Krippenspiel 2008
„Wie sag ich´s nur? Wie erzähl ich´s bloß?“
• Orgelmusik zum Eingang
• Begrüßung
• Lied von den Kindergarten-„Arche“-Kindern
Alles Licht geht aus, die Nebenbühne wird angestrahlt.
Szene 1
Pastorin 1 geht auf der Nebenbühne auf und ab
Pastorin 1: Weihnachten…! Weihnachten…! Hach! Wie sag ich´s nur? Wie erzähl ich´s bloß? Es ist doch jedes Jahr das gleiche!Wir feiern dieses Fest ja wirklich: jedes Jahr wieder! Das ist wunderbar – aber schrecklich zu gleich. Die Weihnachtsgeschichte ist toll! Großartig! Wichtig! Aber: alle kennen sie schon. Wie erzähle ich sie in diesem Jahr nur so, dass sie wieder spannend ist.
Ein anderer Pastor kommt auf die Bühne.
Pastor 2: Ha – liebe Amtsschwester! Na – ganz in Gedanken versunken? Freu dich doch lieber: es ist Weihnachtszeit! Eine wunderbare Zeit! Alle Menschenfreuen sich. Bestimmt wird auch die Kirche wieder ein bisschen voll. Er guckt um sich. Ein bisschen!
Pastorin 1: Ach – das ist es ja gerade! Wie kann ich nur die Weihnachtsgeschichte so erzählen, dass sie heute gut zu verstehen ist. Damit sie neu ist und spannend?!
Pastor 2: Wie jetzt: „neu und spannend“! Das ist doch gerade das schöne daran: das man sie kennt. Das sie vertraut ist.
Pastorin 1: Ja, ja, schon, schon. Aber: magst Du immer das gleiche erzählen?
Und dann die ganzen alten Wörter in der Bibel. Da lachen sie uns am Ende noch aus und sagen: denen fällt ja nie etwas Neues ein…!
Pastor 2: Au wai! Da hast Du recht!
Beide gehend grübelnd hin und her. Wenn der eine nach rechts geht, geht der andere nach links. Die Pastoren 3 und 4 kommen hinzu. Noch während sie die Bühne erklimmen, beginnen sie zu reden.
Pastor 3: Gott zum Gruße, ihr Lieben – was geht ihr denn hier auf und ab wie Knecht Ruprecht mit seinem Rentier in Schnee?
Pastor 4: Ihr lasst ja die Köpfe hängen. Als wäre es irgendwann im November!
Pastor 2: Gut, dass ihr kommt! Helft uns grübeln! Wir wollen die Weihnachtsgeschichte erzählen. Aber wissen nicht: wie!
Pastor 3: Äh – ihr wisst nicht: wie?!? Aber lest doch in der Bibel nach – da steht sie doch drin. Gleich vorn im Lukas-Evangelium im zweiten Kapitel!
Pastor 2: Aber ja doch! Das wissen wir auch! Aber: wie erzählen wir es neu? Spannend und unerwartet! Schön und aufregend!?!
Pastorin 1: Und überhaupt: Welche Bedeutung hat dieses Fest für uns alle?
Ist es mehr: ein „Fest des Lichtes“? Oder: „ein Fest der Wärme“?
Pastor 4: O ja! Natürlich! Genau das ist die Weihnacht! Schau dich doch in den Straßen um: überall Lichter, die Gott den Weg bereiten. Und überall menschliche Wärme – weil die Leute an andere denken und ihnen eine Freude machen.
Pastor 2: Also ist es doch viel mehr das„Fest der Freude“, oder? Aber eigentlich auch das „Fest des Friedens“?
Pastor 3: Ja, ja! Das auch! Vielleicht sogar am allermeisten: ein „Fest des Friedens“.
Pastorin 1: Ohne Zweifel. Aber vielleicht auch mehr „Fest der Liebe“? Oder ein „Fest der Geschenke“?
Pastor 4: Na, das ja nun nicht zu allererst!
Pastor 3: Oh – da frag´aber mal die Kinder hier!
Pastor 2: Apropos „Kinder“ – Weihnachten ist das „Fest der Familie“! Aber auch das „Fest des Glaubens“!
Pastorin 1: Alles stimmt irgendwie, aber was ist das Wesentliche? Worauf kommt es an? Was gehört unbedingt dazu und was nicht?
Pastor 3: Ach so… Tja…!
Pastor 4: Also – ich weiß auch nicht so recht… Was erzählen wir denn von alledem?
Alle vier gehen auf und ab. Da kommen die Pastoren Kinder auf die Bühne.
Szene 2
Kind 1: Mama! Mama! Es ist Weihnachten – Du musst kommen! Die Leute sitzen in der Kirche, alles ist vorbereitet! Schnell, schnell!
Kind 2: Papa – bei uns in der Kirche auch! Komm schnell! Die Glocken haben schon aufgehört zu läuten!
Kind 3: Hilko ist schon fertig mit der Orgelmusik!
Kind 1: Wo bleibst du denn? Weihnachten ohne Pastorin – das ist ja beinahe wie… wie… wie Weihnachten ohne Weihnachtsgeschichte! Alle vier Pastoren zusammen: Oohh! Das ist es ja gerade!!
Pastorin 1: Nein – wir können nicht kommen. Wir wissen nicht, wie wir´s erzählen können.
Pastor 2: Wir Pastorinnen und Pastoren reden ja sowieso immer so wenig. Aber gerade heute wissen wir überhaupt nicht, was wir unsere Gemeinden sagen sollen.
Pastor 4: Wir brauchen noch ein paar Tage oder Wochen. Kann man Weihnachten nicht ein bisschen verschieben? Auf ein paar Tage kommt es ja wohl nicht an…
Pastor 3: Geht ihr man hin und sagt in der Gemeinde folgendes:
Liebe Gemeinde, ihr wisst ja sowieso, worum es geht und wie alles kam! Feiert mal schön! Fröhliche Weihnachten! Wir kommen dann ein andermal!
Szene 3
Engel kommen in den Mittelgang
Engel 1: Nein – nein: so geht es nicht! Wir sind damals auch hingegangen zu den Hirten und den Schafen auf die Weide. Obwohl die ja auch ruhig mal selber hätten hingucken können!
Engel 2: Das ist unser Auftrag. Als Engel sind wir Boten. Ihr seid auch „Boten“ der Geschichte Gottes. Also: ab mit Euch in Eure Kirchen!
Pastor 3: Und was sollen wir sagen?
Engel 4: Na – erzählt doch die Geschichte einfach so, wie sie war!
Pastor 2: Ja, ja – aber zum einen versteht niemand mehr die alte Sprache! Zum anderen wissen aber alle schon in- und auswendig, worum es in der Weihnachtsgeschichte geht!
Engel 1: Ja und Nein! Es gibt Geschichten, die sind immer spannend! Die muss man immer wieder erzählen!
Engel 5: Also ich kenne die Geschichte nun schon seit 2008 Jahren. Und ich finde sie noch immer wunderschön!
Engel 6: Wir Engel waren nämlich damals dabei – bei der ersten Weihnacht.
Engel 7: Genau – damals in Bethlehem. Und seitdem tragen wir die Geschichte weiter.
Engel 8: Und je öfter man sie hört, desto schöner wird sie! Und auch um so spannender!
Pastorin 1: Hmmm meint Ihr?
Gemeindelied: „Alle Jahre wieder…“
Engel 3: So, nun kommt! Es wird schon gehen!
Pastor 2: Aber ihr müsst uns helfen. Ohne himmlischen Beistand geht es nicht, Bote zu sein!
Engel 4: Gut – versprochen! Wir bleiben bei Euch. Und Eure Kinder bestimmt auch, dann sind wir ganz viele. Und die Weihnachtsgeschichte kann beginnen.
Pastorin 1: Na gut – womit fangen wir an?
Kind 1: Na – ganz am Anfang. Die Weihnachtsgeschichte eben!
Pastor 2: Gut – fangen wir also vorne an. Er schlägt eine Bibel auf. Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde.
Szene 4
Soldaten marschieren im Altarraum auf und verteilen sich auf der ganzen Spielfläche
Hauptfrau: Alle Welt soll mal herhören! Wir sind römische Soldaten! Das sieht man ja. Und wir haben ganz Israel besetzt. Weil Kaiser Augustus in Rom viel Geld braucht, müssen wir wissen, wie viele Einwohner Israel hat. Das nennt man eine „Schätzung“. Also: Alle gehen mal bitte in die Stadt, in der sie geboren wurden. Dort könnt ihr euch dann in Listen eintragen lassen. Und: wehe, wenn nicht!
Die Soldaten marschieren wieder ab.
Szene 5
Pastorin 1: Na – da haben wir´s doch schon. Das versteht doch heute kein Mensch mehr! Römische Soldaten und eine Volkszählung… Steuern zahlen an irgendwelche Herrscher – mal ehrlich: wer kennt das schon?!?
Engel 3: Klar kennt man das heute! Und was meinen sie wohl, wie viele das heute noch in Bewegung bringt.
Engel 4: Ganz bewegend ist doch bei euch Menschen zur Zeit die „Abgleichungssteuer“. Ganz neu!
Engel 1: Ach , ihr armen Menschen! Ihr habt es nicht leicht!
Engel 5: Wer denkt sich solche Steuern eigentlich aus?
Engel 8: Und wer bekommt die eigentlich am Ende?
Engel 6: Die Kirchen auf jeden Fall nicht! Wahrscheinlich bekommt der Kaiser mal wieder alle Steuern – wie immer!
Engel 7: Aber wir haben doch gar keinen Kaiser mehr! Jetzt kommen die Steuern allen zu gute!
Kind 2: Könnt Ihr vielleicht mal ein bisschen enger an der an der biblischen Weihnachtsgeschichte dranbleiben? Ihr seid jetzt schließlich mitten im Gottesdienst und da muss endlich wieder etwas in Bewegung kommen!
Engel 2: Damals ist auch vieles in Bewegung gekommen durch diesen Befehl vom Kaiser Augustus. Viele haben sich auf den Weg gemacht. Auch Maria und Josef.
Pastorin 1: Wie war das noch mal? Lies doch mal vor!
Pastor 2 nimmt wieder die Bibel:
„Jedermann ging, dass er sich schätzen ließe – ein jeder in seine Stadt. Da machte sich auch auf: Josef aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth. Er ging in das jüdische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, damit er sich schätzen ließe mit Maria, seinem anvertrauten Weibe. Die war schwanger.“
Pastor 3: Ach – herrlich diese vertrauten, schönen alten Worte!
Kind 3: Aber, was bedeutet denn „ein anvertrautes Weib“?
Kind 1: Dass sie noch nicht verheiratet waren.
Pastorin 1: Ganz genau – und da haben wir es! Das kann man doch unmöglich erzählen! Ein Skandal! Unverheiratet ein Kind bekommen – so etwas gibt es im echten Leben doch gar nicht!!
Pastor 4: Ich will mich ja nicht einmischen – aber ich kenne da schon so ein paar Fälle…
Engel 3: Vielleicht, aber: so etwas wie bei Maria – das gibt es tatsächlich nur in diesem ganz besonderen Fall!
Kind 1: Da – da kann man sehen, wie es damals war. Er zeigt zu Anna, Maria und Josef, die durch den Mittelgang ziehen. Anna geht ein bisschen voraus und drängelt.
Szene 6
Anna: Nun kommt schon ihr beiden! Hochzeitsvorbereitungen erledigen sich nicht von selbst! Los, los, los! Ach bin ich froh, dass ihr euch zur Heirat entschieden habt! Nun kann ich noch erleben wie meine kleine Tochter eine Zimmermannsfrau wird. Und Enkel gibt´s bestimmt auch bald! Oh, wie ich mich darauf freue. Sooo alt bin ich ja noch nicht. Da kann ich euch bei vielem helfen…
Maria: Ach Mutter…!
Anna: Lass man Maria! Wir werden das Kind schon schaukeln! Aber das ist ja noch lange hin. Erst einmal müssen wir eine schöne Hochzeit vorbereiten!
Der Verkündigungs-Engel 1 tritt zu Maria.
Verkündigungs-Engel 1: Maria! Maria blickt sich verblüfft um. Maria!
Maria: Was ist?
Verkündigungs-Engel 1: Fürchte dich nicht. Gott segnet dich. Er hat dich auserwählt. Er selbst will auf die Erde kommen – als Mensch / als Sohn.
Maria: Das ist wunderbar, aber: Was kann ich dabei tun?
Verkündigungs-Engel 1: Du wirst einen Sohn bekommen. Den sollst du Jesus nennen.
Maria: Jesus, das heißt übersetzt: „Gott hilft“. Ich werde das Kind zur Welt bringen, das die Menschen aus ihrer Not rettet? Gott helfe mir.
Verkündigungs-Engel: Fürchte dich nicht!
Maria: Ich bin bereit, den Willen Gottes zu tun. Aber wir müssen nun aufbrechen – Joseph und ich. Fort aus Nazareth. Ganz bis nach Bethlehem.
Maria und Josef gehen in Richtung Altarraum. Anna bleibt zurück.
Anna: Moment mal! Wo wollt ihr denn hin? Soll ich denn die Vorbereitungen alleine bewältigen? Halt mal! Na so was?!?
Gemeindelied: Wie soll ich dich empfangen?
Joseph: Komm doch, Maria! Es kann nicht mehr weit sein. Ich denke, es ist nur noch eine halbe Stunde.
Maria: Alles hätte ich gedacht. Aber, dass es so schwer wird, damit hätte ich nicht gerechnet! Gottes Wege stellt man sich irgendwie anders vor: bequem, alles geebnet. Nicht so, dass einem alles abverlangt wird. Gut, dass ich das nicht von Anfang an wusste.
Joseph: Ich hätte es mir auch nicht geträumt, dass wir einmal so vieles durchstehen müssen.
Ich dachte: man erlernt einen Beruf, heiratet und dann geht alles glatt. Aber in unseren Zeiten ist wohl alles anders. An uns kleinen Leuten bleibt es hängen. Das Du „in anderen Umständen“ bist – danach fragt doch keiner! Bis wir da ankommen – bis dahin ist die Stadt bestimmt längst überfüllt. Wo sollen wir bloß unterkommen?
Maria: Aber deine Familie kommt doch aus Bethlehem. Gibt es nicht noch eine Tante oder einen Onkel, der uns aufnimmt.
Joseph: Ach – meine Verwandten…! Die kennen mich doch gar nicht mehr. Unsere Familie ist so groß. Alle wohnen über das Land verstreut. Du kennst doch meine Verwandtschaft. Aua ha!
Maria: Oh, oh, Joseph – das Kind kommt schon auf die Welt. Ich muss mir nur meine Kräfte einteilen. Und du musst mir helfen, statt dich über deine Verwandten aufzuregen. Die beiden gehen in den Altarraum. Dort ist Bethlehem.
Szene 7
Pastor 2: Ja und nun? Genau das meinen wir: ein jugendliches Mädchen und ein junger Mann – beide sozusagen mit Migrations-Hintergrund. Mittellos irgendwo in der Fremde! Sowas kann man doch nicht erzählen zum Fest der Familie. Zum Fest der Freude und der Gemütlichkeit.
Pastorin 1: Genau! So etwas will doch keiner hören. Da kommt dann wahrscheinlich das Jugendamt Bethlehem ins Spiel und wird eingreifen. Das gehört doch eigentlich nicht in den Gottesdienst am Heilig Abend!
Kind 1: Wartet doch mal ab – vielleicht gibt es ja jemanden in Bethlehem, der ein gutes Herz hat. Jemanden, der die beiden aufnimmt.
Pastor 4: Das glaubst du doch selber nicht!
Pastor 3: Bethlehem – das kenne ich! Das ist ein ganz kleines Städtchen. Ganz anders als unser schönes großes Großefehn!
Kind 2: Warte mal – jetzt haben sie Bethlehem ja gleich erreicht und werden ihr Glück versuchen. Was steht denn in der Bibel? Lies doch mal weiter vor!
Pastor 2: „Und als sie dort waren, kam die Zeit, dass sie gebären sollte. Und sie gebar ihren ersten Sohn du wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.“
Szene 8
Lautes Hämmern an der Tür lenkt die Blicke wieder nach vorne zum Altarraum. Josef und Maria klopfen beide an die Tür eines Hotels.
Wirt 1 (genervt): Ja, ja, ja, ja! Was ist denn los? Was wollt ihr denn? Ich komme ja schon!
Maria: Wir wollen nur ein Zimmer. Wir kommen wegen der Volkszählung und haben einen weiten Weg hinter uns.
Wirt 1: Oh – nicht schon wieder! Wisst ihr eigentlich, wie oft ich in den letzten Tagen diesen Spruch gehört habe? Nein – seht bloß zu, dass ihr weg kommt! Bei mir ist alles belegt. Über-belegt!
Josef: Na hören sie mal! Wie sprechen Sie denn mit uns. Ich bin aus der Familie des Königs David!
Wirt 1: Ha! Das ich nicht lache! Der hatte viele Frauen und noch viel mehr Kinder! Fast alle, die zur großen Schätzung hierher kommen sind aus der Familie Davids. Tut mir leid, Herr Blaublut – die Nummer zieht nicht mehr!
Der Wirt geht zurück ins Haus.
Maria: Sowas aber auch! Was machen wir denn nun?
Josef: Na: weiter probieren. Irgendwo wird es schon ein Plätzchen für uns geben!
Die beiden gehen zum nächsten Hotel und klopfen an.
Wirt 2: Komme schon! Guten Abend die Herrschaften, kann ich etwas für Sie tun?
Maria: Ja – wir brauchen ein Zimmer. Ihr habt doch Zimmer?
Wirt 2: Natürlich habe ich Zimmer. Aber davon ist keines mehr frei!
Josef: Na – aber vielleicht irgendwo eine Stelle zum Schlafen. Wissen Sie, meine Frau bekommt ein Kind.
Wirt 2: Ihre Frau? Sind Sie denn überhaupt verheiratet – so jung, wie sie sind? Das nimmt Ihnen doch keiner ab. Nein – so etwas will ich in meinem ehrenwerten Haus nicht haben. Selbst wenn ich einen Schlafplatz hätte – euch würde ich nicht aufnehmen. Das sind ja Zustände…!
Der Wirt geht in sein Haus zurück
Maria: Was ist denn hier los? Sind die Menschen so hartherzig?
Josef: Na ja – es ahnt ja keiner, wer da zur Welt kommt.
Ein dritter Wirt kommt in den Altarraum und trägt ein Schild mit der Aufschrift: Zimmer / Häuser / Ferienwohnungen. Er ruft:
Wirt 3: Ferienwohnungen! günstige Zimmer! Pension „Sternenblick“! Immobilien! Zimmer! Häuser!
Maria: Halt! Hierher! Sie sind unser Mann! Wir brauchen ein Zimmer!
Wirt 3: Ja gerne! Ich habe schöne große Unterkünfte – an der Küste in der Wüste und überall in der Welt.
Josef: Oh – wir suchen etwas hier in Bethlehem.
Wirt 3: In Bethlehem? Nichts zu machen! Aber ich hätte da etwas schönes in Nazareth.
Maria: Aber da kommen wir doch gerade her! Wir suchen etwas: hier!
Wirt 3: Nein, tut mir leid. Wissen sie – zur Zeit gibt es eine regelrechte „Immobilienkrise“. Die ganze Welt leidet darunter und vor allem: Bethlehem. Nehmen sie doch etwas hübsches am Meer.
Josef: Nein vielen Dank. Das können wir uns nicht leisten, außerdem suchen wir ja man bloß eine Unterkunft.
Wirt 3: Wie alle. Da kann ich ihnen nicht helfen. Er zieht weiter. Bungalows! Eigentumswohnungen! Doppelhaushälften! Bauplätze – voll erschlossen!
Zwei Frauen aus Bethlehem kommen zu Maria und Josef.
Szene 9
Frau 1: Haben wir da eben gehört, dass ihr ein Quartier sucht?
Frau 2: Das wird euch nicht gelingen. Unser Bethlehem ist die kleinste unter all den Städten hier in der Region. Aber wegen der Volkszählung kommen im Moment soooo viele Menschen hierher!
Frau 1: Wenn ihr nicht so zimperlich seid. Da gäbe es schon noch eine Möglichkeit. Da hättet ihr wenigstens ein Dach über dem Kopf.
Maria: Das nehmen wir – unbesehen! Wo müssen wir hin?
Frau 2: Draußen vor der Stadt ist ein kleiner Stall. Da stehen zur Zeit nur ein Ochse und ein Esel unter. Wenn ihr wollt, könnt ihr da bleiben.
Josef: Maria – ich glaube, dort soll das Kind geboren werden. Lass uns den Stall nehmen. Die beiden gehen hinter die Kulissen. Der Stern geht an.
Gemeindelied: Zu Bethlehem geboren
Szene 10
Kind 1: Ach ist das schön!
Kind 2: Ach ist das romantisch!
Kind 3: Ach ist das anrührend!
Pastor 3: Ach ist das schrecklich unweihnachtlich! Kinder – überlegt doch mal: da wird der Sohn Gottes geboren. Gott selbst kommt in ihm zur Welt. Und dann: in einem Stall?!?
Pastor 2: Das geht ja irgendwie gar nicht! Allein die hygienischen Umstände da in diesem Stall! Das war ja nicht so ein blitzsauberer Laufstall wie bei uns heute. Das war ja wohl nur so ein „Verschlag“.
Pastor 4: Wenn wir das so erzählen, laufen alle aus der Kirche. Weihnachten – das ist etwas für´s Gemüt. Etwas Ordentliches und Gemütliches!
Kind 2: Aber die ersten die davon gehört haben, lebten auch in so unordentlichen Umständen. Das waren, nach damaligen Vorstellungen, auch keine anständigen, Leute.
Pastor 2: Was? Dann hör doch mal hin. Er liest aus der Bibel: Es waren Hirten in der selben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde. Und der Engel des Herrn trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie und sie fürchteten sich sehr.“
Da steht nichts von unordentlichen Leuten!
Kind 1: Aber Papa! Hirten waren das damals. Und die Hirten zählten zu den Verachteten. Sie lebten nach dem Motto: „Ist der Ruf erst ruiniert, lebt sich´s dann ganz ungeniert“. Sieh doch selbst.
Szene 11
Gemeindelied: Langsam wird es dunkel
Hirte 1: Heute müssen wir aufpassen, dass wir nicht erwischt werden beim Schmuggeln. Es ist sternenklar!
Hirte 2: Du hast recht! Man sieht aber auch alles. Der Mond scheint und die Sterne leuchten, so dass man den Weg wie am Tage erkennt.
Hirte 3: Kommt wir gehen hier am Hang entlang, da bemerkt uns keiner. Passt auf, dass Ihr nicht so einen Lärm macht! (sie schleichen ganz langsam durch den Mittelgang und gucken sich dabei um)
Schaf 1: ganz laut Määäh!
Hirte 4: Pschschscht! Wirst Du wohl leise sein! Ihr Schafe seid hier nur die Tarnung.
Die Hirten 2 und 3 gehen ein Stückchen von der Gruppe fort.
Schaf 1: So weit kommt´s. Das ist eine ganz besondere Nacht!
Schaf 2: Von wegen Tarnung! Ihr Hirten seid unsere Tarnung! Wir wollen nämlich sehen, was heute in dieser Nacht geschieht.
Schaf 3: Wir haben das nämlich im Gefühl.
Schaf 4: In unserem Instinkt also. Das haben wir Tiere Euch Menschen voraus. Wir haben so ein Gespür für die Atmosphäre.
Schaf 1: Heute hat Gott Großes mit seiner Welt vor!
Hirte 1: ( so laut wie es geht) Halt! Wer seid ihr?
Hirte 2: (erschrocken) Hast du mich erschreckt. Wir sind es doch bloß. Wir waren ein Stück voraus gegangen.
Hirte 1: Ach so! Sagt das doch gleich! Habt ihr etwas gefunden und mitgebracht?
Hirte 3: Was denkst du denn?! Deswegen sind wir ja so geschlichen. Wer kein schlechtes Gewissen hat, der geht singend und pfeifend seinen Weg. Wir schleichen lieber!
Hirte 1: Es ist so klar heute. Ich hätte euch eigentlich längst sehen müssen. Ach – ich wünschte, mein Leben wäre auch so durchschaubar wie diese Nacht und ich würde endlich wissen, wie ich alles in die richtige Bahn bekomme.
Hirte 2: Jetzt wirst du moralisch! Wenn du erst einmal hier bei den Herden gelandet bist, dann gibt´s kein zurück.
Hirte 3: Es ist lange her, dass aus Hirten Könige wurden, wie bei David. Da galten wir noch etwas! Aber heute..! Einfache Arbeiten – die machen nur noch solche Halunken, wie wir. Dabei hatte ich mir das ganz anders vorgestellt mit meinem Laben… Aber jetzt? Was ist aus mir geworden? Ich habe Angst vor Gott, wenn er mir begegnet. Er verzeiht nicht, glaube ich.
Hirte 2: So ist nun mal das Leben. Die einen, die gefallen Gott. Die kommen mit ihrem Leben zurecht. Die anderen, die sind dazu geboren, es schlecht zu haben, es verkehrt zu machen. Da kannst Du Dich anstrengen wie du willst. Es lohnt sich nicht. Es wird kein bisschen anders! Einmal „schiefe Bahn“ – immer „schiefe Bahn“!
Verkündigungs-Engel 2: Fürchtet euch nicht: Siehe, ich verkündige euch eine große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus der Herr, in der Stadt Davids, die da heißt Bethlehem. Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet das Kind finden in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen. Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen.
Szene 12
Hirte 1: Was habt ihr gesehen? Das gibt´s doch nicht! War das ein Engel?
Hirte 2: Das ist unglaublich. Ich war doch eben noch ganz fest davon
überzeugt, dass alles in unserem Leben planlos, ohne Ziel verläuft und nun so etwas! Gott redet mit uns freundlich, er macht uns Hoffnung.
Hirte 3: Lasst uns losgehen und nach dem Kind sehen.
Hirte 4: Vielleicht stimmt das ja, was dieser Engel gesagt hat!
Gemeindelied: Kommet ihr Hirten
Szene 13
Kind 2: So gehen sie erst einmal los.
Von ihren Feldern nach Bethlehem ist es ja noch ein ganzes Stück zu laufen. Vielleicht gehen sie ja nun einen ehrbaren und guten Weg durchs Leben.
Kind 3: Ja wunderbar! Das kann man doch gut ansehen – an so einem
Abend wie heute. Diese Hirten sind die ersten, die von
Weihnachten erzählen. Sozusagen: die ersten „Pastoren“. „Pastor“ ist ja das lateinische Wort für: „Hirte“
Pastorin 2: Ach ich weiß nicht, ich weiß nicht! Solche Hirten? Bloß so komisch „verbrecherische“ Hirten?
Pastor 4: Komisch, dass man unseren Beruf nach solchen Hirten benannt hat. Verantwortung tragen sie ja schon. Aber ausgerechnet diejenigen, die als allererste davon hören, das Jesus geboren ist – die machen als Zeugen nicht eben viel her.
Kind 1: Aber es gab ja nicht nur die Hirten, die das Wunder der Weihnacht gesehen und davon erzählt haben. Ganz gelehrte Leute, so erzählt uns die Bibel haben auch ein Abenteuer auf sich genommen, um das Kind zu finden.
Pastorin 2: blättert in ihrer Bibel. Komisch – davon finde ich hier in der biblischen Weihnachtsgeschichte gar nicht.
Pastor 2: Das steht ja auch im Matthäusevangelium.
Pastor 3: Du hast wohl lange nicht mehr in der Bibel gelesen.
Pastor 1: Na ja. Ähemm! Wie soll ich das erklären…
Kind 2: Seid doch mal still: hier: erzählt es doch so, wie es da im Mittelgang gerade geschieht.
Im Mittelgang kommen die drei Weisen.
Szene 14
Weiser 1: (geht rückwärts) Habt ihr das vom griechischen Philosophen Sokrates gehört? Man sagt, dass er eine göttliche Stimme gehört hat. Nicht mehrere, sondern nur eine Gottheit soll es geben!
Weiser 4: Eine Gottheit! Wem ist denn so was offenbart worden? Das habe ich ja noch nie gehört! Mit einem Gott – da kommt man ja nie aus.
Weiser 2 (mit einem Fernglas): Doch, doch – ich habe vor langer Zeit davon gelesen. Das ist sooo neu nicht! Die Juden glauben an einen Gott. Die alten Ägypter sollen auch so einen Glauben gehabt haben und sogar einige Nomadenstämme… Eigentlich nicht schlecht der Gedanke, dass es alles aus einer Hand kommt.
Weiser 3: Achtung!
Der Weise 1 stolpert; der Weise 3 hilft ihm auf.
Weiser 2: Ha, ha! Seht euch diesen Weisen an! Er ist (nach mir!) einer der
gebildetsten Mensch auf dieser Erde, aber einen Schritt rückwärts zu gehen – da ist er überfordert.
Weiser 1: Man kann sich nicht auf alles konzentrieren! Die Philosophie erfordert unsere ganze Konzentration. Außerdem, auch wenn es rückwärts geht, geht´s trotzdem immer vorwärts!
Weiser 3: Wer hat das schon wieder gesagt??
Weiser 1: Ich selber!
Weiser 4: Seht mal da vorn: den Stern! Habt ihr den schon einmal gesehen?
Das sieht beinahe so aus, als wenn mehrere Planeten in einer Reihe stehen.
Weiser 2: Ach – Sterne! Planeten! Die haben wir doch alle schon tausendmal gesehen. Am Himmel – da gibt es nichts Neues zu entdecken! Es müsste mal etwas wirklich bedeutsames geschehen, damit wir es untersuchen könnten und noch berühmter werden..
Weiser 1: Aber was?
Weiser 4: Na zum Beispiel, wenn der Himmel und die Erde sich berühren!
Jetzt guckt euch doch mal meine Planetenreihe an. Das sieht doch so aus, als wenn da ein Lichtschein auf die Erde fällt
Weiser 2: Zeig mal. Du hast recht. Das ist ungewöhnlich! Vielleicht geschieht ja tatsächlich es etwas besonderes – am Himmel!
Weiser 3: Und auf Erden! Sonst hat man ja nichts davon!
Weiser 2: (blickt durch sein Fernglas) Da! Tatsächlich! Ich meine, es sind Jupiter und Saturn, die da ganz nah zusammenstehen. Sie sehen aus, wie ein großer Stern. Da braut sich was zusammen
Weiser 1: Zeig mal! (Er schaut durchs Fernrohr) Ich sehe noch nicht ganz klar…
Weiser 3: Bitte stolper jetzt nicht wieder!
Weiser 1: Gut, dass du es sagst! … Ja wirklich, Jupiter und Saturn… Was soll das denn nun wieder bedeuten? Jupiter – der Stern eines Königs, Saturn – der Stern der Juden. Das ist etwas! Am liebsten würde ich hin.
Weiser 2: Warum nicht? Das ist die Gelegenheit. Wir gehen in die Geschichte ein als die größten Forscher unseres Landes.
Weiser 3: Was werden wir brauchen? Eine so lange Reise habe ich noch nie gemacht. Wir brauchen Kamele, die uns hintragen, genügend Proviant und vor allem ein paar Geschenke:
Weiser 4: Genau! Holt Gold, Weihrauch und auch Myrrhe. Ein Königskind ist geboren, da können wir nicht so knauserig erscheinen.
Weiser 2: Ich bin sicher, das gibt eine Feier. Endlich einmal aus dem Vollen schöpfen. Tagelang Musik und Wein und Tanz. Sich mit berühmten Leuten aus aller Welt unterhalten. – das nenne ich Arbeit und Forschung, die Spaß macht.
Weiser 1: Solche Reisen liebe ich, wenn man weiß, daß die Freude größer ist als alles andere, ein großes Fest am Ende… Wann gehen wir los?
Weiser 3: Morgen! Wir haben einige Zeit zu wandern.
Alle drei gehen nach vorne hinter die Kulissen
Szene 14
Pastor 4: „Weise aus dem Morgenland“! Ausgerechnet! Was wissen die schon von moderner Theologie?!?
Pastorin 1: So ist es ! Nein – es bleibt dabei. Die Weihnachtsgeschichte kann man eigentlich gar nicht erzählen! Alle kennen sie. Aber sie passt eigentlich gar nicht zu dem Festtag – so, wie wir ihn immer begehen wollen.
Pastor 2: Stimmt! Wir setzen in diesem Jahr mal aus. Wir sagen unseren Gemeinden: „lest selber nach – im Lukasevangelium im zweiten Kapitel.“
Pastor 3: Weihnachten ohne Fest – seid ihr sicher?
Pastorin 1: Ja sicher! Wie willst du das ganze denn sagen / wie willst du´s weitergeben?
Kind 1: Aber: ihr habt doch jetzt die Weihnachtsgeschichte gelesen!
Kind 2: Mir hat sie gut gefallen. Und es gehört wirklich alles sooo dazu. Man darf nichts davon weglassen.
Kind 3: Und wenn ihr wieder einmal nicht wisst, wie ihr die Weihnachtsgeschichte weiter-erzählen sollt, dann lest sie doch einfach vor!
Der Text ist soooo wunderschön!
• Abschlussworte
• Lied von den Kindergarten-Arche-Kindern
Die Kindergarten-Kinder bleiben stehen. Alle anderen Mitwirkenden kommen im Altarraum zusammen.
• Vater unser
• Segen
Gemeindelied „O du fröhliche“