

Hirte 1: Komm, sei ruhig. Sei froh, dass ich dich aufgenommen habe. Was wärst du ohne mich geworden? Wo würdest du jetzt herumsitzen?

Kind: Ich hatte nur so einen Traum.

Hirte 1: Vielleicht war’s der Hunger. Ich werde morgen heimlich ein Schaf verkaufen und davon werden wir uns ein schönes Essen machen. Tja, David war auch mal so ein kleiner Hirte wie du und was ist aus ihm geworden. Heute gibt es das nicht mehr. Ob er jemals an die kleinen Hirten gedacht hat, als er König wurde und ein ganzes Harem und einen Palast hatte.

Als König weidet man sich selber statt an das Volk zu denken.

Kind: Da kommen Jonathan und Jakob. Sie haben vielleicht etwas zu essen dabei.

Hirte 2: Nun ja, viel ist es nicht. Komm, Kleiner, beiß du erstmal ins Brot. Dann essen wir.

Hirte 1: Unser kleiner möchte in einem Palast aufwachsen…

Hirte 3: Nicht schlecht. Wer wollte das nicht.

Hirte 2: Nun ja, die Sterne über dir, den unendlichen Himmel, ungebunden von Ort zu Ort ziehen… Wir sind wie ein paar Landstreicher. An einem Ort möchte ich nicht sein. Auch wenn es ein Palast wäre…

Hirte 1: Bei dir ist es doch nicht die Freiheit. Du läufst vor allem weg. Nur keine Verantwortung übernehmen, nur nicht an einer Sache dran bleiben. Du hättest einen Beruf lernen können, aber es war dir zu anstrengend. Du hättest eine Frau haben können, aber du hättest sie ernähren müssen. Wenn ich zu dir sage, bleib allein bei der Herde, weiß ich, dass du nach einer Stunde verschwunden bist, weil du etwas ganz wichtiges zu tun hast.

Kind 4: Ich kann das schon besser als er. Auf mich ist Verlass.

Hirte 3: Als er so alt war wir du, da war es auch noch anders mit ihm.

Hirte 2: Jetzt mache es mal halblang. Du redest, als ob du ein frommer Pharisäer wärst. (ironisch:) Du machst ja alles richtig. Du kennst dich in allem aus.

Hirte 1: Lass mal sein, er ist auch kein verkehrter Kerl. Wenn es darauf ankommt, dann setzt er sein Leben für dich ein, nur so im Alltag da fehlt es etwas.

Kind 4: Was habt ihr nur? Warum macht Ihr euch gegenseitig schlecht? Ihr habt mich aufgenommen. Zählt das nicht?

Hirte 3: Nun ja, das verstehst du noch nicht. Ich war heute in der Stadt. Dort hat mir jemand gesagt, ich komme in die Hölle, weil ich nicht so fromm bin und die Vorschriften nicht streng einhalte.

Wenn der Messias kommt, dann habe ich keine Zukunft.

Hirte 2: Ich glaube, dann haben wir alle nichts zu erwarten.

Hirte 1: Beruhigt Euch, wer weiß ob es so ist, wie die Eingebildeten es sagen. Mein Vater hat gesagt: Wenn der Messias kommt, wird alles anders.  Wenn nicht, wozu sollet er denn kommen?

Hirte 2: Dein Wort in Gottes Ohr!

Hirte 1: (zum Kind 4) Komm, lass uns das Abendgebet sprechen:

(alle sprechen gemeinsam:) „Lass uns, Herr unser Gott, uns niederlegen zum Frieden und lass uns, unser König, aufstehen zum Leben. Breite aus über uns das Dach Deines Friedens, und mach uns vollkommen durch Deinen guten Rat. Hilf uns um Deines Namens willen.“

Hirte 1: was geschieht hier? Werft euch nieder?

Lied:

Engel: »Habt keine Angst! Ich habe eine große Freudenbotschaft für euch und für das ganze Volk. Heute  ist euch der Retter geboren worden, in der Stadt Davids: Christus, der Herr! Und dies ist das Zeichen, an dem ihr ihn erkennt: Ihr werdet ein neugeborenes Kind finden, das liegt in Windeln gewickelt in einer Futterkrippe. Groß ist von jetzt an Gottes Herrlichkeit im Himmel; denn sein Frieden ist herabgekommen auf die Erde zu den Menschen, die er erwählt hat und liebt!“

(Hirten stehen auf)

Hirte 1: Er redet zu uns und verschmäht uns nicht!

Kind 4: Lasst uns dem Kind etwas mitnehmen – wenigstens ein Fell.

Szene 11

Hirte 2: So habe ich mir das vorgestellt. Alle schlafen und verpennen es, wenn Christus geboren wird. Das kann nicht sein! – Ist hier denn niemand, der uns sagen kann, wo ein Kind geboren wurde?

Frau 1: Ruhe dort draußen, wir wollen nur unsere Ruhe.

Frau 2: Seid Ihr betrunken?

Mann (mit Zipfelmütze und Lampe in der Hand): Das kann nicht sein, mitten in der Nacht so ein Spektakel!

Kind: Was ist denn los?

Hirten: Wir suchen ein gerade geborenes Kind, den von Gott gesandten Retter.

Kind 5: Doch sicher in Jerusalem. Das liegt eine halbe Tagereise von hier.

Kind 4: Nein hier in Bethlehem! In einem Stall.

Hirte 3: Seht mal da! (Joseph kommt raus)

Hirte 1: Haben wir euch gestört? Wir mussten hierher kommen und euch erzählen, was wir erlebt haben.

Joseph: Kommt herein.

Kind 5: Wir bringen euch etwas Käse, einen Rest Brot und ein Fell mit. Mehr haben wir nicht. Aber wir müssen Euch viel erzählen.

Erzähler: Maria, die trotz ihrer Erschöpfung nicht schlafen konnte, freute sich über den Besuch und den Zuspruch. Der  zunächst Furcht erregende Stall wurde fast gemütlich. Er erstrahlte im Licht der mitgebrachten Kerzen. Die Worte der Hirten bewegten sie im Innersten und gaben ihr und Joseph viel Mut.

Szene 12

Kind 4: Seht mal dort! Hier ist ja wirklich etwas los. Noch tief in der Nacht kommen Leute auf Kamelen. Jetzt steigen sie ab und laufen das letzte Stück (alle gehen mit vor und gucken)

Frau 1: Die möchte ich ja mal bei Tag sehen. Dass solche Leute zu so ungünstiger Zeit kommen.

Weiser 3: Wohin es uns hier verschlagen hat, das glaubt uns zu Hause niemand. Die lachen uns aus! Ich höre sie schon sagen: Ihr verlasst  das glanzvolle Persien um in dieses kleine Nest zu kommen.

Weiser 1: Sei nicht so voreingenommen. Wenn uns der Stern hierher geführt hat, dann muss das etwas Einzigartiges sein.

Kind 2: Habt Ihr uns etwas mitgebracht?

Kind 3: Gebt uns etwas.

Weiser 2: Es ist ein Wunder, dass wir überhaupt noch etwas bei uns haben und sie uns nicht alles abgenommen haben. Haltet uns nicht auf!

Kind 4: Wo wollt ihr hin?

Weiser 2: Das ist eine gute Frage. Wir suchen ein gerade geborenes Königskind, es muss hier in Bethlehem geboren sein.

Kind 4: Nicht schlecht. Da seid ihr aber richtig bei uns. Meine Freunde sind schon dort. Dort im Stall!

Weiser 1: So ist unsere Welt. Solch ein Kind lässt sie in einem Stall zur Welt kommen.

Weiser 2: Wir kommen  gerade richtig. Auch wenn mein Gold nur ein kleines Geschenk für einen Königssohn sein sollte, hier wird es dringend gebraucht und kann es helfen das Kind vor dem Mörder Herodes zu bewahren. Er wird uns nicht wieder sehen.

Weiser 3: Und um ehrlich zu sein, bei dem Geruch hier tut Weihrauch wirklich Not.

Weiser 1: Myrrhe, die kostbare Salbe, ich glaube, auch das wird er bald brauchen.

So sind die Wege Gottes: Sie sind lang, manchmal gefährlich. Aber Gott kommt ans Ziel, auch wenn er die Hilfe 1000 Kilometer weit bei uns Heiden bestellt.

Kind singt: Marys boychild